Die Köstliche Perle aus einer neuen Sicht

Hugh Nibley
Der Stern Mai 1968

Über den Autor und seine Artikelserie

Hugh NibleyHugh Nibley Der Flut neuentdeckter jüdischer und christlicher Dokumente, die den Charakter der heutigen Religionsforschung verändern, stehen gleichbedeutende, wenn auch weniger spektakuläre Entwicklungen auf einem Gebiet gegenüber, das für die Heiligen der Letzten Tage nicht minder von Interesse ist — die religiösen Bräuche und der Glaube der Ägypter.

Zweifel aus jüngster Zeit an der Echtheit vieler Äußerungen in einem der Standardwerke der Kirche, der Köstlichen Perle, haben erneut eine alte Streitfrage aufgeworfen, und zwar zu einem Zeitpunkt, wo neue Entdeckungen und Deutungen dem gesamten Problem ein völlig neues Gesicht verleihen. Bruder Hugh Nibley hat seit vielen Jahren zweckdienliche Einzelheiten für die Untersuchung der Faksimiles im Buch Abraham zusammengetragen. Er legt in dieser fesselnden Artikelserie einige der Unterlagen vor, die bei der Neubeurteilung bestimmter ägyptologischer Aspekte in der Köstlichen Perle berücksichtigt werden müssen, für die jetzt der Zeitpunkt gekommen ist.

Der Leser soll sich auf Überraschungen gefaßt machen. Obgleich Dr. Nibley sich keine Zurückhaltung auferlegt, besitzt er dennoch eine gesunde Hochachtung vor allen qualifizierten Ägyptologen, seine verehrten Lehrer inbegriffen, die ihn in die Anfangsgründe der Geheimnisse der Hieroglyphen eingeführt haben. Er versichert, er werde mit so großer Vorsicht und Umsicht zu Werke gehen, daß selbst sie seine Methoden billigen werden, wenn sie auch seinen Schlußfolgerungen noch so sehr widersprechen.

Dr. Nibley ist Professor für Geschichte und Religion an der Brigham-Young-Universität und ist 22 Jahre lang ein Redakteur der Zeitschrift „The Improvement Era” gewesen; er ist für dieses Vorhaben ganz besonders qualifiziert. Er ist nicht nur ein guter Ägyptologe, sondern spricht außerdem Latein, Griechisch, Hebräisch, Syrisch, Babylonisch, Russisch, Französisch, Deutsch, Arabisch und Koptisch. Er ist mit Urkunden aus alter Zeit und mit Originalquellen vertraut.

Dr. Nibley hat unter anderem neun Fortsetzungsserien in der Zeitschrift „The Improvement Era” verfaßt. Sein Können hat auch in vielen geisteswissenschaftlichen Journalen Anerkennung gefunden, wie beispielsweise im „Classic Journal”, „Western Political Quarterly” , „Jewish Quarterly Review” und in der „Jewish Encyclopedia”.

Er hat seinen Bakkalaureus in Geschichte und klassischer Philologie im Jahre 1934 an der Universität of California in Los Angeles erworben, wo er mit Auszeichnung promoviert hat. Im Jahre 1938 hat er von der University of California in Berkeley seinen Dr. phil. erhalten; er hat auch nach Erlangen seiner Doktorwürde dort gearbeitet. Er war Mitglied des Verwaltungsrates für Geschichtsforschung derselben Universität, Dozent für Geschichte und Sozialphilosophie am Claremont College und Gastprofessor für klassische Rhetorik an der University of California.

„Die Köstliche Perle aus einer neuen Sicht” verspricht die wohl bedeutsamste Artikelserie zu werden, die in den vergangenen Jahren in „The Improvement Era” erschienen ist.

D.L.G.

Erster Teil: Angriffe und Erwiderung

Ein unerledigtes Kapitel — Die unlängst erfolgte Neuauflage der Broschüre „Joseph Smith, Jr., as a Translator” (Joseph Smith jun. als Übersetzter) [1] von Bischof Franklin S. Spalding soll keineswegs eine alte Streitfrage zu neuem Leben erwecken, sondern eher ihre letzten Spuren beseitigen; dennoch ist sie eine willkommene Aufforderung, besser noch Herausforderung, für den, der die Köstliche Perle ernst nimmt. Die Erfahrung hat nämlich gezeigt, daß die Heiligen der Letzten Tage das Wesen und den Geist ihrer neuzeitlichen heiligen Schriften erst dann richtig erkennen, wenn unnachsichtige und lautstarke Kritik von außen sie dazu veranlaßt, sich näher damit zu befassen; und dadurch wird gewöhnlich die Stellung dieser Schriften gegenüber vorher erheblich gefestigt. Wir alle haben die Köstliche Perle zu lange vernachlässigt und müssen denen danken, die uns jetzt zur Rechenschaft ziehen.

Wir entschuldigen uns nicht dafür, daß wir in dieser einleitenden Untersuchung wieder aufs neue von alten Geschichten anfangen; denn andere haben sie ausgegraben, um uns damit einzuschüchtern. Dennoch möchten wir warnend darauf hinweisen: Wenn sie weiterhin die Geister der Toten heraufbeschwören, werden sie bald mehr davon haben, als ihnen lieb ist. Seit 1912 ist viel Wasser den Rhein hinuntergeflossen; und vieles von dem, was damals gesagt und geschrieben worden ist, müßte heute natürlich revidiert werden.

Andererseits, so glauben wir, wird sich bei einer sorgfältigen Durchsicht der Zeitschriften herausstellen, daß im Jahre 1912 mehr bedeutende Untersuchungen auf diesem Gebiet veröffentlicht worden sind als je zuvor oder danach; die Ägyptologie hat 1912 ihren Höhepunkt erreicht — es war das Zeitalter der Riesen. Wenn es sich aber jetzt erweisen sollte, daß die Riesen alles andere als unfehlbar gewesen sind, dann müssen wir daraus lernen, den selbstsicheren Behauptungen der heutigen Gelehrten mit Vorsicht zu begegnen.

Nichts kann unserem Wunsch mehr zuwiderlaufen, als die bärtigen und befrackten Gelehrten von 1912 aufzurufen, damit sie ihre hochtrabenden Behauptungen noch einmal wiederholen. Andere haben jedoch diese Geister heraufbeschworen, damit sie gegen den Propheten zeugen; und solange sie nicht Genugtuung erhalten, können ihre Gönner wie zu Bischof Spaldings Zeiten die falsche Meldung verbreiten, daß die Gelehrten das letzte Wort gesprochen und die Köstliche Perle und den Anspruch ihres Verfassers auf Offenbarung für alle Zeiten „gänzlich zunichte gemacht” haben (wie sie es ausgedrückt haben).

Das Schweigen der Heiligen der Letzten Tage in einer für sie so überaus wichtigen Angelegenheit läßt sich nur als Fassungslosigkeit erklären; doch es hat dazu geführt, daß viele in der Welt und auch viele Heilige angenommen haben, nichts sei zu Joseph Smith’ Gunsten zu sagen. Nichts ist jedoch weiter von der Wahrheit entfernt als diese Vermutung. Deshalb muß die traurige Legende des Jahres 1912 noch einmal erzählt werden, und sei es nur, um zu verhindern, daß sich immer und immer wieder das wiederholt, was damals und auch 1845, 1865 und 1903 geschehen ist.

Im Grunde ist die Situation heute noch genauso, wie sie bei all diesen Gelegenheiten gewesen ist: Die in Ägyptologie unbewanderten Mormonen stehen den Behauptungen von Experten wie Deveria und E. A. W. Budge hilflos gegenüber, weil ihnen die technische Grundlage fehlt, anhand deren sie diese Behauptungen anzweifeln können. Diese Experten haben allen sichtbar großspurig ihre Zeugnisse zur Schau gebracht und unduldsam ihre Meinung verkündet, dann haben sie sich heimlich aus dem Staub gemacht und sich geweigert, sich auf irgendwelche Diskussionen mit der unwissenden Gegenpartei einzulassen.

Und so hat die Auseinandersetzung niemals richtig stattgefunden; den Angreifern hat es genügt, daß der bloße Anblick ihrer Muskeln ausgereicht hat, das Gefecht zu entscheiden. R. C. Webb, ein Unbeteiligter, hat über die Affäre von 1912 geschrieben: „Diese ‘Experten’ haben uns viele Meinungen vorgesetzt; doch sie haben nicht versucht, diese Meinungen durch maßgebliche Beweismittel zu belegen. . . Wir haben es einzig und allein mit Meinungen zu tun, mit schlichten und einfachen Meinungen, nicht mit etwas, was sich überzeugend beweisen läßt.” [2]

Für die Leser, die einige Einzelheiten der Affäre von 1912 vergessen haben, möchten wir daran erinnern, daß Bischof Spalding acht Ägyptologen um ihre Meinung zu Joseph Smiths Auslegung der Faksimiles in der Köstlichen Perle gebeten hat. Sie können sich denken, wie ihre Antworten ausgefallen sind. Damit wollen wir beginnen.

