Ägyptische Papyri wiederentdeckt

VON JAY M. TODD
Der Stern Mai 1968

Wohl keine Entdeckung der letzten Zeit wird ein so weitverbreitetes Interesse an dem wiederhergestellten Evangelium auslösen wie vor kurzem die Entdeckung einiger ägyptischer Papyri, von denen einer dem Propheten Joseph Smith als Unterlage für das Buch Abraham gedient hat.

Die Papyri, von denen man lange Zeit geglaubt hat, sie seien im Jahre 1871 beim Großfeuer in Chicago vernichtet worden, sind am 27. Nov. 1967 vom Metropolitan Museum of Art in New York City der Kirche übergeben worden. Etwas über ein Jahr zuvor hat Dr. Aziz S. Atiya, ehemaliger Direktor der Nahostabteilung der University of Utah, diese aufregende Entdeckung gemacht, als er die Papyrisammlung des New Yorker Museums durchgestöbert hat.

Bei den insgesamt elf Manuskripten befindet sich auch das Original, von dem Joseph Smith das „Faksimile Nr. 1” abgezeichnet hat, das dem Buch Abraham in derKöstlichen Perle vorangeht. Den Handschriften hat ein Brief beigelegen, der die Papyri als ehemaliges Eigentum des Propheten ausweist. Der Brief, datiert vom 26. Mai 1856, ist von Emma Smith Bidamon, der Witwe des Propheten Joseph Smith, und ihrem Sohn Joseph Smith unterzeichnet.

Einige der Papyrusfragmente enthalten ägyptische Begräbnistexte, die gewöhnlich zusammen mit den Mumien begraben worden sind, sie sind in herkömmlichen Hieroglyphen (heilige Schriftzeichen, Bilderschrift) und hieratischer Schrift (einer kursiven, vereinfachten Form der Hieroglyphen) abgefaßt. Die Begräbnistexte haben oftmals Passagen aus dem „Buch der Toten” enthalten; dieses Buch hat dem Verstorbenen einen sicheren Übergang in die Geisterwelt ermöglichen sollen. Zur Zeit ist noch nicht bekannt, ob die zehn übrigen Papyrusfragmente direkt mit dem Buch Abraham zusammenhängen.

Auf der verstärkten Rückseite dreier Manuskripte hat man auch einige Notizen, von Hand gezeichnete Karten und Bezeichnungen von Bezirken entdeckt; die Handschrift gilt als die des Propheten Joseph Smith. (Der Prophet hat offensichtlich eine Verstärkung auf die Rückseite der brüchigen Manuskripte geklebt, damit sie besser halten.) Die Bedeutung dieser handschriftlichen Aufzeichnungen ist bis jetzt noch nicht bestätigt; aber dies wird für die Kirchenhistoriker von großem Interesse sein.

Thomas P. G. Hoving, der Direktor des Metropolitan Museum of Art, hat die Manuskriptsammlungen dem Präsidenten N. Eldon Tanner von der Ersten Präsidentschaft in einer eindrucksvollen Feierstunde im New Yorker Museum unter Anwesenheit aller internationalen Nachrichtenagenturen übergeben. Nachdem die Manuskripte in den Kirchenbüros in Salt Lake City ausgestellt worden sind, hat man sie Dr. Hugh Nibley, einem Gelehrten und Sprachforscher an der Brigham-Young-Universität, übergeben.

Die Geschichte darüber, auf welch ungewöhnliche Weise der Prophet Joseph Smith die Originalpapyri und vier ägyptische Mumien erhalten hat, ist oft erzählt worden; sie ist abenteuerlich und faszinierend. Ebenso interessant ist aber auch, wie Dr. Aziz S. Atiya die Papyri im Metropolitan Museum of Art entdeckt hat. Lassen wir ihn am besten selbst erzählen:

„Ich habe damals gerade an einem Buch geschrieben, das ich als Professor für die christlichen Bekenntnisse in der Welt und die Ostkirche begonnen habe; und ich bin in das Metropolitan Museum of Art gegangen, um dort nach Unterlagen, Papyri, Bildern und Illustrationen für mein Buch zu suchen. Es muß zu Anfang des Frühjahrs 1966 gewesen sein, das Datum habe ich vergessen. Mein Buch ist druckfertig gewesen, und ich habe ergänzendes Material gesucht.

