Die Visionen des Joseph Smith: Sein Stil und sein Bericht
FAIR Konferenz 2013
Darmstadt, Deutschland
15. 06. 2013
Ich will zu Anfang sagen, dass es viele unter den glaubenstreuen Gelehrten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gegeben hat, die sich mit diesem Thema auseinandergesetzt haben, wenn auch in einer etwas anderen Weise, als ich es heute tun werde. Ihre Absicht war und meine heute ist zu zeigen, dass das Studium der Dokumentation und der Umstände rund um das Leben von Joseph Smith die Echtheit seiner Ansprüche erhärtet und bekräftigt, Besuch von himmlischen Wesen erhalten zu haben. Wir stehen in der Schuld dieser anderen Gelehrten. Ich habe von der Arbeit der glaubenstreuen Ausleger der Vergangenheit und Gegenwart sehr profitiert.
Vielleicht stehen wir paradoxerweise auch in der Schuld der selbst ernannten Kritiker von Joseph Smith, die in ihrem Versuch, den Propheten und die Kirche zu untergraben, Antworten auf schwierige Fragen gefordert und Schlüsse gezogen haben, die uns herausgefordert haben zu antworten. Wenn es zur ernsten Studie des Lebens des Propheten kommt, können wir nicht mehr voraussetzen, dass es genug sein wird, auf ein aufrichtiges Zeugnis zu vertrauen, um aggressive Anwürfe gegen den Propheten und seine Arbeit beizulegen.
Ich erkenne an, dass der Glaube an die Erlebnisse Joseph Smiths eine Sache des Glaubens ist, genau so wie wir glauben, dass es einen Gott im Himmel gibt und dass Jesus sein Sohn ist. Aber ich glaube auch, dass es empirische Werkzeuge gibt, die einen Ausdruck des Glaubens entweder untauglich machen oder bekräftigen können. Im Fall, den wir gerade betrachten, sind jene empirischen Werkzeuge die schriftliche Dokumentation, die bis heute überlebt hat, bezüglich Josephs und seiner Ansprüche darauf, durch Gott göttlich ernannt worden zu sein, um das wieder herzustellen, was jetzt als Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bekannt ist.
Es gibt, meiner Meinung nach, einer Liste von mehreren Faktoren, die überzeugende Hinweise anbieten, dass Joseph Smith die Wahrheit gesagt hat, und dass er nicht der „fromme Schwindler” war, als den ihn manche hinstellen. Treue Gelehrte in der vorigen Generation haben sehr viel über (1) die historischen Beweise der Visionen von Joseph, und (2) der Indizienbeweis für dieselben geschrieben. Und während das, was ich sage, nicht der wichtigste Faktor in dieser prophetischen Einschätzung sein mag, ist Josephs Feingefühl von in Bezug auf Heiliges notwendig, um ihn als Propheten zu verstehen.
In dieser schriftlichen Dokumentation, die während der frühen Periode der Kirche geschaffenen wurde, finden wir Hinweise, manchmal in Bruchstücken und Scherben, die den göttlichen Auftrag von Joseph Smith als authentischer Prophet bestätigen. Wir haben nie behauptet, dass Joseph Smith vollkommen war, dass er irgendetwas anderes als ein Sterblicher war. Aber ich behaupte, dass diese schriftliche Dokumentation der Überzeugung Substanz geben, dass obwohl Joseph Smith ein fehlbarer Mensch war, er die Wahrheit gesagt hat und dass er erlebt hat, was er erlebt zu haben behauptet hat. Jedoch, die selektive Verwendung der gleichen Dokumente durch Kritiker, die ihr Zerrbild zusammensetzen, indem sie die volle Breite der existierenden Hinweise ignorieren, kann interssanterweise das Panorama-Bild durch eine verdrehte Einordnung der Beweise bedeutsam entstellen.
[Slide] Zum Beispiel, in Bezug auf das, was als die Erste Vision von Joseph Smith bekannt ist, hat Fawn Brodie in der zweiten Ausgabe ihrer konfrontativen Biographie Josephs No Man Knows My History geschrieben: „Die wundervolle Vision, die er in späteren Jahren beschrieben hat, war wahrscheinlich die Weiterentwicklung von einem halbvergessenen Traum, der durch die frühe Revival-Begeisterung stimuliert ist, und wurde durch die reiche Folklore von Visionen verstärkt, die in seiner Nachbarschaft zirkulierten. Oder es kann bloße Erfindung gewesen sein, irgendwann nach 1830 geschaffen, als das Bedürfnis für eine großartige Tradition entstanden ist.” [Brodie, No Man Knows My History, 25, second edition, 1971.] [Slide] Ein Dutzend Jahre später schrieben Ed Decker und Dave Hunt, die für den Film The Godmakers berühmt geworden waren: Alle Hinweise weisen auf den Schluss hin, dass die[visionären Berichte in der Geschichte der Kirche von Joseph] fabriziert waren, um das Image der Mormonenkirche in den Augen seiner Kritiker zu erhöhen und die nachlassende Autorität des ,Propheten’ angesichts wachsender Rebellion zu stützen.” Sie nehmen an, dass der Leser glauben wird, was sie behaupten, obwohl es nicht wahr ist, und fahren fort: „Hätten diese Begebenheiten stattgefunden,” erklären sie, „wären sie unzweifelhaft unter den ersten ,Beweisen’ gewesen, die man potentiellen Konvertiten gegenüber erwähnt hätte, wie man es jetzt tut; und wären sie bekannt gewesen, so wäre es undenkbar, dass man sie irgendjemanden gegenüber nicht erwähnt hätte. Man kann nur schließen, dass diese für die Etablierung der Mormonenkirche elementar wichtigen Begebenheiten, tatsächlich nicht stattgefunden haben.” [Decker and Hunt, The Godmakers, (1984), 203-204.]
Meine Absicht heute ist, eine Reihe von wesentlichen Materialien aus dem historischen Bericht zu untersuchen, um für Sie den historischen Kontext des prophetischen Stils des Joseph Smith herauszuarbeiten und dadurch zu zeigen, dass trotz der Behauptungen der Kritiker, Josephs Verhaltensart und Weise einen Mann zeigt, der Heiliges streng vertraulich behandeln konnte. Diese Analyse widerlegt die vereinfachte Kritik, die Frau Brodie und die Herren Decker und Hunt vorbringen, wenn sie ihr verdrehtes Bild von Joseph und seinen Visionen zeichnen, indem sie die Dokumentation sehr selektiv verwenden und absichtlich Hinweise missachten, die Josephs Behauptungen bestätigen.