Glaubwürdigkeit als Beweis — Von allen Angriffen gegen den Mormonismus, die unter dem Banner der Wissenschaft und der Gelehrsamkeit geführt worden sind, hätte die große Kampagne die weitaus erfolgreichste sein müssen, die der Episkopalbischof von Utah, Hochwürden F. S. Spalding, 1912 durchgeführt hat. Sie ist sorgfältig geplant und geschickt durchgeführt worden und hat die größten Gelehrten ins Feld geführt, die sich je dagegen ausgesprochen haben, daß Joseph Smith ein Prophet gewesen ist. Dieselben Gelehrten haben gleichzeitig lautstark verkündet, daß sie für die Heiligen nichts als Liebe und Achtung empfinden und wirklich den Wunsch haben, ihnen in hochherziger Hingabe an die Wahrheit zu helfen, das Licht zu finden, koste es, was es wolle.

Bischof Spaldings großer Plan hat alles enthalten, was einen schnellen und sicheren Erfolg verspricht, nur eines hat ihm gefehlt; und wenn die Köstliche Perle trotz seiner Kampagne noch gelesen wird, dann nur deshalb, weil der Bischof vergessen hat, in sein Riesenaufgebot ein einziges stichhaltiges und wichtiges Beweismittel einzuspannen. Wenn er außer über Namen und Beglaubigungsschreiben noch über andere Waffen verfügt, so hat er sie niemals benutzt — er schießt auf die Mormonen eine Kanonade von Titeln und Meinungen ab, sonst nichts. „Die Glaubwürdigkeit der Experten steht in jedem Forschungszweig außer Zweifel, es sei denn, es gibt schwerwiegende Gründe dafür, ihre Schlußfolgerungen anzuzweifeln. In diesem Falle gibt es keinen Grund.” [3] Und wer spricht? Spaldings Experte Nr. 1, ein junger Mann, der gerade promoviert hat (n i c h t in Ägyptologie) — er sagt uns, daß wir sein Urteil annehmen müssen, „ohne zu fragen”; denn er ist ein Experte und sieht keine Ursache, seine Schlußfolgerungen anzuzweifeln. Das meinen wir mit autoritärem Verhalten.

Wer hätte 1912 aber auch vermutet, daß andere Waffen notwendig sein würden? Was hat es noch zu sagen gegeben, nachdem die offizielle Stimme der Gelehrsamkeit gesprochen hat? Die Mormonen haben getan, was sie gekonnt haben. Sie haben darauf hingewiesen, daß sich wiederholt die Meinungen ebenso hervorragender Experten über die Bibel als falsch erwiesen haben. [4] Sie haben auf die Kürze und Oberflächlichkeit der Sachverständigen hingewiesen: „Diese ,Umfrage’ ist eigentlich gar keine gewesen”, hat Webb geschrieben. [Sie] gibt nur ein buntes Durcheinander von Meinungen wieder. . Sie ist dem Leser keinerlei Hilfe . ..” [5] Man hat darauf hingewiesen, daß die Experten ihre Urteile äußerst übelwollend gefällt haben. [6] Als ein Leitartikel in der Kirchenzeitschrift recht zurückhaltend und vorsichtig darauf verwiesen hat, daß es in den Ansichten der Experten einige ziemlich augenfällige Widersprüche und Unterschiede gibt und daß es den Mormonen zumindest gestattet sein möge, um „einen Aufschub des endgültigen Urteils” zu bitten, da (wie B. H. Roberts es ausdrückte) „diese Fragen, die besondere Gelehrsamkeit bedingen, Zeit und gründliche Nachforschungen erfordern . . . und die Schlußfolgerungen der Gelehrten in solchen Dingen nicht so unumstößlich sind, wie es scheint”, [7] schrieb die „New York Times” indigniert: „ . . . Der gesamte Leitartikel der Deseret Evening News war darauf abgestimmt, die Gelehrten und die Wissenschaft zu verunglimpfen.” [8] Man spricht eben nicht schlecht über anerkannte Gelehrte — das gehört sich nicht.

Der fragliche Leitartikel in der „Deseret News” wies darauf hin, daß die Mormonen Bischof Spaldings Untersuchungen bereits um einige Jahre zuvorgekommen sind, indem sie selbst eine Umfrage unter führenden britischen Ägyptologen durchgeführt haben, was „zumindest zeigt, daß wir nicht nachlässig gewesen sind und uns auch nicht davor gescheut haben, zu erfahren, welches Licht die Weisheit der Welt auf die Abbildungen im Buch Abraham und ihre Übersetzung durch den Propheten Joseph Smith wirft”. [9]

Zwei Tage zuvor hat ein Leitartikel in der „Deseret News” die Haltung der Kirche in dieser Frage dargelegt: „Die Heiligen der Letzten Tage begrüßen solche Untersuchungen. Sie wollen die Wahrheit erfahren, nichts als die Wahrheit. Sie werden mit Freude jedes wichtige Urteil anhören, gleich ob es von Freund oder Feind geäußert wird.” [10] In der darauffolgenden Diskussion haben die Mormonen ihren Glauben und ihre Aufrichtigkeit bewiesen, indem sie die Briefe Bischof Spaldings und seiner Befürworter ungekürzt und ohne Kommentar in „The Improvement Era” abgedruckt haben zusammen mit Briefen von Heiligen der Letzten Tage, die Joseph Smith verteidigt haben.

In den nichtmormonischen Zeitschriften, in denen Dr. Spalding seine Artikel veröffentlicht hat, einschließlich seiner eigenen Zeitung „The Utah Survey”, hat es keine derartige Gegenüberstellung gegeben. Obwohl er immer wieder betont hat, daß er unparteiisch sei und nur die besten Absichten verfolge, sind in diesen Zeitungen nur seine und die Meinungen Gleichgesinnter abgedruckt worden. [11]

Die Mormonen haben außerdem niemals die religiöse Immunität beansprucht, die man Joseph Smith als geistigem Führer vielleicht eingeräumt hätte, sondern sie haben darauf bestanden, den Fall seinem wesentlichen Inhalt nach zu diskutieren. „Ich gestatte dem Bischof all seine Behauptungen über die schrecklichen Ergebnisse des .Mormonismus’”, schrieb B. H. Roberts, „wenn er mir schlagende Beweise gegen Joseph Smith als Übersetzer liefern kann.” [12] Bischof Spaldings gelehrte Schar andererseits hat ganz entschieden Anspruch auf Unantastbarkeit erhoben — sie anzuzweifeln hieße die ehrbare Gelehrsamkeit „verunglimpfen”, und das war das Geheimnis ihrer Stärke.

Ein rühriger junger Geistlicher, der während dieses ganzen Spieles den Bischof vor Angriffen geschützt hat, Dr. S. A. B. Mercer, hat den Fall für die Anklage zusammengefaßt; sein Argument hat den Kreis geschlossen: „Die Erwiderungen der Mormonen blieben wirkungslos”, hat er geschrieben, weil die einhellige Meinung der Gelehrten unanfechtbar ist. Im Urteil der gelehrten Welt wird Joseph Smith daher eines Selbstbetrugs oder einer Täuschung beschuldigt.” [13]

Wer hat gesagt, daß die Erwiderungen der Mormonen „wirkungslos geblieben sind”? Mercer hat es gesagt, das steht fest. Hier sehen wir, wie bequem es ist, den Anklagevertreter als Richter auftreten zu lassen. Dr. Mercer verkündet, daß die Erwiderungen der Mormonen an ihn und an seine Kollegen wirkungslos geblieben sind — weil er es so sagt. Und was er sagt, muß stimmen, weil seine Kollegen ihm beipflichten.

Als die Mormonen darauf hingewiesen haben, daß sich die Kollegen alles andere als einig seien, hat Mercer diesen Einwand strikt zurückgewiesen und erklärt, daß dort, wo der gewöhnliche Mensch ziemlich offenkundige Widersprüche zu finden vermeine, „für den Experten keinerlei Widerspruch besteht”. [14] Man muß nur Ägyptologe sein, um es so zu sehen. Auf die gleiche Weise hat Dr. Mercer auch B. H. Roberts’ Ausführungen zurückgewiesen, als dieser ihm ziemlich hart zugesetzt hat. Er hat erklärt, daß die Schwierigkeiten bei Roberts darin zu suchen seien, „daß der Verfasser in ägyptologischen Fragen ein Laie ist”. [15] R. C. Webb bemerkt dazu, daß die Erklärung Mercers darauf hinausläuft, „daß Gelehrte in seinem Fach sich nicht irren können” [16] oder, in Mercers eigenen Worten, daß ihre Meinungen „unanfechtbar” sind. Wie kann man über eine „unanfechtbare” Meinung diskutieren? Man kann es nicht — das ist es; der Fall ist beendet; es ist keine Auseinandersetzung möglich, und sie ist auch nicht beabsichtigt.