Während ich mich in einem der halbdunklen Räume aufgehalten habe und man mir alles herangeschafft hat, ist mein Blick an etwas haften geblieben; und ich habe einen der Angestellten gebeten, mich nach hinten zu führen, wo die Urkunden aufbewahrt werden, damit ich mir noch sonst einiges anschauen könnte. Dort habe ich dann einen Ordner mit den Urkunden gefunden. Ich habe sofort einen Teil des Bildes wiedererkannt. Als ich das Bild gesehen habe, da habe ich gewußt, daß es in der Köstlichen Perle abgebildet ist. Ich habe den allgemeinen Aufbau des Bildes gekannt. Man kann diese Art Bilder gewöhnlich auch auf anderen Papyri finden, doch dieses eine Bild weist einige Besonderheiten auf. So ist zum Beispiel der Kopf abgegangen gewesen; und ich habe sehen können, daß das Papyrusmanuskript auf Papier aus dem neunzehnten Jahrhundert aufgeklebt ist. Der Kopf ist mit Bleistift eingezeichnet, wohl von Joseph Smith, der das Manuskript besessen haben muß, als dieser Teil abgegangen ist. Er hat dann wohl den Kopf eigenhändig auf das angeklebte Papier gezeichnet. Auch die erhobenen Hände der Mumie und das erhobene Bein sind sehr eigenartig — gewöhnlich liegen die Mumien kerzengerade ausgestreckt. Diese Papyrusrolle ist ägyptischen Ursprungs, daran gibt es keinen Zweifel; doch was sie darstellt, weiß ich nicht.

Als ich dies gesehen habe, da habe ich begonnen weiter zu suchen. Ich habe noch mehr Papyrusfragmente gefunden, die beisammengelegen haben; vermutlich ist hier die Vorsehung mit im Spiel gewesen. Zusammen mit diesen Urkunden hat man auch ein Dokument gefunden, das diese Papyri als Eigentum Joseph Smiths ausweist; es ist von Joseph Smith’ Frau, seinem Sohn und einer dritten Person unterzeichnet.

Im Jahre 1918 ist eine Mrs. Heusser im Museum erschienen und hat erklärt, sie besitze einige Papyrusrollen; doch erst im Jahre 1947 hat man eine Einigung darüber erzielen können. Das Museum hat die Papyri erworben; dann hat der Kustos für ägyptische Altertümer gewechselt und die ganze Sache ist in Vergessenheit geraten.

Als ich diese Urkunden gesehen habe, da bin ich wirklich überrascht gewesen. Ich kenne die Mormonen, ihren Glauben, ihre heiligen Schriften usw.; und ich habe mir sofort gesagt, daß diese Urkunden nicht hierhergehören. Sie gehören der Mormonenkirche. Nun, ich bin mit den Leuten im Museum gut befreundet, und ich habe versucht, sie dazu zu überreden, die Urkunden an die Kirche abzutreten. Ich habe eine gute Freundin davon unterrichtet, Taza Peirce, Geschäftsführerin des Salt Lake Council for International Visitors; und wir haben uns besprochen, wie ich die Mormonen von dem Fund in Kenntnis setzen soll. Sie hat vorgeschlagen, ich solle mit Präsident Tanner sprechen; und sie hat die beiden ersten Zusammenkünfte vermittelt und auch daran teilgenommen. Danach habe ich mich allein mit Präsident Tanner getroffen. Er hat mir gesagt, die Kirche sei sehr an den Urkunden interessiert und würde alles tun und jeden Preis dafür zahlen. Seitdem haben wir in aller Stille daran gearbeitet, daß sie der Kirche übergeben würden.

Ich habe es in diesen Dingen niemals eilig, ich lasse mir Zeit. Nach einigem freundlichen überreden und einigen Gesprächen hat das Museum schließlich dem Verwaltungsrat ein Memorandum in dieser Sache vorgelegt. Es hat lange gedauert, bis es dazu gekommen ist. Der Verwaltungsrat hat die Angelegenheit sehr eingehend und lange beraten, länger, als man sich denken kann; schließlich hat man aber gemeint, daß das Museum ja genügend Papyri dieser Art besitze, warum soll man diese Urkunden also nicht der Kirche übergeben?

Der Konservator des Museums hat mir diese großzügige Entscheidung telefonisch mitgeteilt und hat mir auch geschrieben. Dann hat es eine Verzögerung gegeben, denn der Konservator hat auf einen Monat nach Ägypten fahren müssen.