Joseph Smith, so glauben wir, hinterließ eine Tradition, in der es klar ist, dass er behauptete, eine Anzahl von göttlichen Begegnungen mit himmlischen Wesen gehabt zu haben. Brodie, Decker und Hunt wollen Sie glauben machen, dass ein vernünftiger Mensch, nachdem er eine göttliche Kundgebung erhalten hat, nach Hause laufen würde, sein Tagebuch schnappen würde und achtsam in großem Detailgrad festhalten würde, was er erlebt hatte und dann würde er von Nachbar zu Nachbar laufen und rufen: „Wisst Ihr, was mir passiert ist?” Die besten historischen Hinweise zeigen, dass diese Denkrichtung eine total fehlerhafte Voraussetzung ist.
Der erste Punkt, den ich machen möchte, weist darauf hin, wie Joseph Smith auf himmlischen Besuch reagierte. Ich gehe weiter mit der Annahme, dass er, wenn er wahrhaftig ein himmlisches Erlebnis hatte, es wahrscheinlich eine Widerspruchsfreiheit in den Prinzipien und Vorgehensweisen geben würde, zwischen ihm und den prophetischen Figuren, die ihm vorausgegangen waren. Die Fülle der Dokumentation von modernen Offenbarungen, die Joseph erhielt, zeigen diese Authentizität. Lassen Sie mich das ausführen.
Während der Übersetzung des Buches Mormon stieß er auf diese signifikante Passage: „Es ist vielen gegeben, die Geheimnisse Gottes zu kennen; doch ist ihnen das strenge Gebot auferlegt, nichts mitzuteilen außer gemäß dem Maß seines Wortes, das er den Menschenkindern zugesteht.” [Alma 12:9.] Denjenigen, die Offenbarung empfangen, heißt es also hier, ist „das strenge Gebot auferlegt”, es für sich zu behalten und nur mitzuteilen, wie es angebracht ist. Während er die Offenbarung empfing, die als Buch Moses bekannt ist, war Joseph inspiriert zu schreiben: „Zeige sie niemandem außer denen, die glauben,” und „Sieh zu, dass du sie keinem Menschen zeigst, bis ich es dir gebiete, außer denen, die glauben.” [Moses 1:42; Moses 4:32.] Es ist klar, dass hier eine Sensibilität betont ist, die Joseph nicht entgehen konnte, zurückhaltend in Bezug darauf zu sein, die Offenbarungen Gottes kundzutun oder bekanntzugeben.
Jetzt sehen wir uns die Dokumentation an, die zeigt, dass nicht nur Joseph vom Herrn über diese wichtige Erwartung belehrt wurde, Heiliges vertraulich zu behandeln. Aus Josephs eigener Geschichte erfahren wir, dass er einen natürlichen Instinkt für diese Qualifikation hatte, schon bevor seine prophetische Rolle ihm bekannt gegeben worden war. [Slide] Aus unserer Arbeit an den Joseph Smith Papers werden uns neue Einsichten über Josephs Verhalten klar, die wir nie zuvor betrachtet hatten. Slide 12 Es gibt einen populären Kirchenfilm über Josephs Erste Vision, einen, den ich persönlich sehr mag, der fehlerhafter Weise zeigt, wie Joseph vom Hain gelaufen kommt und ruft: „Mutter, Mutter”. Dadurch wird suggeriert, dass das Erste, was er nach diesem bemerkenswerten Erlebnis tat, nach Hause zu rennen war, um seiner Mutter davon zu erzählen. Jedoch sein eigener Bericht und zwar derjenige, den die Kirche Jesu Christi als den offiziellen Bericht anerkennt, enthält diesen aussagekräftigen Ausdruck über sein Verhalten direkt nachdem er den Hain verlassen hatte. Als er nach Hause kam, sagte Joseph, „Und [..] ich mich gegen den offenen Kamin lehnte, fragte mich die Mutter, was los sei.” Mit anderen Worten, seine Mutter, Lucy Mack Smith, erkannte, dass irgendetwas ihrem Jungen zugestoßen sei, und sie wollte wissen, was es war. Anstatt sie zu beruhigen, indem er das anderweltliche Erlebnis schilderte, das er gerade gehabt hatte, sagte er einfach nur: „Schon gut, alles ist in Ordnung, mir ist ganz wohl zumute.” Er beschloss still zu sein. Alles was er ihr sagte, war: „Ich habe für mich selbst herausgefunden, daß der Presbyterianerglaube” – oder wie ich es interpretiere: der Kalvinismus – „nicht richtig ist.” [Willard Richards, Einfügung, Dezember 1842, Joseph Smith – Lebensgeschichte, 1:20; History of the Church 1:6]
Nicht nur, dass er seiner Mutter das Erlebnis nicht beschrieb, offensichtlich erzählte er niemandem in seiner Familie zu dieser Zeit davon, wenn es auch sicher ist, dass er das später tat. Die einzige Person, der er es erzählte, war ein örtlicher Priester, ein Geistlicher, von dem er dachte, dass er es verstehen würde und dass er ihm vertrauen konnte. Joseph sagte, dass er, als er sein Erlebnis erzählte, zurückgewiesen wurde und dass der Mann, dem er vertraute, sich über ihn lustig machte: „Er ging nicht nur leichtfertig mit meinen Worten um, sondern mit großer Verachtung und sagte, dass es alles vom Teufel sei.” [Draft 2, Joseph Smith Histories, Band 1, 216.]
Sicherlich würde doch irgendwer verstehen. Er teilte sein Erlebnis anscheinend mit anderen Menschen in der Gegend, die hohes Ansehen genossen, die, wie er sagte, „schwere Verfolgung” auf ihn häuften. Natürlicherweise lernte Joseph nach einiger Zeit seine Lektion. Ab dann war er besonders vorsichtig zu enthüllen, was ihm geschehen war.