In seinem abschließenden Brief teilt Dr. Mercer die Gegenpartei in drei Gruppen ein: „Erstens, intelligente und unparteiische Mormonen”, die nämlich, die in keiner Weise an den Gelehrten zweifeln; „zweitens, voreingenommene Mormonen (möglicherweise unbewußt)”, das heißt Mormonen mit pro-mormonischer Einstellung, unter anderem B. H. Roberts, John A. Widtsoe, John Henry Evans und J. M. Sjodahl — ja alle, die sich anmaßen, das Urteil der Experten anzuzweifeln. Glücklicherweise lassen sich ihre Ausführungen geschlossen streichen, da sie „im Hinblick auf das Thema, das sie sich zu kritisieren erdreisten, sehr unwissend sind” — es steht ihnen überhaupt nicht zu, üble Nachrede zu führen; sie zählen nicht. Dr. Mercers dritte Gruppe sind „voreingenommene und unwissende Nichtmormonen”, dazu zählen alle, die den Erwiderungen der Mormonen Gehör schenken. [17]

Und so muß man die Doktoren schon in ihrem eigenen Fall das Urteil fällen lassen; denn es ist ja niemand sonst dazu in der Lage. Und wenn sie zufällig zu ihren eigenen Gunsten entscheiden sollten, können wir daran nichts ändern; denn an ihre Sachkenntnis reicht der Laie bei weitem nicht heran. Sie stehen „auf dem intellektuellen Gipfel des Universums”, auf den sie sich durch das alte Amtsgeheimnis, die „Selbstvergöttlichung nach dem Grad des Wissens”, erhoben haben. [18]

Dieser Vorgang bildet die Grundlage für das Gedeihen der meisten gelehrten Berufe. Vor langer Zeit haben die Jesuiten ein besonderes theologisches Vokabular und besondere theologische Regeln entwickelt, die nach ihrer Aussage nur einer ihres Glaubens wirklich verstehen könne. Es sei reinste Torheit, wenn ein Außenstehender es wage, Kritik an dem zu üben, was sie in ihrer schwer verständlichen Sprache vorbrächten; das jedenfalls hat Arnold Lunn dem großen Wissenschaftler J. B. S. Haidane entgegengehalten, als dieser es gewagt hat, ihn auf einige schwache Punkte in seiner Theologie hinzuweisen. [19] Dann jedoch haben die Wissenschaftler das gleiche Spiel gespielt. Als nämlich „in den Anfängen (der Evolutionstheorie) die wichtigsten Einwände dagegen klar und deutlich vorgebracht worden sind”, hat man sie schnell zurückgewiesen, weil „sie meistens von Leuten gekommen sind, die nicht als Biologen ausgebildet worden sind… Ihre Einwände ließen sich summarisch mit der Begründung zurückweisen, daß sie auf Unwissenheit beruhen; obwohl Darwins Theorie sich doch so weitgehend auf allgemeine Beobachtungen und Erfahrungen stütze.” [20] Allgemeine Beobachtungen und Erfahrungen, so einleuchtend und überzeugend sie auch sein mochten, haben es mit offiziellen Zeugnissen nicht aufnehmen können.

Zwar rühmt Sir Gavin de Beer, „das Grundprinzip der Wissenschaft besteht darin, daß sie sich ausschließlich mit dem befaßt, was sich beweisen läßt, und daß sie sich nicht durch die persönliche Meinung oder die Aussage irgendeines Menschen beeinflussen läßt . . . das Motto der Königlichen Gesellschaft, London, lautet: ‘Nullus in verba’—eines Menschen Wort gilt nichts”; [21] aber dennoch versucht er, uns mit der Autorität der „Wissenschaftler” im allgemeinen und der Königlichen Gesellschaft, London, im besonderen (es wird gebeten, sich von den Plätzen zu erheben) einzuschüchtern oder doch zumindest zu beeindrucken.

In Spaldings Abhandlung „stützt die Anklage sich auf den Ruf und Stand der Zeugen . . ,”. [22] „Ich erhebe bei der Zusammenstellung dieser Broschüre keinerlei Anspruch darauf, über Kenntnisse in der Ägyptologie zu verfügen”, hat der Bischof in seiner Zusammenfassung geschrieben. „Ich habe nur eine Einleitung zu den Meinungen der Gelehrten geschrieben. In Fragen dieser Art müssen sich die meisten von uns ihr Urteil anhand der Meinung sachkundiger Experten bilden.” [23] So betet er die Meinung seines oben zitierten Experten Nr. 1 nach; und dieser gibt das Kompliment höflich zurück, wobei er bemerkt, daß es die Meinung des guten Bischofs sei, die schließlich allem Streit ein Ende setzen würde: „Die Berater des Bischofs haben zu seiner Genugtuung bewiesen”, daß es keine ins Auge fallenden Widersprüche zwischen den Urteilen der Experten gegeben hat, „daß keine Meinungsverschiedenheiten bestanden haben. Die augenfälligen Widersprüche haben sich nicht als solche erwiesen.” Spaldings erster Berater erklärt also, daß seine Berater den Fall endgültig und zufriedenstellend abgeschlossen hätten, indem sie dem Bischof zu seiner Zufriedenheit haben mitteilen können, daß alles in Ordnung sei; und er verpflichtet alle denkenden Menschen, sich seiner Meinung anzuschließen. [24]

Mit dieser Rückendeckung hat Bischof Spalding seine vernichtenden Schläge gegen R. C. Webb weitergeführt: „Wir könnten den Wert der Meinung von Dr. phil. Robert C. Webb sicherlich besser beurteilen . . . wenn wir genau über seine Person Bescheid wüßten . . . Wenn Dr. Talmage uns den richtigen Namen des Verfassers mitteilen würde, wenn er uns sagen würde, wo er seinen Doktorgrad erworben hat und welche akademische Stellung er bekleidet, dann wären wir wohl eher in der Lage, den Wert seiner Ansichten zu beurteilen.” [25] Hier haben wir es: Der Bischof ist nicht an Webbs Argumenten und Beweisen interessiert, sondern an seinem Stand und Rang — Überlegungen, die bei aufrichtigen Wahrheitssuchern keinerlei Bedeutung haben dürfen — „Nullus in verbal” Was um alles in der Welt haben Name, Doktortitel, akademische Position und vor allem die Meinungen eines Menschen damit zu tun, ob eine Sache wahr ist oder nicht?

In diesem Fall lautet die Antwort: Alles. Dr. Mercer gibt freimütig zu, daß er und die anderen Gelehrten „die Angelegenheit nicht sehr ernst zu nehmen schienen” und daß sie auch wirklich sehr wenig Zeit darauf verwandten: „ . . . Nach Meinung der Gelehrten ist die Eile in Anbetracht der Einfachheit des Falles durchaus gerechtfertigt gewesen. Man hätte die Angelegenheit sogar noch schneller erledigen können.” [26]

An anderer Stelle erklärt er die oberflächliche Behandlung der ganzen Angelegenheit folgendermaßen: „Wahrscheinlich sind sie genau wie ich der Ansicht gewesen, daß ihre Zeit zu kostbar ist, um sie auf eine wissenschaftliche Arbeit wie Joseph Smiths Vermutungen zu verschwenden.” [27] Was auch immer der Grund gewesen sein mag — sie haben niemals die Absicht gehabt, den Fall richtig zu erforschen, sondern haben sich ganz und gar auf die Zeugnisse verlassen.

Ein Wort von diesen großen Männern sollte genügen, um jeden Zweifel zu beseitigen; doch wir halten uns immer noch an das Motto der Königlichen Gesellschaft. Viele hervorragende Wissenschaftler weisen heute darauf hin, wie nachteilig es ist, wenn man sich in der Wissenschaft auf Autorität und Stellung beruft. Diese Selbstgefälligkeit „kann bedeuten, daß wir unsere Augen vor noch nicht entdeckten Tatsachen verschließen; und diese bleiben dann vielleicht noch jahrelang unentdeckt, wenn wir meinen, die Antwort sei bereits gefunden”.[28] Ein bedeutender Biologe mahnt uns deshalb, daß wir „gegen die Annahme ankämpfen müssen”, wir wüßten, wie die primitiven Lebensbedingungen ausgesehen haben (1912 hat das jeder Wissenschaftler gewußt); denn „solange wir auf dieser Annahme beharren, bemühen wir uns nur ungenügend darum, nach Möglichkeiten zu suchen, die uns sichere Beweise liefern”. [29]

Das Geheimnis der ungewöhnlichen Produktivität der Ägyptologen im Jahre 1912 hat teilweise auf einem ungetrübten Vertrauen auf ihre neuentdeckten Kräfte beruht, um das sie die heutigen Gelehrten beneiden könnten, wenn sie nicht ganz gut ohne es auskämen — ihrer hochmütigen Anmaßung, die Tiefen der Vergangenheit der Menschheit ausgelotet zu haben, nachdem sie einige Kurse absolviert und einige Artikel darüber gelesen haben (in denen es von Fragezeichen nur so gewimmelt hat) und auch ein oder zweimal mit den Gelehrten an einer Ausgrabung teilgenommen haben, haftet etwas ausgesprochen Unreifes an. An ihrer unaussprechlichen Verachtung für Joseph Smith als einen unwissenden Eindringling läßt sich ihr Stolz über ihre eigenen Leistungen abmessen.