Nach seiner Rückkehr hat er mir mitgeteilt: ,Es ist entschieden, Ihre Freunde unter den Mormonen erhalten die Papyri. Gehen Sie zu Ihren Freunden und dem Präsidenten der Kirche und treffen Sie die nötigen Vorbereitungen für die feierliche Übergabe.’

Präsident Tanner ist darüber natürlich genauso begeistert gewesen wie ich. Er hat Präsident McKay davon berichtet, und auch dieser ist sehr erfreut gewesen. Dann haben wir den Ablauf der Feierstunde besprochen.

Ich habe mich sehr geehrt gefühlt und mich sehr gefreut, daß ich zusammen mit einem so hervorragenden Mann wie Präsident Tanner und mit Mr. Thomas P. G. Hoving, dem Museumsdirektor, im Mittelpunkt hab’ stehen dürfen. Mr. Hoving ist ein sehr wichtiger Mann, ebenso sein Assistent und stellvertretender Direktor Dr. Joseph Noble.

Alle sind anwesend gewesen. Zu meiner Überraschung habe ich festgestellt, daß die Papyri zur sicheren Aufbewahrung in einer sehr schönen Kassette gelegen haben.

Am frühen Morgen des gleichen Tages, lange bevor diese großen Männer zusammengetroffen sind, bin ich jedoch hingegangen, um mich davon zu überzeugen, daß die Papyri da sind — und nicht nur die Papyri; denn besonders wichtig ist ja das Dokument, das bei ihnen gefunden worden ist. Es ist ein verblaßter Brief in der Schreibweise des neunzehnten Jahrhunderts. Ich hab festgestellt, daß das Museum ihn fotografiert hat. Natürlich hat man schon früher versucht, ihn zu fotografieren; doch durch das sehr verblichene blaue Papier ist die Schrift nicht herausgekommen. Nun hat man Infrarot- und Ultraviolettfotografie benutzt, um den Text herauszubringen, und die Fotografie ist jetzt sehr viel besser als das Original.

Ich bin über die Entdeckung der Papyri, die in den Händen Joseph Smiths gewesen sind, ganz begeistert gewesen; doch nicht genug damit. Am Morgen der Übergabe habe ich mir die Papyri noch einmal genau angesehen; und siehe da, ich habe auf der Rückseite des Papiers, auf das die Papyri aufgeklebt sind, handschriftliche Notizen, Karten und eine Aufzählung von Bezirken und anderes Material gefunden, die für die Geschichte der Mormonen von höchstem Wert sind; meiner Ansicht nach sind es eigenhändige Aufzeichnungen Joseph Smith’. Die Rückseiten dreier Urkunden sind voller Notizen und Karten, die von Experten untersucht und geprüft werden müssen. Ich bin auf diesem Gebiet kein Experte, doch ich habe ein Auge für echte Urkunden; und diese Urkunden sind keine Fälschungen. Es sind echte ägyptische Papyri aus vorchristlicher Zeit.

Ich weiß, welche Tinte die Ägypter benutzt haben; und ich kenne den Unterschied zwischen einem echten Manuskript und einer Fälschung. Es ist üblich gewesen, den Mumien Papyrusschriften mitzugeben — alle möglichen Arten von Papyri — besonders aber das „Buch der Toten”, das der Mumie einen sicheren Übergang in die andere Welt ermöglicht. Zuweilen sind die Papyri farbig gewesen. Man findet solche Papyri in blauer, goldener und roter Farbe. Das war nichts Ungewöhnliches. Die Tinte ist in der Regel aus Ruß und Leim hergestellt worden, deshalb ist sie unvergänglich. Ich glaube, daß diese Papyrusrollen mit dieser Tinte beschrieben sind. Gewöhnlich haben die Priester sie geschrieben, denn sie haben die meisten Kenntnisse besessen. Sie haben dazu Federn aus Schilfrohr benutzt, das sie zu diesem Zweck haben anspitzen und in der Mitte einschneiden müssen.

Die Ägypter haben die Papyruspflanze besessen; sie haben sie in dünne Streifen geschnitten und diese Streifen kreuzweise übereinander gelegt; dann haben sie sie mit einem Holzhammer breitgeklopft und sie zusammengeleimt. Davon haben sie dann entsprechend große Stücke abgeschnitten, je nachdem, welche Urkunden sie zu schreiben gewünscht haben. Gewöhnlich sind lange Streifen aufgerollt worden; und dieses Papyrusmanuskript ist in dieser Weise angefertigt worden.