Natürlich wissen wir, dass Joseph später über seine himmlischen Erfahrungen schrieb oder Berichte darüber veröffentlichen ließ, aber seine frühen Instinkte waren, heilige Dinge heilig zu halten. [Slide] Und, wie ich schon sagte, wurde viel über die primären Anhaltspunkte und Indizienbeweise geschrieben. Die erste Erzählung der Vision auf Papier ist aus dem Jahr 1832 (sie ist in Josephs Handschrift geschrieben), die zweite aus 1835, die dritte aus 1839 und die vierte aus 1842. Aber diese Erzählungen wurden nicht, wie die Kritiker behaupten, Jahre nach den Fakten zu Papier gebracht, weil er sich zu dieser Zeit unsicher fühlte.
Einer der wichtigsten Gelehrten des Mormonismus im 20. Jahrhundert, Hugh Nibley, hat Josephs Motive und Verhaltensweisen auf eine Art zusammengefasst, die perfekt zu dem passt, was wir über den jungen Propheten wissen: „Man mag fragen”, stellt Dr. Nibley fest, „warum sollte Joseph Smith so lange gewartet haben, um seine Geschichte offiziell zu erzählen” [wie Fawn Brodie und Ed Decker es ihm ankreiden}? „Aus seiner eigenen Erklärung [damit ist der offizielle Bericht der ersten Vision von 1839 gemeint] geht hervor, dass er es überhaupt nicht öffentlich erzählt hätte, wenn er sich nicht durch all die Skandalgeschichten, die zirkulierten, dazu „veranlasst” [das ist das Wort, das Joseph selbst verwendet] gefühlt hätte. Es war eine Regel unter denen, die das Evangelium in alter Zeit hatten, dass die größeren Lehren nicht öffentlich preisgegeben wurden.” Nun, das ist genau, wie sich Joseph verhielt. „Was die gegenwärtige Beweislage am stärksten suggeriert,” fährt Nibley fort, „ist, dass Joseph seine Geschichte einigen Anhängern schon früh erzählte, dass die Geschichte Kreise zog, wie solche Dinge es tun… [Aber] er tat dies widerwillig und beschränkte seinen Bericht auf das Wesentlichste. Sein ganzes Leben hindurch war Joseph Smith nicht eifrig, die Geschichte der Ersten Vision zu erzählen. [Hugh Nibley, „Censoring Joseph Smith’s Story” Improvement Era 64, nos. 7, 11 (July, November 1961): 522, 813.]
Das mag für einige überraschend klingen. Solange ich lebe, haben wir als Kirche diese heilige Geschichte der Ersten Vision verwendet, um die göttliche Berufung des jungen Propheten zu zeigen, eine Art von „Beweis”, dass er von Gott erwählt war. Ich habe die Geschichte oft als junger Missionar verwendet, wenn ich Menschen an der Tür angesprochen habe. Jedoch werde ich zeigen, dass dies für Joseph seinen Instinkten entgegen war. Es brauchte Jahre von Erfahrung, bevor Joseph das Timing erkannte, wann er über sein Erlebnis reden sollte. Und über manches werden wir nie Bescheid wissen.
Bei einem anderen Ereignis, das in seinem offiziellen Bericht steht, und zwar das Hervorkommen des Buches Mormon betreffend, erklärte Joseph im Jahr 1823, dass er drei Mal in einer Nacht vom Engel Moroni besucht wurde. Ohne Schlaf in dieser Nacht ging Joseph am nächsten Morgen mit seinem Vater an die Arbeit auf ihrer Farm. Völlig ausgelaugt sagt er:
Als ich aber anfangen wollte, wie sonst zu arbeiten, war ich derart erschöpft, daß ich zu nichts fähig war. Mein Vater, der mit mir zusammen arbeitete, bemerkte, daß mit mir etwas nicht in Ordnung war, und schickte mich nach Hause. Ich machte mich auf und wollte zum Haus hingehen; als ich aber den Zaun übersteigen wollte, um das Feld zu verlassen, auf dem wir waren, verließen mich die Kräfte vollends, und ich fiel hilflos zu Boden; und eine Zeitlang war ich gänzlich bewußtlos. Das erste, woran ich mich erinnern kann, war eine Stimme, die zu mir sprach und mich beim Namen rief.
Ich schaute auf und sah den gleichen Boten [der mir zuvor erschienen war] über meinem Haupt stehen, von Licht umgeben wie zuvor. Noch einmal wiederholte er alles, was er mir in der vergangenen Nacht gesagt hatte, und gebot mir, zu meinem Vater zu gehen und ihm von der Vision und den Geboten, die ich empfangen hatte, zu berichten. [Draft 2, Joseph Smith Histories, volume 1, 230, 232; History of the Church, 1: 14-15; Joseph Smith—History 1:47-49, p. 54.]
Wenn wir der Logik von Josephs Kritikern, die wir bereits zitiert haben, Glauben schenken wollten, ware das Erste, was Joseph getan hätte, nachdem der Engel sein Bett das dritte Mal verlassen hatte, zu seinen Eltern zu laufen und zu schreien: „Ratet, was mir heute Nacht passiert ist!” Oder nehmen wir an, er hätte keine Zeit gehabt, es seinen Eltern zu sagen. Aber als sie am Feld waren und sein Vater seinen geschwächten Zustand bemerkte, da würde wohl Zeit gewesen sein, zu erklären: „Vater, es gibt einen Grund, warum ich krank aussehe und nicht arbeiten kann”, gefolgt von einer längeren Erzählung dessen, was ihm gerade geschehen war. Jedoch war das gegen seine Instinkte. Tatsächlich scheint es so, als hätte er weder seinem Vater noch sonst irgendjemandem etwas erzählt, wenn nicht der Engel im aufgetragen hätte, zurückzugehen und seinem Vater „von der Vision und den Geboten, die ich empfangen hatte”, zu berichten. Joseph hatte offensichtlich die Absicht, diese heilige Sache für sich selbst zu behalten, bis ihm der Engel sagte, dass er zurückgehen und seinem Vater erzählen sollte, was ihm geschehen war.