1912 hat der Ägyptologe T. E. Peet alle Laien zur Rede gestellt, die „einem Verfahren mißtrauen, bei dem der Kritiker eine Vershälfte auf Quelle E und die andere Hälfte auf Quelle J bezieht”. Die Zeit hat den skeptischen Laien nur allzu recht gegeben. Damals jedoch hat Dr. Peet geschrieben: „Haben diese Leute die Entwicklung der modernen Philologie verfolgt, und erkennen sie, daß die Kritiker … ihr ganzes Leben der Erforschung derartiger Probleme widmen und daß ihre Kenntnis des Hebräischen und der semitischen Sprachen im allgemeinen so umfassend ist, daß Stilunterschiede … für sie so offenkundig sind, wie sie es für einen Laien in der englischen Sprache wären?” [30] Professor Peet hätte gut daran getan, auf das zu hören, was Bischof Spaldings eigener Hauptzeuge, Professor A. H. Sayce, einige Jahre zuvor geschrieben hat:

„Wie können die heutigen europäischen Gelehrten ein altes hebräisches Buch bis ins kleinste analysieren . . . ? Hebräisch ist eine nur sehr unvollkommen bekannte Sprache; es wird schon lange nicht mehr gesprochen; nur Fragmente seiner Literatur sind uns überliefert, oftmals in verfallenem Zustand; die Bedeutung vieler erhalten gebliebener Wörter und auch grammatischer Formen ist ungewiß und strittig. Und ebendiese fragmentarische und unvollkommene Kenntnis der Sprache hat die Arbeiten und Ergebnisse der gelehrten Kritiker überhaupt ermöglicht. Die .kritische’ Analyse des Pentateuch ist nichts weiter als ein Maßstab für unsere Unwissenheit und die Grenzen unseres Wissens . . .Wenn wir mehr wüßten, würden wir erkennen, wie sinnlos unsere Bemühungen sind.” [31]

Spätere Entdeckungen haben ihm recht gegeben; doch Sayce’s anfänglicher Protest ist eine vergebens mahnende Stimme gewesen. Bald ist alles so gelaufen, wie es die gelehrten Kritiker gewollt haben; und es hat keinen eifrigeren Mitläufer als Sayce gegeben. B. H. Roberts, ein persönlicher Freund Spaldings, hat zugegeben, daß der Bischof das Heft in der Hand gehalten hat: „Ich meine, der Bischof hat ein Anrecht darauf, daß alle wissen, die diese .Bemerkungen’ lesen, welch hervorragendes Sachverständigenkomitee in diesem Fall gegen den .Mormonenpropheten’ aussagt . . . Wer von sich nicht behaupten kann, Ägyptisch studiert zu haben, . . . sollte vor diesem Aufgebot an Ägyptologen wohl innehalten … Es steht mir und allen anderen, die nicht in der alten ägyptischen Lehre geschult sind, an, in ihrer Gegenwart Zurückhaltung zu üben und ihnen mit der gebührenden Achtung zu begegnen.” [32]

Man fragt sich, wie eine zugegebenermaßen nicht kompetente Gruppe anderen derartige verborgene Kompetenzen hat unterstellen können; doch Bruder Roberts hat sich von den Zeugnissen der Sachverständigen beeindrucken lassen, nicht von ihrem Wissen, das er nicht hat beurteilen können. Angesichts der massiven Phalanx von Männern mit Doktortiteln sind die Mormonen regelrecht eingeschüchtert gewesen; sie haben keinen David gehabt, der gegen diese Goliaths aufgetreten ist, doch das ist ihre eigene Schuld gewesen.

Versäumnisse der Mormonen — Von Anfang an haben die Heiligen der Letzten Tage allen Grund gehabt anzunehmen, daß die Köstliche Perle erbitterten Angriffen ausgesetzt sein würde. 1842 hat Parley P. Pratt geschrieben: „Hier ist also ein weiterer Stein des Anstoßes für die Welt, ein weiterer Grund, die Heiligen zu verfolgen . ..” [33]

Drei Jahre später hat die Welt die gleichen gelehrten Salven gegen die Faksimiles abgefeuert und ihre Aussagen mit der gleichen niederschmetternden Endgültigkeit zermalmt, wie sie es 1865 und 1912 zur Freude der Intellektuellen getan hat und heute tut.

1845 hat es geheißen, daß die Figuren auf den Faksimiles „jetzt bekannt sind und verstanden werden”, und es geschehe Joseph Smith ganz recht, daß „die Champollions der Bibliotheque de Rei [sie] und das Britische Museum” die Sache jetzt fest in der Hand hätten, denn er hätte „die unausbleibliche Entlarvung kühn herausgefordert”. Den Gelehrten ist es bereits klar gewesen, daß „die ganze Angelegenheit zu ungeheuerlich ist, um sie zu dulden, und zu peinlich, um darüber zu lachen . ..”. [34] Damit hätte die Angelegenheit erledigt sein müssen, doch die Mormonen sind nicht überzeugt gewesen und sie hätten gut daran getan, selbst etwas Ägyptologie zu studieren.

Immer wieder haben Joseph Smith und Brigham Young den Heiligen der Letzten Tage den Weg gewiesen, damit sie sich auf ebendiese Eventualitäten vorbereiteten; sie haben ihnen nahegelegt, auf der Hut zu sein und ihren Verstand zu benutzen. Selbst in den grimmigen Tagen des Dezember 1844 haben die Kirchenführer „die Ältesten ermahnt, Schulen zu errichten, damit alle . . . unterrichtet werden und sich vorbereiten, so daß auch der Geringste sachkundig mitreden und sich mit den Klugen der Welt messen könne”.[35] Sie hätten den Gelehrten der Welt auf eigenem Grund und Boden gegenübertreten sollen; stattdessen hat es der menschlichen Natur gefallen, ihre Energie auf andere Dinge zu verwenden. Brigham Young hat 1860 gesagt: „Es gibt in diesem Gemeinwesen Hunderte, die eifriger die vergänglichen Reichtümer dieser Welt erstreben als ihren Geist mit der Macht der Selbstbeherrschung zu schmücken und sich Kenntnis von Dingen anzueignen, wie sie gewesen sind, wie sie sind und wie sie sein werden.” [36] Er tadelt die Heiligen, daß sie damit zufrieden seien, „auf einem sehr begrenzten Wissen stehenzubleiben und wie eine Tür in den Angeln ein Jahr um das andere ohne sichtbaren Fortschritt oder Vervollkommnung hin und her zu pendeln, wobei sie nur nach den niederen Dingen dieses Lebens streben, die vergehen”.[37]

Die Heiligen der Letzten Tage, die weiter studiert haben, haben sich entweder dem Studium der Physik oder Biologie zugewandt oder nach Zeugnissen getrachtet, die ihnen einen guten Verdienst sichern, sie aber noch unterwürfiger gegen Amt und Autorität werden lassen. Bis heute hat sich noch niemand dem Studium gewidmet, das für eine Auseinandersetzung mit der Köstlichen Perle erforderlich ist, obwohl dieses wunderbare Buch offen zu einem solchen Studium einlädt: „Wenn die Welt diese Figuren ausfinden kann, so sei es. Amen.”

Bis heute sind alle Untersuchungen über die Köstliche Perle ausnahmslos nebengeordneter Art — Kompendien, Untersuchungen über den geschichtlichen Hintergrund usw. — oder Voruntersuchungen gewesen. [38] George Reynolds hat 1879 geschrieben, daß die Ältesten der Kirche trotz aller Provokation „nur sehr wenig zur Verteidigung des Buches als inspirierten Bericht gesagt haben” und daß „ . . . das Volk Gottes wenig zu seiner Verteidigung gesagt oder geschrieben hat, obgleich Außenstehende heftige Angriffe gegen das Buch gerichtet haben . . . seine Sprache ,dummes Geschwätz’ genannt und es zum .frommen Schwindel’ gezählt haben”.[39] Sein Buch zeigt klar und deutlich, warum die Heiligen sich nicht haben verteidigen können — sie haben einfach nicht das Wissen besessen.

Die Verfasser einer langen Kette von Artikeln, die 1912, 1913, 1914 und 1917 in der „Era” erschienen sind, haben ihre Unwissenheit offen eingestanden und bekannt, daß sie überrumpelt worden seien. Trotzdem sind ihre Untersuchungen bis heute die weitaus besten. Die seither erschienenen Bücher, Artikel und Doktorarbeiten haben größtenteils nur das wiederholt, was damals schon gesagt worden ist; vielleicht ist hier und da das Literaturverzeichnis um ein oder zwei Quellenangaben erweitert worden, wenn es erforderlich geschienen hat, einen Doktorgrad der sieben freien Künste zu rechtfertigen. Auch die ausgedehnten Arbeiten James R. Clarks, so wertvoll sie auch sind, bilden nur eine Art Auftakt; sie haben den Weg für die eigentliche Aktion vorbereitet.

College- und Anschlußkurse, Seminare für Graduierte, kirchliche Vortragsreihen, großangelegte öffentliche Symposien, Bücher, Broschüren, Monografien, Zeitungsartikel und Berichte in prunkhaften Einbänden, die gewöhnlich mit Reproduktionen der Faksimiles aus der Köstlichen Perle oder gefälschten ägyptischen Symbolen geschmückt sind, um die Öffentlichkeit zu fesseln und zu täuschen, sind nicht über den Start des Rennens hinausgekommen. Diese Entscheidung muß nämlich durch das lange, beschwerliche Hindernisrennen der ägyptischen Grammatik und Epigraphik ausgetragen werden und nicht auf dem Podium. Die Mormonen scheinen sich allein für die Kniffe und Methoden der Bildung begeistert zu haben; dagegen haben sie niemals eine echte Neigung gezeigt, die schwierigen und grundlegenden Beweisfragen zu behandeln, welche die Köstliche Perle aufwirft.