Wissen Sie, daß die ägyptische Presse einen Tag nach der feierlichen Übergabe von der Entdeckung berichtet hat? Auf der ersten Seite der größten Tageszeitung! Sie wären überrascht, welche Beachtung diese Entdeckung gefunden hat; die Ägypter waren offensichtlich sehr froh über die Entdeckung der Urkunden.”

Die Tatsache, daß Dr. Atiya die Papyri entdeckt hat und so entschieden bekräftigt, daß es das Manuskript ist, wovon Joseph Smith das Buch Abraham übersetzt hat, ist nicht unbedeutend. Dr. Atiya ist ein weltbekannter Gelehrter und Forscher auf dem Gebiet ägyptischer und arabischer Manuskripte.

Er ist einer der drei verdienten Professoren der Universität, und er ist bekannt durch seine Vorlesungen und Schriften aus seiner Zeit an den Universitäten in Michigan, Columbia, Princetown, Liverpool, London, Bonn, Zürich, Kairo und Alexandria.

Zu Dr. Atiyas Entdeckung kann man wohl sagen, was Parley P. Pratt darüber gesagt hat, als Joseph Smith in den Besitz der ägyptischen Mumien und der Papyri gelangt ist: „Eigentümlich ist die Vorsehung, durch die dieser alte Bericht in die Hände Joseph Smiths, des Herrn Diener, gelangt ist.”

Die Geschichte, wie Joseph Smith in den Besitz der Papyri gelangt ist, mutet wirklich äußerst faszinierend an; hier scheint tatsächlich die Vorsehung eingegriffen zu haben. Einige Einzelheiten sind immer noch ungeklärt, obwohl die Nachforschungen jedes Jahr neue Hinweise an den Tag zu bringen scheinen; doch die Hauptpunkte der Geschichte sind klar und unbestritten: Die Eroberung Ägyptens durch Napoleon in den Jahren 1798/99 hat das Augenmerk der Welt auf das Land der Pharaonen gerichtet; bald ist Ägypten von wissenschaftlichen Expeditionen und Grabräubern überlaufen worden. Unter diesen ersten Abenteurern, die sich für die ägyptischen Altertümer interessiert haben, ist auch ein Piemontese namens Antonio Lebolo gewesen. Er hat als Agent bei einem der mächtigen Antiquitätenbarone der damaligen Zeit gearbeitet, bei Bernardino Drovetti. Als er, wie man heute vermutet, schon 1817 in Ägypten geweilt hat, da hat Lebolo die Genehmigung zum Betreten der Grabkammern in Theben erhalten. Er hat’ ein Höhlengrab bei einem Ort namens Gurneh in der Nähe von Theben entdeckt und darin mehrere Mumien gefunden. Die besten davon hat er an Drovetti gesandt, doch hat er einige für sich selbst behalten. Später hat er Ägypten verlassen und ist mit einigen Mumien über Triest nach Frankreich gefahren; elf dieser Mumien sind schließlich nach Amerika gelangt.

In Triest ist er krank geworden und gestorben. Lebolo hat die Mumien seinem Neffen Michael H. Chandler vermacht, den er in Irland vermutet hat. Die Mumien sind wohl über London nach Irland geschickt worden. 1 Chandlers Freunde haben die Mumien weiter nach Amerika gesandt, da Chandler in Philadelphia gelebt hat. Schließlich sind die Mumien beim New Yorker Zoll angekommen.

Nach Ansicht der Gelehrten grenzt es schon ans Wunderbare, daß die Mumien und ihre wichtigen Schriften alle Gefahren heil überstanden haben, als da sind: Antiquitätenbarone, Grabräuber, betrügerische und rivalisierende Agenten auf der Suche nach Mumien, und daß sie sicher im Hafen von New York angekommen sind.

Im April 1833 hat Michael H. Chandler die Zollgebühren bezahlt, die elf Mumien ausgehändigt bekommen und sie geöffnet. Er ist darüber enttäuscht gewesen; daß er keine Juwelen oder etwas gefunden hat, was großen Geldeswert besitzt. Statt dessen fand er mehrere Papyrusrollen. Wieder einmal scheint die Vorsehung in die Geschichte eingegriffen zu haben; denn noch im Zollgebäude hat man ihm gesagt, daß es in der Stadt niemanden gebe, der die Schriftrollen übersetzen könne. „Der gleiche Mann (ein Fremder) hat ihn aber an Mr. Joseph Smith jun. verwiesen, der nach seiner Aussage irgendeine Macht oder Gabe besitze, mit deren Hilfe er schon früher ähnliche Zeichen übersetzt habe.”