Im Oktober 1830, nicht allzu lang, nachdem die Kirche organisert war, als Joseph bei der Familie Whitmer in Fayette, New York, war, kam ein vornehmer Besucher zur Farm der Familie Whitmer. Er hatte die Absicht, Joseph Smith zu interviewen. Das Buch Mormon war bekannt geworden. Peter Bauder, der später über diesen Besuch schrieb, sagte, dass er Joseph befragte, indem er „in das Mysterium seines Religionssystems vordringen wollte, und hatte das Privileg, mehrere Stunden mit ihm allein zu reden und über seine Schriften, Kirchenbücher etc. nachzufragen. Ich war etwa 24 Stunden direkt mit Smith und seinen Anhängern zusammen.” Aber als Peter Bauder Joseph fragte, ob er ein Erlebnis mit Gott hatte, das bestätigte, dass er von Gott berufen sei, sagte er, dass Joseph „mir kein christliches Erlebnis geben konnte”, was heißt, dass Joseph ihm nichts über die Erste Vision erzählte. Joseph klärte ihn über die Besonderheiten des Hervorkommens des Buches Mormon auf, aber er erzählte ihm nichts über sein Erlebnis als 14jähriger im Jahr 1820. [Peter Bauder, The Kingdom and Gospel of Jesus Christ: Contrasted with That of Anti-Christ. A Brief Review of Some of the Most Interesting Circumstances, Which Have Transpired Since the Institution of the Gospel of Christ, from the Days of the Apostles (Canajoharie, New York: Printed by A. H. Calhoun, 1834), 36–38.]
Ein anderes aufschlussreiches Ereignis fand ein Jahr später statt, auf einer Konferenz, die im Ort Orange, Ohio, abgehalten wurde, etwa 21 Kilometer von Kirtland, Ohio, entfernt. [Slide] An dieser kleinen Versammlung von Ältesten am 25. Oktober 1831 nahmen einige von Josephs engsten Mitarbeitern teil: die Drei Zeugen für das Buch Mormon – Oliver Cowdery, Martin Harris, und David Whitmer – einige der Acht Zeugen, unter anderem auch sein Vater Joseph Sr. und sein Bruder Hyrum, zwei Männer, die später Mitglieder der Ersten Präsidentschaft wurden – Sidney Rigdon and Frederick G. Williams – und einige, die später die ersten Mitglieder des Kollegiums der Zwölf wurden. Das war tatsächlich Josephs innerster Kreis. [Slide] Das Protokoll dieser Versammlung, geschrieben von Oliver Cowdery, beschreibt ein Gespräch zwischen Joseph und seinem Bruder Hyrum, das uns viel über Josephs religiöse Zurückgezogenheit sagt. Erinnern Sie sich, dies ist nur eineinhalb Jahre nach dem das Buch Mormon herausgegeben worden war. Das ist das Buch natürlich, auf das die Religion begründet ist und die das meist beachtete Erkennungszeichen der jungen Kirche war.
[Slide] In der Mitte dieser Versammlung, „[sagte] Bruder Hyrum, dass er dachte, dass die Information über das Hervorkommen des Buches Mormon von Joseph selbst den anwesenden Ältesten gegeben werden sollte, sodass alle selbst wissen könnten.” Weil die Geschichte von Moroni und den Platten der Allgemeinheit bereits gut bekannt war, deutet die Nachfrage Hyrums an, dass Joseph spezifische Fragen über den Engel und wie er tatsächlich die Platten übersetzt hatte, gefragt werden würde. Man war wirklich neugierig, wie das alles geschehen war. Obwohl er von denen umgeben war, die bereits an ihn als Prophet glaubten, inklusive Männern, die tatsächlich den Engel selbst gesehen haben „Br. Joseph Smith jr. sagte, dass es nicht gedacht war, der Welt alle Details über das Hervorkommen des Buches Mormon und sagte auch, dass es für ihn nicht angebracht sei, diese Dinge zu erzählen.” [Conference Minutes and Record Book of Christ’s Church of Latter Day Saints, 25 October 1831, LDS Church Archives.]
Joseph versuchte diese Prinzipien den Kirchenführern zu helfen zu verstehen, dass heilige Erlebnisse heilig zu halten von all jenen erwartet wird, denen der Herr heilige Dinge offenbart hat. Als Joseph das neu berufene Kollegium der Zwölf im November 1835 über die erwartete Ausschüttung geistiger Gaben belehrte, als sie sich für die Feierliche Versammlung im Zusammenhang mit der Weihe des Kirtland Tempels ein paar Monate später, sagte er ihnen in Bezug auf ihren Dienst, wie er in seinem eigenen Tagebuch festhielt: „…wir müssen in jedem Sinn rein sein. Lasst uns glaubenstreue und stille Brüder sein, <und> wenn Gott Euch eine Kundgebung gibt, behaltet sie für Euch selbst.” [Joseph Smith, Journal, 12 November 1835, LDS Church Archives]Slide] Wenn wir den Behauptungen von Josephs Kritikern folgen, hätte er seinen Mitarbeitern gesagt, dass sie alle Erlebnisse, die er mit Gott hatte, veröffentlichen und unters Volk bringen sollen.
Natürlich war das eine aufregende Periode für die Heiligen in Kirtland, Ohio. Die Glaubenstreuen hatten drei Jahre mit großen Opfern gearbeitet, um das großartige Gebäude zu errichten, das wir heute als das Haus des Herrn in Kirtland kennen. Es gab, wie zahlreiche Teilnehmer berichteten, beachtenswerte geistige Erlebnisse, die die Feierliche Versammlung und die Tempelweihe begleiteten. [Slide] Aber es gab nichts, das größere Konsequenzen hatte, als das, was eine Woche später passierte, als Joseph und Oliver Cowdery am westlichen Podium des Tempels waren, am 3. April 1836. [Slide] Das Ereignis war bemerkenswert in jeder Hinsicht, und es entspricht der großartigen Vision, die im Neuen Testament beschrieben ist, wo Jesus an den Ereignissen des „Berges der Verklärung” teilnahm. Dieses hochheilige Ereignis des Kirtland Tempels ist in Josephs eigenem Journal aufgezeichnet, kurz nachdem es geschehen war – [Slide] der letzte Eintrag in seinem 1835-1836 Journal, geschrieben von Josephs Schreiber zu dieser Zeit, Oliver Cowderys Bruder Warren. Sie sind vielleicht mit der Geschichte vertraut: [Slide] Nachdem der Erlöser Joseph und Oliver erscheint, um die Mühen der Heiligen anzunehmen, die sie mit der Errichtung des „Hauses des Herrn” auf sich genommen hatten, erhielten Joseph und Oliver etwas, das sie nie zuvor erhalten hatten und wahrscheinlich nicht erwarteten: Wichtige Schlüsselvollmachten von himmlischen Boten, die mehr Türen öffnen würden, als Teil der Wiederherstellung aller Dinge. Der Bericht fährt fort: „die Himmel öffneten sich abermals, und Mose erschien vor uns.. . . Danach erschien Elias. . . Nachdem diese Vision zu Ende war, wurde uns plötzlich eine weitere große und herrliche Vision eröffnet, denn der Prophet Elija, der in den Himmel aufgenommen wurde, ohne den Tod zu schmecken, stand vor uns. . .” [Joseph Smith, Journal, 1835-1836, 3 April 1836, LDS Church Archives.] Demnach wurden sie, nachdem Jesus erschienen war, nacheinander von Moses, Elias, und Elija besucht, die alle zwingend erforderliche Mächte an Joseph und Oliver weitergaben.