Vor einigen Jahren hat eine neue Auslegungstheorie versucht, der Herausforderung an die Köstliche Perle und in ihr dadurch zu begegnen, daß sie die den Schein wahrende These aufgestellt hat, das Buch Abraham sei überhaupt nicht in ägyptisch geschrieben gewesen, sondern „in einer semitischen Sprache”. Diese Verlagerung der Diskussion in vertrautere Gefilde hat nach ihren Worten „die Buch-Abraham-Forschung auf eine besser fundierte und gelehrtere Grundlage” gebracht. [40] Doch außer einigen wenigen Untersuchungen, die „hauptsächlich für den Laien” gedacht gewesen sind und keinen Anspruch darauf erhoben haben . ., gelehrt oder wissenschaftlich zu sein”, hat es keine weiteren Studien auf dieser neuen Grundlage gegeben. [41] Der scharfsinnige Beobachter mag fragen: „Wie kann eine Untersuchung fundiert und gelehrt sein, wenn sie nicht zumindest ein klein wenig gelehrt und wissenschaftlich ist?” Man darf den Kampf nicht aufnehmen, wenn man nicht bereit ist, einer mächtigeren Opposition gegenüberzutreten als dem leichtgläubigen Beobachter und dem fügsamen Laien.


Fußnoten

[1] Franklin S. Spalding: Joseph Smith, Jr., As a Translator” (Salt Lake City, The Arrow Press, 1912); Neuauflage durch den National Council of the Protestant Episcopal Church (New York, Church Missions House, 1915); photomechanischer Nachdruck, Salt Lake City, Modern Microfilm Company, 1965.
[2] Robert C. Webb (J. C. Homans) in „The Improvement Era”, S. 1077, Band 16 (1913).
[3] S. A. B. Mercer, „The Utah Survey” (monatlich von dem Wohlfahrtskomitee der Episkopalkirche in Utah herausgegeben), Band 1 (September 1913), Nr. 1, S. 30.
[4] Leitartikel in der „Deseret Evening News” vom 17. Dez. 1912, S. 4 und J. M. Sjodahl in „The Improvement Era” (nachfolgend „Era”), Bd. 16 (1913), S. 326. Die gelehrten Kritiker haben sich sehr geirrt, besonders was Ägypten anbetrifft: „Dr. von Bohlen, der geachtete Mitarbeiter von Gesenius und de Wette, hat sich über viele Kapitel hinweg damit aufgehalten, anhand eines Massenaufgebots klassischer Zeugnisse zu beweisen, daß sich die Bibel fast jedesmal irrt, wenn sie einen ägyptischen Brauch erwähnt. Nach Meinung dieses hervorragenden Gelehrten zeugen die Bemerkungen, daß die Ägypter in alter Zeit mit Ziegeln gebaut, Esel benutzt, Wein angebaut und für die Bundeslade und Stiftshütte kostbare Materialien verwandt haben, davon, daß der Verfasser des Pentateuchs ,Ägypten überhaupt nicht gekannt hat’.” C. H. S. Davis, „Ancient Egypt in the Light of Modern Discoveries” (Meriden, Connecticut, 1892), S. 311.
[5] Robert C. Webb in der „Era”, Bd. 17 (1914), S. 313, Kommentar zu einem Artikel im „Survey” vom November 1913. Webb schreibt in der „Era”, Bd. 16, S. 435, daß nach all den vor der Veröffentlichung gegebenen großartigen Versprechungen Spaldings Buch enttäuschend dünn und dürftig ausgefallen sei.
[6] N. L. Nelson in „Era”, Bd. 16, S. 606 ff.; er hat seine Meinung unverhohlener geäußert als die anderen: ein Sachverständigengremium von Nichtmormonen, voreingenommen, verärgert und vor überheblicher Gelehrsamkeit außer sich.”
[7] B. H. Roberts in der „Deseret News”, 19. Dez. 1912, S. 11; Junius F. Wells, ibd., S. 4. Der Leitartikel, auf den sich die „Times” bezogen hat, datiert vom 17. Dez. 1912, S. 4.
[8] „The New York Times Magazine”, 5. Teil, Sonntag, den 29. Dez. 1912.
[9] J. F. Wells in der „Deseret News”, 19. Dez. 1912, S. 4
[10] „Deseret News”, 17. Dez. 1912, S. 4.
[11] Bischof Spaldings Angriffe in „The Spirit of the Mission” vom Oktober 1912 werden von R. C. Webb in der „Era”, Bd. 17, S. 565 ff. zitiert. S. A. B. Mercers langer Angriff in Spaldings eigener Zeitschrift „The Utah Survey”, Bd. 1 (September 1913), S. 3—36 wurde zusammen mit Spaldings Buch 1965 von der Modern Microfilm Co., Salt Lake City photomechanisch nachgedruckt
[12] B. H. Roberts, „Era”, Bd. 16, S. 310.
[13] Samuel A. B. Mercer, „Utah Survey”, Bd. 1, S. 36.
[14] Ibd., S. 17-18.
[15] Ibd., S. 25.
[16] Rober C. Webb, „Era”, Bd. 17, S. 316: „In Spaldings Literatur wird der Öffentlichkeit eindeutig eingeprägt, daß die Gelehrtenmeinungen genügen, die ‘stets ohne zu fragen akzeptiert werden, so lesen wir, wenn kein schwerwiegender Grund besteht, an ihnen zu zweifeln’.”
[17] Mercer, „The Utah Survey”, Bd. 1 (1913), S. 12-13.
[18] C. R. Dechert im „International Philosophical Quarterly”, Bd. 5 (1965), S. 32 ff.
[19] Arnold Lunn, „Science and the Supernatural”; Briefwechsel zwischen Arnold Lunn und J. B. S. Haidane (New York, 1935), und „The Flight from Reason” (New York: Dial Press, 1931), Ch. XI.
[20] R. Good, „The Listener”, 7. Mai 1959, S. 797.
[21] Sir Gavin de Beer, „The Listener”, 3. Juli 1958,
[22] Robert C. Webb, „Era”, Bd. 16, S. 435.
[23] F. S. Spalding, „Utah Survey”, Bd. 1, S. 3.
[24] Mercer, „Utah Survey”, Bd. 1, S. 30.
[25] Spatding, „Utah Survey”, Bd. 1, S. 3.
[26] Mercer, „Utah Survey”, Bd. 1, S. 7, 30.
[27] Samuel A. B. Mercer, „Era”, Bd. 16, S. 613.
[28] G. A. Kerkut, „Implications of Evolution” (Oxford, New York: Pergamon Press), S. 195.
[29] N. Pirie in „Annais of the New York Academy of Sciences”, S.373, 1959.
[30] T. E. Peet, „Egypt and the Old Testament” (Liverpool University Press,
1922), S. 30.
[31] A. H. Sayce, „Monuments, Facts and Higher Critical Fancies” (4. Auflage, London, 1910), S. 19. Die 1. Auflage ist 1894 gedruckt worden.
[32] B. H. Roberts, „Era”, Bd. 16, S. 310-311.
[33] Parley P. Pratt, „The Millennial Star”, Bd. 3 (1842), S. 47.
[34] Leitartikel in „Warsaw Signal”, 19. Sept. 1845, S. 2.
[35] „Brigham Young History”, 15. Dez. 1844 (Manuskript im Büro des Kirchengeschichtsschreibers, Salt Lake City).
[36] Brigham Young, „Journal of Discourses”, Bd. 8 (1860), S. 9.
[37] Ibd., Bd. 10 (1863), S. 266.
[38] Das wird sofort klar, wenn man James R. Clarks „Pearl of Great Price Bibliography” (Provo, BYU Extension Publications, 1965) untersucht. Sie behandelt die grundlegenden Fragen über die Echtheit der Faksimiles
nur beiläufig und am Rande.
[39] George Reynolds, „The Book of Abraham” (Deseret News Publishing Co., Salt Lake City, 1879), S. 1.
[40] Charles E. Haggerty, „A Study of the Book of Abraham” (BYU-Dissertation, 1946), S. 83-84.
[41] Ibd., S. 82



Fortsetzung

Tendenziöse Behauptungen: 1. Während die Experten die Faksimiles unter dem Einfluß gewisser fundamentaler falscher Informationen beurteilt haben, ist die Öffentlichkeit auch durch eine Reihe trügerischer Behauptungen irregeführt worden. Die erste lautet, daß die Untersuchungen der Gravierungen tatsächlich jeden Anspruch auf die Echtheit des Buches Mormon zerstören.

Es mag ziemlich seltsam erscheinen, daß es Spaldings Absicht in seinem großen Feldzug gegen die Faksimiles gewesen ist, nicht diese, sondern das Buch Mormon in Mißkredit zu bringen. Doch wie der erste Satz seines Buches erklärt, ist gerade das der Fall. Indem er in seinem Werk in so abwegiger Weise vorgeht, zollt unser Autor dem Buch Mormon, einem dem Inhalt nach historischen Werk von 500 Seiten, hohen Tribut. Es scheint, daß er darin keinen unmittelbaren oder offensichtlichen Beweis eines Betrugs finden kann, der ihm die ganze Mühe erspart hätte.