Mehr als zwei Jahre danach, am 3. Juli 1835, ist Chandler mit dem Propheten Joseph Smith zusammengetroffen. Er hat ihn gefragt, ob er die Macht habe, die Schriftrollen zu übersetzen, und Joseph Smith hat es bejaht.

Der Prophet schreibt, daß er Chandler einiges aus den Schriftrollen übersetzt hat.

Chandler ist davon so beeindruckt gewesen, daß er schriftlich bescheinigt hat, Joseph Smith habe die alten ägyptischen Hieroglyphen entziffert, und zwar „im kleinsten genauso”, wie er es von den „gelehrtesten Männern” gesagt bekommen hat.

Der Prophet schreibt darüber in seiner „Documentary History of the Church” (Kirchengeschichte in Dokumenten): „Kurz danach haben einige Heilige in Kirtland die Mumien und Papyrusrollen gekauft, die ich in der Folge noch beschreiben werde; und mit W. W. Phelps und Oliver Cowdery als Schreibern habe ich begonnen, einige der Zeichen oder Hieroglyphen zu übersetzen. Zu unserer großen Freude habe ich festgestellt, daß eine der Rollen die Schriften Abrahams und eine andere die Schriften Josephs von Ägypten enthält . ..”

Der Prophet hat im übrigen zugegeben, daß er nicht wisse, wer die vier Mumien seien. Später hat es in einigen untergeordneten Quellen geheißen, der Prophet habe sie als einen Pharao, eine Königin, eine Prinzessin und einen Sklaven identifiziert. Die Papyrusrollen sind bei einer der weiblichen Mumien gefunden worden. Man vermutet, daß die Schriftrollen Originalaufzeichnungen Abrahams und seines Enkels Joseph oder Kopien ihrer Originalaufzeichnungen sind, die im Laufe von Jahrtausenden von nachfolgenden Berichtführern und Pharaonen niedergeschrieben worden sind.

Das Ergebnis ist den Heiligen der Letzten Tage wohlbekannt. Der Prophet hat einige der Schriften auf den Rollen übersetzt, und diese Übersetzung und die Faksimiles Nr. 1,2 und 3 bilden das heutige Buch Abraham.

Wir wissen außerdem, daß der Prophet „weitere Auszüge aus dem Buch Abraham” außer denen, die wir bereits besitzen, angekündigt hat; doch sein Märtyrertod hat der Veröffentlichung des Materials ein Ende gesetzt, bei dessen nochmaligen Überarbeitung er nach seiner Aussage gewesen ist. (John Taylor, „Times and Seasons”, Februar 1843)

Nach dem Märtyrertod des Propheten sind die Mumien und Manuskripte seiner Mutter, Lucy Mack Smith, übergeben worden. Nach ihrem Tode im Mai 1855 hat Emma Smith Bidamon, bei der Lucy Mack Smith die zwei Jahre vor ihrem Tode gelebt hat, die Mumien und Manuskripte in Besitz gehabt. Emma Smith Bidamon ist die Witwe des Propheten gewesen; sie hat sich nach seinem Tode mit L. C. Bidamon verheiratet. Knapp ein Jahr später hat Emma die Mumien und Manuskripte an einen gewissen A.Coombs verkauft.

Diesen Brief über den Verkauf der Mumien an Mr. A. Coombs, der von Emma Smith Bidamon unterzeichnet und vom 26. Mai 1856 datiert ist, hat Dr. Atiya bei den elf Papyrusfragmenten gefunden. In dem Brief heißt es: „Wir bestätigen hiermit, daß wir vier ägyptische Mumien mit den dazugehörigen Berichten an Mr. A. Coombs verkauft haben. Diese Mumien stammen aus sechzig Fuß tiefen ägyptischen Gräbern; sie sind von der Antiquarischen Gesellschaft in Paris erworben, nach New York geschickt und im Jahre 1835 von dem Mormonenpropheten Joseph Smith für 2400 Dollar gekauft worden. Mr. Smith hat sie sehr hoch eingeschätzt; denn die Berichte, die man zufällig in der Brust einer Mumie gefunden hat, sind für ihn von großer Bedeutung gewesen. Aus den Berichten, die Mr. Smith übersetzt hat, geht hervor, daß diese Mumien zur Familie eines Pharao, eines ägyptischen Königs, gehört haben. Mr. Smith hat diese Mumien bis zu seinem Tode besessen; danach sind sie in den Besitz seiner Mutter übergegangen. Wir haben oft Kaufangebote erhalten, die jedoch bis zu ihrem Tode am 14. Mai letzten Jahres unterschiedslos abgelehnt worden sind. Gezeichnet: L. C. Bidamon, Emma Bidamon, Joseph Smith (ihr Sohn). Nauvoo, Hancock County, Illinois, den 26. Mai.”