Wir kennen diese Geschichte heute deswegen, weil Elder Orson Pratt diesen letzten Eintrag in Joseph Smiths 1835-1836 Journal als Abschnitt 110 unter den sechsundzwanzig zusätzlichen „Offenbarungen” einschloss, die im Jahr 1876 den Lehren und Bündnissen hinzugefügt wurden – den Lehren und Bündnissen, wie wir sie heute kennen. Zu dieser Zeit war diese Geschichte in der ganzen Kirche verbreitet. Aber die meisten von uns realisieren nicht, dass Joseph diese Offenbarung diskret für sich behielt. In anderen Worten, trotz der Größe und Wichtigkeit des Ereignisses teilte Joseph es nur mit wenigen, wenn überhaupt.
Oliver war auch abgeneigt, über das Erlebte zu sprechen. Auch er hatte die Erwartung kennengelernt, in himmlischen Dingen diskret zu sein. Es ist nur wenigen bekannt, aber früher in den ersten Tagen der Wiederherstellung, war Oliver laut Joseph Smith selbst vom Erlöser besucht worden, und zwar um die Zeit herum, als Oliver nach Harmony, Pennsylvania ging, um Joseph in der Übersetzung des Buches Mormon zu unterstützen. Josephs Bericht ist folgender: „und es geschah nach viel Demut und Elend der Seele, dass ich sie [die Platten] wiederum erhielt [nachdem sie wegen der verlorenen 116 Seiten weggenommen worden waren], als [der] Herr einem jungen Mann mit Namen Oliver Cowdery erschien und ihm die Platten in einer Vision zeigte und auch die Wahrheit des Werkes und was der Herr dabei war zu tun durch mich, seinen unwürdigen Diener.” [Joseph Smith, 1832 History, LDS Church Archives.] Großartig wie diese Vision hat sein müssen, schwieg Oliver beharrlich darüber, wie Joseph berichtet: „er hatte die Umstände völlig geheim gehalten und sie niemandem gegenüber erwähnt.” [History of the Church, 1:35]
Weil also weder Joseph noch Oliver darüber redeten, was ihnen geschehen war, hatten die Mitglieder der Kirche zu dieser Zeit keine Ahnung, dass Jesus Jesus, Moses, Elias und Elija Joseph und Oliver erschienen waren und ihnen die Schlüssel des Himmels übertragen hatten. Es gibt einige Hinweise dafür, dass allgmeine Dinge darüber, was Joseph und Oliver und andere der Heiligen in Zusammenhang mit der Tempelweihe erlebt hatten, besprochen wurden. Aber das war Allgemeines, keine Details. Tatsächlich war es nicht, bis Josephs Bericht des Ereignisses endlich in der Deseret News in Salt Lake City, Utah, im November 1852 veröffentlicht wurden, dass das Gros der Mitglieder irgendwelche Details dieses wichtigen Ereignisses wussten. So wichtig dieses Ereignis in unserer Geschichte ist, Joseph behielt die Sache für sich – etwas, das völlig im Einklang damit stand, wie er solche Dinge anging. Nebenbei bemerkt, nach der Verklärung Jesu, wie sie in Matthäus 17 erzählt wird, sagte der Herr den Zeugen, Petrus, Jakobus und Johannes, „Erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.” [Matthäus 17:9]
Und wenn wir schon von Petrus, Jakobus und Johannes reden, wir haben keinen Bericht von der Wiederherstellung des Melchisedekischen Priestertums, das Joseph und Oliver wahrscheinlich 1829 übertragen wurde. Wir haben ein kleines Dokumentationsfragment und Bruchstücke, die als Beweis dienen, dass Joseph und Oliver erlebt haben, was sie erlebt zu haben behaupten, aber keine Erzählung, die dieses überragend bedeutende Erlebnis beschreibt. Es war die Abwesenheit dieses Berichts, die Ed Decker aufkochte, wie schon beschrieben. Natürlich erklärt sich die Abwesenheit einer spannenden Erzählung, die wir alle liebend gerne verstanden hätten, aus Josephs Neigung, diese Dinge für sich zu behalten.
Die bisher erwähnten Beispiele sind die, mit denen wir ein wenig vertraut sind. Aber es gibt viele andere Fälle, wo Joseph signifikante Erlebnisse hatte, von denen wir so gut wie gar nichts wissen, außer kurzer Hinweise, dass sie geschahen. Zum Beispiel enthält der Bericht von der frühen Geschichte der Kirche in dem Text, der als Wentworth Brief bekannt geworden ist, diesen provokativen Einschluss in Bezug auf die Zeit zwischen Moronis erstem Besuch bei Joseph im Jahr 1823 und der Übergabe der Platten im Jahr 1827. In Vorbereitung auf das letztere Ereignis stellt Joseph fest: „Nachdem ich viele Besuche von den Engeln Gottes erhalten hatte, in denen die Majestät und Herrlichkeit der Ereignisse entfaltet wurden, die in den letzten Tagen geschehen sollten, händigte der Engel Moroni mir am Morgen des 22. Septembers 1827 die Platten aus” [„Church History” Times and Seasons 3, no. 9 (1 March 1842): 707, auch bekannt als der Wentworth Brief.] Mit anderen Worten, während der Zeitspanne von vier Jahren zwischen 1823 und 1827, als Joseph sich verbesserte und lernte, empfing er den Dienst „von den Engeln Gottes [..], in denen die Majestät und Herrlichkeit der Ereignisse entfaltet wurden, die in den letzten Tagen passieren sollten.” Aber wie wir es erwarten sollten, erzählte er niemandem von diesen Erlebnissen.