Abwegig ist das rechte Wort: Die Mormonen müssen ihren Glauben aufgeben, so lautet sein Argument, weil Joseph Smith kein wirklicher Prophet gewesen ist; er ist kein wirklicher Prophet gewesen, weil das Buch Mormon nicht von Gott inspiriert ist; es sei nicht von Gott inspiriert, weil es nicht richtig übersetzt sei; wir wissen, daß es nicht richtig übersetzt worden ist, weil Joseph Smith nicht Ägyptisch hat lesen können; wir wissen das, weil er das Buch Abraham unrichtig übersetzt hat, und sowohl dieses als auch das Buch Mormon „seien aus dem gleichen Ägyptisch übersetzt worden, und wenn sich gezeigt hat, daß der Übersetzer in der Übersetzung des einen Buchs völlig versagt hat, muß das notwendigerweise unser Vertrauen in die Richtigkeit der Übersetzung des anderen beeinträchtigen”; [95] wir wissen, daß er das Buch Abraham fehlerhaft übersetzt hat, weil er die Faksimiles in der Köstlichen Perle nicht verstanden hat; wir wissen, daß er sie nicht verstanden hat, weil acht Gelehrte davon Interpretationen gegeben haben, die von der seinen abweichen. „Das ist einmal so eine richtige Reihe von Hypothesen!” hat John Henry Evans geschrieben; „. . . niemals ist eine Schlußfolgerung verdrehter gezogen worden. Noch nie hat man einen Menschen mit einer schwächeren Begründung aufgefordert, einen Glauben aufzugeben, der ihn befriedigt.”[96]

In dem Spaldingschen Vernunftschluß sind jedoch noch mehr zweifelhafte Behauptungen verborgen. Nimmt man zum Beispiel sein Hauptargument: „Wenn die Übersetzung des .Buches Abraham’ unrichtig ist, kann man von keinem denkenden Menschen verlangen, daß er das Buch Mormon akzeptiert, andererseits wird die Ehrlichkeit von ihm verlangen, wie sehr er es auch persönlich bedauern mag, es ebenso zu verwerfen wie den ganzen Glauben, der darauf aufgebaut ist . ..”[97] Jetzt ist es also nicht nur das Buch Mormon, das abgelehnt werden muß, weil acht Männer nicht dasselbe in drei alten Gravierungen gefunden haben wie Joseph Smith, sondern alles, was der Prophet je gelehrt hat. So hätte auch der gute Bischof keine andere Wahl, als die gesamte Bibel zu verwerfen — wenn er von überlegenen Kritikern erfährt, die er so eifrig unterstützt, daß das Alte und das Neue Testament nicht das sind, was sie zu sein vorgeben, sondern mühsam zusammengestellte Machwerke, worin es von geschichtlichen und philologischen Irrtümern wimmelt — (denn muß es nicht schließlich unser Vertrauen in die Richtigkeit der anderen Verse „beeinträchtigen”), wenn ein Vers fehlerhaft ist? und damit den ganzen Glauben, der darauf aufgebaut ist”.

Weiter wird von uns zu glauben verlangt, daß Joseph Smith notwendigerweise bei keiner Gelegenheit die wirkliche Gabe des Übersetzens besessen hat, wenn er einmal eine falsche Übersetzung gemacht haben könnte. Aber so wie in einem Leitartikel der Deseret News ausgeführt wird, „betrifft es in keiner Weise die Übersetzung des Buches Mormon, falls in der Übersetzung der ägyptischen Dokumente ein Fehler nachgewiesen würde.”[98] Professor Pack bemerkte, daß Spalding unter dem, was man Gerechtigkeitssinn nennt, darauf bestanden hat, Joseph Smith müsse zum falschen Propheten erklärt werden, wenn er einen einzigen Irrtum begeht; es müssen dann all seine Erfolge verworfen werden.”[99] Pack führt weiter aus, daß die „Heiligen der Letzten Tage nicht behaupten dürfen und es auch tatsächlich nicht behaupten, daß Joseph Smith unfehlbar sei”.[100] Und J. M. Sjodahl hat erklärt, daß der Prophet wie jeder andere Sterbliche auch die Freiheit habe, „Fehler in der Übersetzung der ägyptischen Dokumente” zu machen.[101] Tatsächlich ist der Mormonismus mit der beispiellosen Ankündigung auf der Titelseite des Buches Mormon in der Welt eingeführt worden, daß es wohl möglich sei, daß ein Buch mit heiligen Schriften Fehler „von Menschen” enthalten kann.

Hiermit rühren wir an ein grundlegendes Mißverständnis, das die Wurzel der meisten Kritiken an Joseph Smith bildet: Der Welt der Sekten ist es einfach unverständlich, wie es einem Propheten Gottes möglich ist, einen Fehler zu machen. Sie kann es zum Beispiel nie verstehen, wieso es Brigham Young nötig gehabt hat, wenn er tatsächlich ein Prophet ist, mit Zuckerrüben und Seidenraupen zu experimentieren: Warum muß ein Prophet experimentieren? Muß Gott ihm denn nicht jederzeit genau offenbaren, was er zu tun hat, so daß er nie und nimmer einen Fehler begehen kann? Ein kurzer Blick in die Bibel würde jedem Untersucher zeigen, daß dies nicht Gottes Art zu handeln ist. Doch für die konventionelle Christenheit hat es in der Bibel seit eh und je nur ein absolutes Ja oder Nein gegeben; sie ist für diese Menschen gänzlich fehlerlos und vollkommen, frei auch von der geringsten Möglichkeit eines menschlichen Irrtums gewesen. So hat es sein müssen, seit die Offenbarung aufgehört hat: und schickte man sich an, eine Bibelvers in Frage zu stellen, würden automatisch auch alle anderen verdächtig. Die absurde Meinung, daß jeder Mensch, ob Prophet oder nicht, immer recht oder immer unrecht haben muß, ist ein Überrest radikaler scholastischer Denkweise. Wie können wir je sicher sein, ob ein Prophet recht hat oder nicht, wenn Gott es ihm gestattet, sich zu irren oder durch praktische Anwendung zu lernen wie alle übrigen Gotteskinder? Und da wird natürlich die Offenbarung wichtig: Jeder Mensch muß selbst ein Zeugnis erlangen und persönlich vom Heiligen Geist geleitet werden; dann und nur dann kann das Volk, wie Brigham Young so oft und so nachdrücklich erklärt hat, von Gott durch Offenbarungen geführt werden. Im Licht einer solchen Lehre ist es völlig belanglos, ob Joseph Smith je Fehler gemacht hat oder nicht: der zehnte Absatz der Lehre und Bündnisse läßt uns nicht im Zweifel über seine Fehlbarkeit, was der Prophet auch selbst freimütig zugibt. Welche Sterblichen sind sich ihrer Schwächen und ihrer Unzulänglichkeit mehr bewußt gewesen als die Propheten?

Am 2. November 1837 sind Phineas Richards und der Graveur Reuben Hedlock dazu bestellt worden, „durch Beschaffung der Mittel zur Übersetzung und zum Drucken der in den ägyptischen Katakomben gefundenen Aufzeichnungen für die Kirche zu arbeiten.”[102] Der Prophet hat nicht erwartet, Gott würde alles für ihn tun; auch hat er nicht versucht, alles selbst zu machen. Statt dessen hat er sich um menschliche Hilfe bei diesem Unternehmen bemüht. Das zeigt deutlich genug, worauf viele der Brüder Bischof Spalding verwiesen haben, nämlich daß das Buch Mormon und das Buch Abraham nicht in der gleichen Weise übersetzt worden sind. Tatsächlich gibt es Tausende von Menschen in der Welt, die glauben, daß das Buch Abraham in keiner Weise durch Inspiration übersetzt worden ist, während das Buch Mormon durch göttliche Befähigung und durch die Macht Gottes übersetzt worden ist; jedenfalls hat die Reorganisierte Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sie auch nie als Heilige Schrift anerkannt.[103] Einige der Zeitgenossen Joseph Smith’ haben behauptet, daß er zur Übersetzung des Buches Abraham den Urim und den Thummim benützt habe, was jedoch von anderen bestritten wird.[104] Wer aber kann eine scharfe Linie zwischen Einblick und Inspiration ziehen, wenn er wie die Heiligen der Letzten Tage glaubt, daß alles Wissen von

„ . . . niemals ist eine Schlußfolgerung verdrehter gezogen worden. Noch nie hat man einen Menschen mit einer schwächeren Begründung aufgefordert, einen Glauben aufzugeben, der ihn befriedigt”

Gott kommt, wenn auch in verschiedener Abstufung der Offenbarung? „Joseph hat eifrig gelernt und die Zeichen Stück für Stück revidiert, ganz wie es ein nicht inspirierter Übersetzer getan hätte”, hat N. L. Nelson geschrieben.[105] „Er hat nun seine Anstrengungen verdoppelt”, schreibt Sjodahl, ein Kirchengeschichtsschreiber, „um sie zu verstehen… und nach sieben Jahren ist seine Übersetzung des Buches Abraham druckfertig gewesen.”[106] Der Gedanke, daß die Übersetzung ihm größtenteils als Ergebnis beharrlichen Forschens und Lernens[107] gelungen ist, wird durch eine Geschichte erhärtet, die der verstorbene Preston Nibley oft erzählt hat, nämlich wie er 1906 das Haus in Nauvoo mit Präsident Joseph F. Smith besucht hat. Präsident Smith hat sich mit Tränen in den Augen des vertrauten Anblicks erinnert (wie Ältester Nibley mit seinem außerordentlichen Gedächtnis wiedergibt), wie „Onkel Joseph” auf dem Fußboden des Vorderzimmers kniet, die ägyptischen Manuskripte, mit Steinen und Büchern beschwert, rund um sich ausgebreitet, und wie er mit intensiver Konzentration jede Zeile Schriftzeichen genau geprüft und seine Deutungen in ein kleines Notizbuch eingetragen hat.