Als nächstes tauchen die Mumien 1856 im „St. Louis Museum Catalogue” und dann 1863 auf Seite 42 im „Chicago Museum Catalogue” auf, wo zwei Mumien beschrieben werden, die „bis zum Tode des Propheten im Besitz seiner Mutter gewesen sind, danach von den Erben verkauft und kurze Zeit später für das Museum erworben worden sind”.

1871 hat ein Großfeuer große Teile Chicagos vernichtet, und man hat angenommen, daß die Mumien und Manuskripte mitverbrannt seien, obgleich die Kataloge von 1856 und 1863 keinerlei Hinweise auf die beiden anderen Mumien oder die Manuskripte enthalten haben. Vielleicht wird man eines Tages auch etwas über diese beiden Mumien und die restlichen Papyrusmanuskripte erfahren, die der Prophet benutzt hat.

Dem Metropolitan Museum of Art in New York ist die Manuskriptsammlung, die Dr. Atiya kürzlich entdeckt hat, erstmals im Jahre 1918 angeboten worden. Offensichtlich hat Mr. A. Coombs nicht alles veräußert, was er von Emma Smith Bidamon gekauft hat; denn im Jahre 1918 ist eine Mrs. Alice C. Heusser aus Brooklyn, New York, mit den kürzlich entdeckten Papyri und einem von Emma Smith unterzeichneten Dokument im Metropolitan Museum erschienen, um die Schriftstücke schätzen zu lassen. Alice Heusser ist die Tochter von Mr. A. Coombs’ Haushälterin gewesen. Das Museum hat damals die Papyrisammlung nicht gekauft; erst Edward Heusser, der Ehemann von Alice Heusser, hat die Sammlung 1947 an das Museum verkauft. Seitdem haben sich die Papyri dort befunden.

Somit ist alles für die erstaunliche Entdeckung Dr. Atiyas vorbereitet gewesen. Die Papyrusfragmente, ein Teil der Manuskripte, die in Joseph Smith’ Besitz gewesen sind, befinden sich jetzt wieder in den Händen der Kirche. Sie sind ein starkes und sichtbares Zeugnis für die Wahrheit der schlichten und unbefangenen Aussage des Propheten, daß er etliche echte Papyrusurkunden besessen hat, von denen er einige übersetzt und als das Buch Abraham in die Köstliche Perle aufgenommen hat.

Anmerkung 1 Da einige der heutigen Gelehrten Chandlers Verwandtschaft mit Lebolo bezweifeln, laufen Forschungen, um der Wahrheit auf den Grund zu kommen.

Das alte Ägypten
Palästinas Nachbarland und Zufluchtsort für Propheten

Doyle L Green
Der Stern Mai 1968

Seit kürzlich Papyrusmanuskripte wiederentdeckt und der Kirche zurückgegeben worden sind, die einmal Eigentum des Propheten Joseph Smith gewesen sind und zum Teil mit dem Buch Abraham in der Köstlichen Perle zusammenhängen, ist das Interesse am alten Ägypten erneut entfacht worden.

Ägypten ist wirklich ein altes Land; seine Geschichte reicht mehr als 5000 Jahre zurück. Und sei es nur um der Tatsache willen, daß ein Grab in den öden Hügeln dieses Landes die unschätzbaren Handschriften Abrahams über Jahrhunderte hinweg geborgen, beschützt und der Nachwelt erhalten hat, so verdient das Land am Nil ein ehrendes Angedenken.