Als er über eine Anzahl früher Ereignisse der Wiederherstellung berichtete, etwas das nie zuvor geschehen war, schrieb er im Jahr 1835, dass er dachte, dass in der Zeitspanne, die wir gerade besprochen haben, also 1823 – 1827, nichts Wichtiges geschehen sei. Er schrieb: „Von dieser Zeit an [also von Moronis erstem Besuch] bis September 1827 geschahen nur wenige Ereignisse, die berichtenswert wären.” [Latter Day Saints’ Messenger and Advocate 2, no. 1 (October 1835): 200.] Obwohl also Joseph zahlreiche himmlische Kundgebungen miterlebte, entschied er sich offensichtlich, den Besuch von Engeln vor Oliver, seinem engen Mitarbeiter, zurückzuhalten. Wiederum ist dies übereinstimmend mit dem, was wir über Josephs verschwiegenen prophetischen Art wissen.
[Slide] Unter den fesselndsten Erlebnissen Josephs waren die, auf die er in seinem Brief an die Heiligen anspielte, den er am 6. September 1842 schrieb. Dieser Bericht, der in der Kirchenzeitschrift „Times and Seasons” publiziert wurde, war so bedeutend, dass er später als Abschnitt 128 der Lehre und Bündnisse kanonisiert wurde, und zwar in Orson Pratts Revision der Lehre und Bündnisse, die ich schon erwähnt habe. Dieser Brief behandelt mehrere signifikante Themen, über die Joseph nachdachte, unter anderem enthielt er auch neue Informationen über die Taufe für Verstorbene, gibt einen erweiterten Zusammenhang für die Methode des Herrn bei der Wiederherstellung des Evangeliums in den Letzten Tagen. Nach ungefähr zwei Drittel des Briefes – in Abschnitt 128 der Lehre und Bündnisse ist das mitten im Vers 18 – lessen wir:
Ist es notwendig, dass eine gänzliche und vollständige und vollkommene Vereinigung und Verbindung der Evangeliumszeiten und Schlüssel und Mächte und Herrlichkeiten stattfindet und von den Tagen Adams, ja, bis in die gegenwärtige Zeit offenbart wird. Und nicht nur dieses, sondern auch das, was von der Grundlegung der Welt an niemals offenbart worden ist, sondern vor den Weisen und Klugen verborgen gehalten worden ist, wird in dieser, der Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten, den Unmündigen und Säuglingen offenbart werden.
Über Josephs Absicht hier kann es keinen Irrtum geben. Er sagte, damit sich die „Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten” entwickeln kann, müssen jene aus alter Zeit, die „Schlüssel und Mächte und Herrlichkeiten” von Anfang an bis zur Gegenwart zurückkehren und diese Schlüssel und Mächte und Herrlichkeiten übertragen, und zwar auf eine Weise, die dazu dienen würde, die Grundlage der Arbeit der Letzten Tage zu dienen. Er weckte die Heiligen mit dieser weiteren Anforderung auf: „Und nicht nur dieses, sondern auch das, was von der Grundlegung der Welt an niemals offenbart worden ist, sondern vor den Weisen und Klugen verborgen gehalten worden ist, wird in dieser, der Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten, den Unmündigen und Säuglingen offenbart werden.” Dann unterstreicht er diese Erklärung, indem er unsere Vorstellungskraft aufweckt:
[20.] Und weiter, was vernehmen wir? Frohe Nachricht von Cumorah! Moroni, ein Engel aus dem Himmel, der die Erfüllung der Propheten verkündet — das Buch, das offenbart werden sollte. [Nun, wir wissen über Moroni, richtig? Es geht weiter:] Eine Stimme des Herrn in der Wildnis bei Fayette im Kreis Seneca, die den drei Zeugen sagt, sie sollten von dem Buch Zeugnis geben! [Wir wissen auch ein Wenig darüber, aber dann erfahren wir:] Die Stimme Michaels am Ufer des Susquehanna, den Teufel entlarvend, der als ein Engel des Lichts erschienen war! [Wir wissen herzlich wenig darüber, und was wir wissen, das kommt aus einer antimormonischen Veröffentlichung. Dann] Die Stimme von Petrus, Jakobus und Johannes in der Wildnis zwischen Harmony, Kreis Susquehanna, und Colesville, Kreis Broome, am Ufer des Susquehanna, die verkünden, dass sie die Schlüssel des Reiches sowie der Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten besitzen. [Wir wissen nicht, ob das ein Hinweis auf die Wiederherstellung des Priestertums ist oder eine andere Erscheinung. Natürlich müssen wir uns daran erinnern, was Josephs Absicht in diesem Brief war – nämlich festzustellen, dass das, was erforderlich war, auch passiert ist. Er schreibt weiter:]
[21.] Und weiter die Stimme Gottes in der Kammer des alten Vaters Whitmer in Fayette, Kreis Seneca, [wir wissen nicht, worum genau es da geht, aber es geht weiter mit dieser faszinierenden Erinnerung, dass die Stimme Jesu auch zu ihm gekommen war] „und zu verschiedenen Zeiten und an mehreren Orten während aller Wanderungen und Drangsale dieser Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.” Das war aufregende und brandneue Information für die meisten der Heiligen, als sie in den Seiten der Times and Season lasen, wo der Brief veröffentlicht wurde. Aber Joseph bleibt nicht bei der Verkündigung stehen, dass er die Stimme Christi oftmals gehört hatte, er nennt noch weitere Besucher, die zu ihm kamen:] „Und die Stimme Michaels, des Erzengels; die Stimme Gabriels und Rafaels und mehrerer Engel, von Michael oder Adam herab bis zur gegenwärtigen Zeit, die alle ihre Evangeliumszeit verkünden, ihre Rechte, ihre Schlüssel, ihre Ehren, ihre Majestät und Herrlichkeit und die Macht ihres Priestertums [„Letter from Joseph Smith” Times and Seasons 3, no. 23 (1 October 1842): 934-936; D&C 128:18-21.]