Der Prophet berichtet: „Heute nachmittag habe ich zusammen mit Bruder Oliver Cowdery und W. W. Phelps intensiv an dem ägyptischen Alphabet gearbeitet, und während der Untersuchung haben sich unserem Verständnis die Grundzüge der Astronomie enthüllt, wie sie von Abraham und den Menschen in früherer Zeit verstanden worden sind.”[108]. Hier hat der Prophet Kunde über zwei verschiedene Richtlinien entsprechend einem durch Offenbarung vorgeschriebenen Verfahren erhalten: … Du mußt es in deinem Geiste ausstudieren und dann mich fragen, ob es recht sei . ..” (LuB 9:8). Die Offenbarung kann mit den erwogenen Schlüssen übereinstimmen, muß es aber keineswegs. Joseph Smith’ hier erwähnte Arbeit am ägyptischen Alphabet ist von der Kirche nie als Offenbarung angenommen oder ihr auch nur als solche vorgelegt worden, und niemand ist an sie gebunden;[109] aber der Eifer der Brüder und ihr Fleiß wurden durch eine Offenbarung belohnt, welche die geistigen Anstrengungen eines Menschen weit übertrifft. Es ist jene Offenbarung, welche in der Köstlichen Perle enthalten ist, und man kann durch diese und ähnliche Propheten Joseph beurteilen, nicht aber durch solche tastenden ersten Versuche wie das sogenannte ägyptische Alphabet und die ägyptische Grammatik, die nie beendet und zur Veröffentlichung freigegeben worden sind und die niemals in der Öffentlichkeit erwähnt worden sind, soweit wir haben feststellen können. Zugegeben, daß fleißiges Forschen und Lernen einer Offenbarung vorausgehen mögen; doch tritt diese ein, ist sie gewiß nicht von jenen aus zu beurteilen. Es ist uns nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten, in unserem Geist nach möglichen Lösungen zu suchen, ehe uns die richtige Lösung gegeben wird; und wenn wir sehen, daß Joseph Smith genau das getan hat, sollen wir mögliche Fehler in seinen anfänglichen Überlegungen nicht als Beweis dafür deuten, daß er nicht inspiriert worden sei.

Was das Übersetzen betrifft, hat Joseph Smith nach zwei Richtlinien gearbeitet, ohne je Gefahr zu laufen, diese beiden zu verwechseln. Niemals hat er behauptet, daß die Gabe der Zungen beständig oder immerwährend sei; wie alle Gaben des Geistes wird sie verliehen, wann und wie es Gott gefällt. Der Prophet hat häufiger als einmal öffentlich erklärt, daß er Sprachen ebenso schwer erlernen müsse wie jeder andere, wenn er nicht tatsächlich eine Offenbarung erhalte.[110] Und so müssen wir auch ihm den Luxus zubilligen, seine eigene Meinung zu haben, seine eigenen Fehler und seine eigenen Übersetzungen zu machen, solange er ein ehrliches Spiel spielt und sie nicht als für andere bindend bezeichnet.

Da Bischof Spalding als Ziel nennt, das Buch Mormon mit der striktesten Objektivität und mit wissenschaftlicher Strenge zu prüfen, macht er einen schlechten Anfang mit der Aufforderung, daß wir es gänzlich nach dem Wert einer anderen Übersetzung beurteilen sollen, die unter ganz verschiedenen Umständen und nach einer verschiedenen Methode angefertigt worden ist, und daß wir diese andere Übersetzung hingegen ausschließlich auf der Grundlage einer dritten Quelle werten sollen, nämlich den drei Faksimiles, die kein fester Bestandteil des Buches Abraham sind. Aber was hat das alles überhaupt mit übersetzen zu tun? Das bringt uns zu
2. Spaldings zweiter tendenziöser Behauptung, nämlich daß er des Propheten Befähigung als Übersetzer untersucht; tatsächlich lautet der Titel seines Buches: „Joseph Smith Jr. as a Translator” (Joseph Smith jun. als Übersetzer). Sein ganzes Anliegen besteht nach seiner Erklärung darin, aufzuzeigen, daß das ganze Glaubensgebäude abzulehnen ist, das auf Joseph Smith’ Lehren aufgebaut ist, weil „die Übersetzung des .Buches Abraharn’ unrichtig ist.”[111] Was aber sollen wir denken, wenn sich herausstellt, daß in der Auslegung durch Joseph Smith, die Spalding den Autoritäten vorgelegt hat und die sie ihm zurückgesandt haben, kein einziges Wort einer Übersetzung zu finden ist! „Es kann gesagt werden”, schreibt S. A. B. Mercer in Zusammenfassung der Haltung der Kritiker, „daß nicht einer der Juroren vorgegeben hat, die mangelhaft kopierten Hieroglyphen zu übersetzen”, statt dessen haben sie „die Schriftzeichen ausgelegt”, eine ganz verschiedene Angelegenheit, wie Mercer zugibt.[112]

Dr. Spaldings Experten mit Dr. Mercer an der Spitze bestehen nun von Anfang bis Ende darauf, daß es sich um eine sprachwissenschaftliche Frage handelt. „Ich spreche als Sprachwissenschaftler”, hat Mercer geschrieben, „wenn ich sage, daß ich kein Wort Ägyptisch kann und Ermans Grammatik ein Schwindel ist und alle neuzeitlichen Ägyptologen sich irren, wenn Smith Ägyptisch gekonnt und die Faksimiles richtig übersetzt hat.”[113] Was die anderen betrifft, „haben sie des Propheten Übersetzungen nicht aus religiösen Vorurteilen verdammt . . . Sie haben sie aus rein sprachlichen Gründen verurteilt” und haben dies „mit einem Hohn ausgedrückt, der seine Ursache in der ungeschliffenen Form der sprachwissenschaftlichen Arbeit des Propheten hat.”[114] Fast jeder, einschließlich die Mormonen, ist hier getäuscht worden, indem er annehmen muß, daß wir es mit einer Reihe gelehrter Sprachwissenschaftler zu tun haben, die Joseph Smith’ Arbeit als Übersetzer sorgfältig prüft. Wir haben nichts Derartiges. Es besteht hier ein ernster Widerspruch zwischen den Behauptungen der Experten und ihrer Leistung.[115]

Zu allererst kann man wohl verlangen, daß Ägyptologen (und Spaldings Experten werden als wissenschaftliche Leuchten angesehen) Ägyptisch spielend lesen können. Professor E. J. Banks, der sich 1915 einige Zeit in Salt Lake City zu einer Säuberungsaktion für Bischof Spalding aufgehalten hat, macht von diesem Punkt viel Aufhebens. „Zur Zeit, da Smith’ Übersetzung angefertigt worden ist”, hat er in „The Christian Herald” geschrieben, „hat niemand beweisen können, daß sie nicht richtig sei, da man die Hieroglyphen damals noch nicht hat lesen können; aber jetzt können Gelehrte sie wie die Seite eines englischen Buchs lesen.”[116] „Das Buch Abraham ist Smith’ schwächster Punkt”, hat er an anderer Stelle geschrieben und damit eine These vorgelegt, die heute immer wieder aufgewärmt wird. „Er hat nicht vorausgesehen, daß die ägyptischen Schriftzeichen im Lauf der Zeit… so eindeutig sein würden wie englische Buchstaben, daß die ägyptischen Zeichnungen vollkommen verständlich sein würden und die Täuschung offenbar sein würde.”[117] Und dann kommt die Ankündigung: „Seit damals ist die ägyptische Sprache vollkommen verständlich geworden.”[118] Ein Mitglied der Spaldingschen Prüfungskommission hat erklärt, daß „ägyptische Schriftzeichen jetzt fast so leicht gelesen werden können wie griechische”,[119] und ein anderes (Mercer) hat sagen können: „Wir haben viele Schriftstücke aus allen ägyptischen Zeitabschnitten von vor 3000 v. Chr. an, und sie können alle verhältnismäßig leicht gelesen werden.”[120]

Schön, warum haben sie dann die Schriftzeichen der Faksimiles nicht übersetzt? Nur B. H. Roberts hat sie deshalb zur Rede gestellt: „Es soll auch daran erinnert werden”, schreibt er, „daß diese Wissenschaftler in ihrer Auslegung der Faksimiles . . . keine Übersetzung dessen geben, wovon der Laie denkt, daß es die .Schriftzeichen’ des Textes seien, nämlich die kleinen Buchstaben am Rande …”[121] „Wenn ägyptische Schriftzeichen nach Aussagen der Juroren jetzt fast so leicht gelesen werden können wie griechische, fragt man sich, warum nicht die eine oder andere Platte gänzlich übersetzt und ihr Inhalt erschöpfend mitgeteilt worden ist. Kann es sein, daß die Ägyptologen ihrer Kenntnis des Altägyptischen doch nicht so sicher sind, wie … Dr. Mace uns glauben machen will?”[122]