Doch Ägypten ist weitaus mehr als nur Hüter und Bewahrer von Papyri gewesen. Abraham und Sara haben hier Unterkunft und Nahrung gefunden, als in Palästina eine Hungersnot geherrscht hat. Es ist später Josephs Heimat gewesen und hat Vater Jakob und seiner Familie Zuflucht geboten, als im Heiligen Land erneut eine Hungersnot ausgebrochen ist. Es stimmt zwar, daß die Kinder Israel in Knechtschaft geraten sind, als ein neuer König aufkam in Ägypten, der nichts von Joseph wußte. (Siehe 2. Mose 1:8.) Dennoch ist dieses afrikanische Land eine Heimat für die Israeliten gewesen, bis der Herr sie durch Mose aus der Knechtschaft befreit und sie in das gelobte Land zurückgeführt hat.

Wir müssen Ägypten auch dafür dankbar sein, daß es dem Jesuskind eine sichere Zuflucht geboten hat. Joseph hat das Christuskind und Seine Mutter auf Anweisung eines Engels in dieses Land geführt, um Es vor den Soldaten des skrupellosen Herodes zu schützen, die es haben ermorden sollen.

Aus den Schriften Abrahams erfahren wir, daß Ägypten „zuerst von einer Frau entdeckt [wurde], von der Tochter Harns und der Tochter der Egyptus . . . Als diese Frau das Land entdeckte, war es unter Wasser, und später siedelte sie ihre Söhne in dem Lande an . . . Die erste Regierung Ägyptens wurde nun von Pharao, dem ältesten Sohne der Egyptus, der Tochter Harns, errichtet, und diese Regierung war patriarchalisch wie die Harns. Pharao, der ein gerechter Mann war, gründete sein Königreich und richtete sein Volk weise und gerecht sein Leben lang und suchte ernstlich, die Ordnung nachzuahmen, die von den Vätern in den ersten Geschlechtern eingeführt worden war, in den Tagen der ersten patriarchalischen Regierung, selbst der Regierung Adams und auch Noahs, seines Vaters …” (Abraham 1 :23-26)

In der Bibel wird Ägypten erstmalig im zwölften Kapitel des 1. Buches Mose erwähnt. Es heißt dort, daß in Kanaan eine Hungersnot geherrscht hat, anscheinend als Abraham aus Haran dort angekommen ist. Um der Hungersnot zu entgehen, ist er nach Ägypten gezogen. Dieser Bericht wird durch seine eigenen Worte im Buch Abraham bestätigt: „Und ich, Abraham, reiste immer noch gen Süden; und die Hungersnot dauerte im Lande fort, und ich, Abraham, beschloß, nach Ägypten hinabzuziehen, um dort zu wohnen, denn die Hungersnot wurde sehr drückend.” (Abraham 2:21)

Die heiligen Schriften enthalten keinen Hinweis darauf, wohin Abraham in Ägypten gezogen und wie lange er in Ägypten geblieben ist. Damals werden der Sitz der Regierung und der Palast des Pharao wohl in Memphis gewesen sein, in der Nähe des heutigen Kairo, etwa 275 Meilen von Jerusalem entfernt; vielleicht ist aber auch Theben, weitere 375 Meilen nilaufwärts, die Hauptstadt des Reiches gewesen.

Jedenfalls sind die Mumien und Papyri, die im Juli 1835 in die Hände des Propheten Joseph Smith gelangt sind, in der Nähe der alten Stadt Theben gefunden worden.

Wegen Abraham und dieser Papyrusrollen haben die Heiligen der Letzten Tage, die heute Oberägypten besuchen, ein außergewöhnliches Interesse an den Tempeln und Gräbern im Umkreis der heutigen Städte Luxor und Karnak.

Der Karnaktempel soll der größte je von Menschenhand erbaute Säulenbau sein. Die Monolithe und riesigen Pharaonenstatuen setzen einen wirklich in Erstaunen.

Eines Morgens haben wir bei Sonnenaufgang den Nil überquert, um die Gräber und Grabtempel westlich von Theben zu besichtigen. Mich hat besonders das Grab des Tut-ench-Amun im Tal der Könige interessiert. Als man das Grab entdeckt hat, da habe ich die zweite Klasse der Grundschule besucht. Ich bin als Junge von den Geschichten sehr beeindruckt gewesen, die mir ein gütiger Lehrer über die Intrigen und das abenteuerliche Geschehen um diesen außerordentlichen Fund und seine Kostbarkeiten erzählt hat. Es ist eines der Gräber, die nicht von Grabräubern geplündert worden sind; und es hat den Wissenschaftlern reichlich ermöglicht, mehr über die Lebensgewohnheiten der alten Ägypter zu erfahren. Die meisten Kostbarkeiten befinden sich in einem Kairoer Museum, doch einige hat man zur Freude der Besucher im Grab belassen.