Nach diesen aufschlussreichen Hinweisen wiederholt Joseph dann den Prozess, durch den dies alles geschah; die Ermächtigung kam, schreibt er, „Zeile um Zeile, Weisung um Weisung, hier ein wenig und dort ein wenig.” Das ist wirklich ein bemerkenswerter Mann, der diese bemerkenswerten Erlebnisse hatte und der die Information, die ihm gegen worden war, beschützte, bis er sich damit wohl fühlte, sie preiszugeben, oder bis ihm gesagt wurde, dass er sie an andere weitergeben sollte.
Wir haben mit kurzen Beispielen den prophetischen Stil Joseph Smiths besprochen: Er hielt Heiliges heilig. Wie er es sein ganzes Leben lang tat, wünschte er, dass seine Anhänger das gleiche Maß an Dingen haben sollten wie er. Auch sie mussten darin diskret sein, wie sie mit dem umgingen, was ihnen offenbart wurde. In einer Ansprache am 19. November 1841 sagte er seinen Zuhörern: „Der Grund, warum wir die Geheimnisse Gottes nicht offenbart bekommen ist, dass wir sie nicht für uns behalten, sondern sie offenbaren. … Ich kann ein Geheimnis bis zum Weltuntergang für mich behalten. [“.] [Joseph Smith, in Wilford Woodruff, Journal, 19 November 1841, at the Old Homestead (in Ehat and Cook, The Words of Joseph Smith), S. 81.]
Der Herr hat diese Weisung nicht nur Joseph Smith gegenüber betont, sondern auch gegenüber den Kirchenmitgliedern im Allgemeinen, und zwar in einer Offenbarung aus dem Jahr 1834, wo er uns warnt: „Und [..] mein Volk, das in den Gebieten ringsum wohnt, soll [..] nichts von dem offenbaren, was ich ihm offenbart habe, bis es nach meiner Weisheit offenbart werden soll.” [LuB 105:23] Gegen Ende seines Dienstes institutionalisierte Joseph tatsächlich diese religiöse Weisung an die Kirche, wie es diese Ermahnung zeigt, die den Heiligen durch seinen Bruder Hyrum gegeben wurde, nicht lange bevor er und Joseph ermordert wurden:
Seid achtsam, was Ihr lehrt! Denn die Geheimnisse Gottes sind nicht allen Menschen gegeben, und diejenigen, denen sie gegeben sind, werden sie unter der Einschränkung gegeben, sie nur so weiterzugeben, wie Gott es ihnen gebieten wird; und der Rest soll in einer treuen Brust behalten werden, sonst bringt man sich unter Schuldspruch. Dadurch wird Gott seine treuen Diener prüfen, die unter die Erwählten berufen und gezählt werden.” [Times and Seasons 5 (March 15, 1844): 474.]
Was ich da beschrieben habe, ist, glaube ich, eine überzeugende Antwort an diejenigen, die argumentieren, dass Joseph seine religiösen Erfahrungen später in seinem Leben erfunden hat. Stattdessen hatte er einen angeborenen Sinn für Integrität, wie er die Kundgaben Gottes behandeln sollte. Es ist klar, dass diese frühen Instinkte und frühen Anweisungen des Herrn verursacht haben, dass er seine Erlebnisse mit großer Achtsamkeit behandelte. Später, als es angebracht erschien, war er bereitwilliger, mitteilsam zu sein über das, was ihm geschehen war. Aber selbst dann haben wir nur Aus- und Überblicke über die himmlischen Erlebnisse.
Ich möchte schließen, indem ich zwei andere Merkmale von Josephs Dienst beschreibe, die uns helfen, seine Instinkte und Persönlichkeit zu schätzen. Ich habe keine Erklärung, warum Joseph diese Strategien anwandte, als er mit seinem Dienst voranging. Ich stelle mir vor, dass sie für immer ein Mysterium bleiben werden. Aber weil sie seine Bescheidenheit und religiöse Würde illustrieren, zusammen mit dem, was wir über seinen Instinkt gelernt haben, Heiliges heilig zu halten, helfen sie uns die Wahrhaftigkeit seines Verhaltens als Prophet zu unterstreichen.
Diese zwei Dinge scheinen nicht sehr signifikant zu sein, aber insgesamt gewinnen wir einen Einblick in den Stil des Propheten, der weiterhin seine Zurückhaltung darin zeigt, seine innersten Gedanke und Erlebnisse zu offenbaren. [Slide] Im ersten Beispiel werde ich seinen Zeitgenossen, den Kirchenmann und Rivalen Alexander Campbell – einen der Gründer der Disciples of Christ Kirche in Amerika – verwenden, um das Argument anzubringen. Alexander Campbell war weithin als christlicher Reformator bekannt und stellte sicher, dass seine Gedanken weit und breit bekannt wurden. Nach früheren Unternehmungen, als Sidney Rigdon und Parley P. Pratt und andere, die sich später zum Mormonismus bekehrten, ihm folgten, begann er im Jahr 1830, um die Zeit herum, als die HLT Kirche organisiert wurde, eine Monatszeitschrift herauszubringen, den Millennial Harbinger. Campbells Druckschrift kam monatlich heraus, bis er im Jahr 1866 starb. In der frühen Periode bestand jede Ausgabe aus achtundvierzig Seiten, von denen Campbell zehn bis vierzehn Artikel pro Ausgabe beisteuerte. Es war eine phänomenale Leistung religiöser Philosophie und Lehre. Mit Sicherheit wussten jene, die ihm folgten, Campbells Gedanken und sein „christliches Erlebnis”.
Man kann sich vorstellen, dass zu jener Zeit öffentliche Bekanntmachung mit literarischer Produktivität ein Schlüssel dazu war, religiöse Meinung zu propagieren. Tatsächlich gab es damals dutzende religiöse Journale, die in den ganzen Vereinigten Staaten gedruckt wurden. [Slide] Die HLT Kirche jedoch nahm an diesem Spiel bis in die Mitte des Jahres 1832 nicht teil, zwei Jahre nachdem die Kirche organisiert war. Die erste Publikation der Kirche nach dem Buch Mormon war eine Zeitschrift namens „Evening and the Morning Star”, ursprünglich in Independence, Missouri, gedruckt und später in Kirtland, nachdem die Heiligen aus Missouri vertrieben worden waren. Man könnte sich vorstellen, dass Joseph die Möglichkeit begrüßt hätte, breitflächig mit den Mitgliedern der Kirche und darüber hinaus durch regelmäßige Artikel in der Kirchenzeitschrift zu kommunizieren. Im Gegensatz zu Alexander Campbell jedoch, der seine Zeitschrift mit seinen Gedanken überflutete, publizierte Joseph Smith nicht einen einzigen Artikel während der ganzen Zeit, die der „Evening and the Morning Star” herausgegeben wurde, von Juni 1832 bis September 1834. Nicht einen. Wenn er darum bemüht war, seinen Anhänger zu blenden, kontrollieren und manipulieren, wie Fawn Brodie und Ed Decker behaupten, dann hatte er dazu sicher den geeigneten Moment verpasst. Aber wie wir gesehen haben, war das weder Josephs Stil noch seine Absicht.
Die zweite Eigenart über Joseph, die zu unserem eingeschränkten Wissen, wie er seine Angelegenheiten regelte, hat mit den Ansprachen zu tun, die er gab. Natürlich war die grundsätzliche Art, wie religiöser Glaube und Benehmen vermittelt wurde, durch regelmäßige Ansprachen. Jeder Geistliche verwendete diesen Behelf, um seine Anhänger regelmäßig zu versammeln und zu stärken. Und obwohl Joseph Ansprachen gab, warhscheinlich bis zu 450 während seines Dienstes, wurde keine einzige wortwörtlich festgehalten. Und obwohl er in seiner Lebenszeit mehrere Dutzend Schreiber hatte, wurde keiner damit beauftragt, seine inspirierten Worte und Offenbarungen für die Veröffentlichung festzuhalten. Als Ergebnis davon haben wir nur ungefähr 20% seiner Ansprachen durch Berichte oder Erzählungen seiner Anhänger belegt. Uund keine einzige davon wortwörtlich. Aus uns unbekannten Gründen, über die wir nur spekulieren können, sah er sich nie genötigt, seine tatsächlichen Worte für seine Zeitgenossen oder die Nachwelt auf Papier festgehalten zu haben. Er war offensichtlich damit zufrieden, seine Darbietung begleitet vom Heiligen Geist im Verstand und den Herzen der Anhänger wirken zu lassen.[Slide] Zur Unterstreichung dieser ungewöhnlichen Charakteristik seines prophetischen Stils: Im April 1843 wanderte ein englischer Bekehrter nach Nauvoo aus. Er war schon unter den Heiligen ein Wenig bekannt, und zwar als der Erste in Großbritannien, der getauft wurde: George D. Watt. George Watt hatte eine sehr nützliche Fähigkeit. Er beherrschte und lehrte, was man damals „Phonographie” nannte. Kurzschrift. George Watt konnte einem Sprecher zuhören und die Worte des Sprechers niederschreiben, während sie gesprochen wurden. So bald er nach Nauvoo kam, traf er Joseph Smith eine Vereinbarung, das Obergeschoß Red Brick Store zu verwenden, um die Heiligen in Nauvoo Phonographie zu lehren, und er machte Werbung dafür. Hätte nun Joseph Smith gewünscht, so hätte er jemand in nächster Nähe gehabt, der jedes seiner Worte festhalten hätte können. Das tat er jedoch nicht ein einziges Mal. Zwischen dem April 1843, als George Watt nach Nauvoo kam und dem Juni 1844, als der Prophet getötet wurde, gab der Prophet zumindest fünfunfünzig Ansprachen in und um Nauvoo, von denen wir wissen. Aber nicht ein einziges Mal verwendete er George Warr und seine nützliche Fähigkeit, um seine Worte danach im Druck zu verbreiten. Nach Josephs Tod begann Brigham Young beinahe sofort, George Watt als Schreiber zu verwenden, und zwar für mehr als zwanzig Jahre.
Eine andere Begebenheit, die diese Charakteristik Josephs zu betonen, war ein Brief, geschrieben von Brigham Young an die englischen Heiligen, und zwar bei Brighams Rückkehr nach Nauvoo nach seiner apstolischen Mission nach Großbritannien. Natürlich riefen die englischen Heiligen nach mormonischen Druckschriften. Wogegen eine Zeitschrift für britische Heilige, der Latter-day Saints’ Millennial Star, seit 1840 publiziert wurde, und zwar mit regelmäßigen Neuigkeiten aus Nauvoo, regte Brigham Young die Veröffentlichung des Buches Mormon und des HLT Gesangbuches an. Aber natürlich wollten die Heiligen von den Lehren Josephs lesen und von den großartigen Dingen, die er den Heiligen offenbarte. Aber bei Brighams Rückkehr nach Nauvoo schrieb er den englischen Heiligen, dass sie nach Nauvoo auswandern müssten, wenn sie Joseph hören wollten. Obwohl der Millennial Star ein sehr geeignetes Mittel gewesen wäre, um die Ansprachen und Lehren Joseph Smiths zu verbreiten, war er nie dazu geneigt. Joseph schrieb für ein Pamphlet, das in England veröffentlich wurde: „Die Heiligen können sich an den Lehren des Propheten erfreuen; [aber] diese Lehren …. können nur an diesem Ort erhalten werden.” [Brigham Young und 9 andere der Zwölf, „An Epistle of the Twelve, To the church of Jesus Christ of Latter Day Saints, in its various Branches and Conferences in Europe,” 20. März 1842, Nauvoo, Illinois. (Broadside)]
Warum Joseph Smith nicht von George Watt Gebrauch machte oder warum er den britischen Heiligen nicht schrieb, oder warum er damit zufrieden war, seine Ansprachen allein die Heiligen beeinflussen zu lassen, wie wir erwähnt haben, ist Spekulation. Aber zusammen mit seiner Neigung, Heiliges heilig zu halten und seinem Zögern, sich selbst mit literarischen Werken unter den Leuten hervorzutun, sehen wir einen Propheten, von dem die Anhaltspunkte andeuten, dass er kein fantasiereicher Manipulator war, der nach Macht und Einfluss unter seinem Volk und anderen hungerte, sondern es gibt Anhaltspunkte, dass er vorsichtig war und sensibel für Geistiges, und zufrieden damit, das zu sein, als was er berufen war.