Unser Führer ist überrascht gewesen, als wir ihn gebeten haben, uns zum Grab Nr. 33 zu führen. Er hat nicht verstehen können, warum wir ausgerechnet dieses Grab haben sehen wollen. Wir haben mehrere der tiefer gelegenen, reicher verzierten und wichtigeren Gräber gründlich besichtigt und durchforscht gehabt. Außerdem, so hat er gesagt, können wir Grab Nr. 33 nicht besichtigen, weil es als Lagerraum diene. Doch wir haben darauf bestanden und ihm erklärt, daß es eine besondere Bedeutung für uns habe. Nach Meinung einiger unserer Gelehrten ist Grab Nr. 33 der Ort, wo jahrhundertelang die Papyrusrolle mit den Aufzeichnungen Abrahams gelegen hat, die für die Mitglieder der Kirche so viel bedeutet.

Während wir in der Mulde vor dem Grab gestanden haben, sind unsere Gespräche und Gedanken um Abraham und den unglaublichen Bericht über die Erhaltung der Papyrusurkunde mit seinen Schriften gekreist und über die unglaubliche Geschichte darüber, wie sie so lange Zeit überdauert hat und in die Hände des Propheten Joseph Smith gelangt ist.

Unsere Gedanken haben sich auch mit jenem anderen Joseph befaßt, der nach Ägypten verkauft worden und dort zum Obersten des Reiches aufgestiegen ist. Die Historiker setzen den Beginn seiner Geschichte im Nilland auf das Jahr 1728 v.Chr. fest. Von diesem Zeitpunkt an bis etwa 1491 v. Chr., dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, ist die Geschichte der Kinder Israel naturgemäß eng mit der Ägyptens verknüpft. Der Prophet Joseph Smith schreibt, daß eine der Papyrusrollen „die Schriften Josephs von Ägypten” enthalten hat. (History of the Church, Band 2.) Soweit bekannt, ist dieser Teil der Schriften auf den Papyrusrollen niemals übersetzt worden.

Auf unseren Reisen durch Ägypten haben wir uns immer wieder gefragt, wohin Joseph von Nazareth mit Maria und dem Jesuskind geflohen sein mochte. Einige fähige Forscher vermuten, daß sie vielleicht in eine jüdische Siedlung in der Nähe von Kairo gezogen sind. Es scheint logisch, daß Joseph bei Leuten seines eigenen Volkes Zuflucht gesucht hat. Wenn sie in diese jüdische Siedlung gezogen sind, dann haben sie vielleicht die großen Pyramiden gesehen und in das Gesicht der Sphinx geblickt. Man sagt, daß die Sphinx das wohl älteste Bauwerk der Welt ist und bei Christi Geburt wahrscheinlich schon über 2500 Jahre alt gewesen ist. Die Sphinx hat einen Löwenleib und ein Menschenantlitz. Sie ist 73 m lang und 20 m hoch. Das Antlitz soll den Pharao Chephren darstellen, den Erbauer der zweitgrößten Pyramide. Die größte Pyramide, die sogenannte Pyramide von Gise, wurde für den Pharao Cheops errichtet. Sie besteht aus über zwei Millionen Kalkstein- und Granitblöcken, von denen jeder etwa 2 Tonnen wiegt.

Die von den alten Ägyptern geschaffenen Wunderwerke, die heute noch längs des Nils von Kairo bis Assuan zu sehen sind, rufen selbst beim Menschen der Neuzeit Bewunderung hervor. Ihr umfassender Beitrag zum Wissen hat die Welt nachhaltig beeinflußt. Für viele von uns ist Ägypten jedoch hauptsächlich deswegen von Interesse, weil es Palästinas Nachbarland gewesen ist, weil es den Propheten Zuflucht geboten hat und weil Gott sich seiner bedient hat, um Seine gerechten Absichten zu verwirklichen.

Wir hoffen, daß dieser kurze Abriß und die Fotografien einen geeigneten Hintergrund für den Artikel über die Wiederentdeckung der Papyri liefern und das Interesse daran steigern.

 

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Last Updated November 07, 2009
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