Professor Mercers ärgerliche Antwort darauf ist gewesen, daß er Roberts beschuldigt, ein Dilettant zu sein: „Er verwechselt wie ein Laie die Auslegung der Bildzeichen mit der Übersetzung der Schriftzeichen . . .”[123] — Das ist genau das, was Mercer tut, wenn er aufgrund der Auslegung der Darstellungen allein wiederholt erklärt, daß die Experten bewiesen haben, Joseph Smith habe als Übersetzer der Schriftzeichen versagt. Mercer erklärt weiter, „während die Übersetzung von unkundig kopierten Schriftzeichen ein bedenkliches Verfahren ist, sei die Auslegung ägyptischer Bildzeichen vergleichsweise einfach”.[123]

Tatsächlich, und gerade deshalb freut es uns, daß Dr. Spalding sich auf die ersten Autoritäten der Welt beruft, jene wenigen Männer, die dieses „bedenkliche Verfahren” meistern können, während sie die „vergleichsweise einfachen” Ratespiele den weniger Begabten überlassen. „Es wäre ein ausgezeichneter Schachzug”, hat R. C. Webb angeregt, „wenn irgendeiner dieser Experten

„Joseph Smiths Arbeit am ägyptischen Alphabet ist nie als Offenbarung vorgelegt worden.”

eine Übersetzung dieser Schriften machte, wovon sie so viel verstehen, die aber nach Aussage anderer unleserlich sind.”[124] Er verweist auch auf die interessante Tatsache, daß sich Joseph Smith nicht darauf gestürzt hat, eine Übersetzung der Schriftzeichen zu geben — warum wohl nicht, da sie zu seiner Zeit sowieso vollkommen bedeutungslos gewesen sind und ihn niemand hätte zur Rechenschaft ziehen können? Dies zusammen mit den außerordentlich unerwarteten Auslegungen, die der Prophet von vielen Darstellungen gegeben hat, die so eindeutig wirken, bringt Webb zu der Meinung, daß Smith weder einer der naiven Enthusiasten gewesen ist, die ägyptische Gravierungen wie simple Bilderschriften auslegen, noch ein schlauer Betrüger, der diese kleinen unleserlichen Kratzer leicht hätte ausnutzen können, die nicht einmal den Experten Spaldings verständlich gewesen sind.[125]

Aber warum hat denn keiner aus Spaldings Kommission die Schriftzeichen der Faksimiles übersetzt? Das ist eine unbequeme Frage gewesen. Natürlich haben sie dagegengehalten, daß die Zeichen zu schlecht kopiert seien, um leserlich zu sein[126] — das ist ihre Hintertür gewesen; aber unglücklicherweise sind sie so nachlässig gewesen, sie nicht offenzuhalten. Es hat nämlich keine Übereinstimmung darüber gegeben, was also leserlich und was unleserlich ist. „Haben Sie denn nicht aus den Briefen bemerkt, die Sie erhalten haben”, fragt Dr. John A. Widtsoe Bischof Spalding, „daß einige der Gelehrten nicht fähig sind, die Schriftzeichen zu lesen, die das Hauptbild umgeben, während einer erklärt, es seien die üblichen Grabinschriften? Haben Sie nicht gewußt, daß M. Deveria anscheinend viele von ihnen entziffern kann? Warum haben Sie uns als wissenschaftlicher Forscher nicht in dieser Hinsicht zufriedengestellt?”[127] „Wie ist es möglich”, fragt er an anderer Stelle, „daß einige, von Mr. Deveria bis Dr. Barton, andeuten, daß sie die Hieroglyphen leicht lesen können, andere nur mit Schwierigkeit und einige überhaupt nicht? . . . Warum liegt über der Übersetzung der Platte 2 so eine ägyptische Finsternis? Ist es möglich, daß Ägyptologen sie nicht lesen können? Einige haben das behauptet.”[128] Mr. Webb kommt der Wahrheit sehr nahe, wenn er sagt: „ . . . wir können die Unwiderruflichkeit der ,gelehrten’ Schlußfolgerungen beurteilen, die jetzt als Todesurteil für Smith’ Ruf als Übersetzer hingestellt werden, indem wir die eigene Fähigkeit dieser Gelehrten beim übersetzen betrachten … Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf des Professors (Mercers) bequeme Umgehung der Frage lenken, ob die Schriftzeichen der Platten 2 und 3 tatsächlich leserlich sind oder nicht.” Und er zeigt auf, daß Professor Breasted meint, die Schriftzeichen seien leicht zu identifizieren, während Sayce und Petrie sie für völlig unleserlich erklären.[129]

Die Mormonen haben die Kritiker mit vollem Recht getadelt, daß diese die Sache so schnell aufgegeben haben: daß die Kritiker sie aufgefordert haben, ihre Religion aufgrund eines Tests aufzugeben, den die Experten selbst nicht willens oder fähig sind, zu Ende zu führen, ist eine Zumutung gewesen. Schließlich sind „unkundig kopierte” Hieroglyphen für Ägyptologen nichts Neues — sie sind eher die Regel als die Ausnahme, eine Berufserscheinung, womit sich der Fachmann abfinden muß. „Gelehrte dürfen vor der Übersetzung schwieriger Texte nicht zurückschrecken”, ermahnt Sir Allan H. Gardiner seine Kollegen. „Im günstigsten Fall können sie das Glück haben, die richtige Wiedergabe zu treffen; schlimmstenfalls bieten sie den Kritikern eine Zielscheibe, die sie angreifen können.”[130] Aber sich als Zielscheibe anzubieten ist gerade das gewesen, was die Spaldingsche Kommission unter allen Umständen hat vermeiden wollen. Sie hat sich in eine sehr gefährliche Lage gesetzt, als sie mit großem Selbstvertrauen, ja sogar mit Anmaßung, über Schriftstücke gesprochen hat, die keines ihrer Mitglieder hat lesen können. Sie haben Joseph Smith bei einer Prüfung durchfallen lassen wollen, die sie selbst nicht hätten bestehen können. Sie hätten aber auch nicht gut ablehnen können, diesen Test zu machen, haben sie doch Anspruch darauf erhoben, mit dem Stoff vertraut zu sein, und dadurch ergibt sich die Lösung dieses Problems mit den schlecht kopierten Hieroglyphen.

Wenn die Schriftzeichen so schlecht kopiert sind, daß man sie nicht lesen kann, fragt B. H. Roberts: „Wie können sich die gelehrten Herren dann mit solcher Sicherheit über sie aussprechen . . .?”[131] „. . . keiner von ihnen bietet eine Auslegung der Inschriften [von Faksimile 2]”, bemerkt J. M. Sjodahl. „Das ist um so bemerkenswerter, als alle zugeben, daß der Gegenstand den Ägyptologen sehr vertraut sei.”[132] Die Experten sind also gar nicht so hilflos gewesen. Tatsächlich springt ihnen die Lösung in die Augen; die Bilder können leicht gedeutet werden, stellt Dr. Mercer fest, „da sich die gleichen Zeichen auf vielen

„Sie sind nie so weit gekommen, Joseph Smith als Übersetzer zu prüfen.”

ähnlichen Papyrusrollen finden, wo säe leicht zu lesen sind.”[133] Wenn eine Szene schlecht gezeichnet ist, brauchen wir nur nach einer der vielen besser ausgeführten Zeichnungen derselben Szene zu greifen, um festzustellen, wie sie aussehen muß und zu deuten ist. Dasselbe gilt natürlich auch für die Hieroglyphen, die bei den Bildern stehen. Viele wichtige ägyptische Schriften gibt es in zahlreichen Abschriften in Grabstätten oder an Tempelwänden; literarische Klassiker, welche die Schüler immer wieder abgeschrieben haben, sind uns in den mannigfaltigsten Handschriften überliefert. So ist jeder Ägyptologe irgendwann in seinem Leben gezwungen, einen guten Teil seiner Zeit damit zu verbringen, schlecht geschriebene oder beschädigte Texte mit besseren zu vergleichen und herauszufinden, was der ungeschickte Schreiber zu übermitteln sucht.

So hat Dr. Spaldings gelehrte Jury schwerlich Dr. Widtsoes Anregung benötigt, da „die Museen diesseits und jenseits des großen Wassers” mit Papyrusrollen gleich jenen in der Köstlichen Perle wohlversorgt sind, hätten diese zu Rat gezogen werden können, um Gegenstücke zu Joseph Smiths Hieroglyphen zu beschaffen.”[134] Isaac Rüssel, ein anderer Laie und Nichtmormone, hat das gleiche Verfahren vorgeschlagen, um den Code des Hypocephalus [Faksimile 2] zu knacken. „Eine andere aussichtsreiche Phase der Angelegenheit wäre es vielleicht, sich den Hypocephali zuzuwenden und sie alle zu sammeln und zu vergleichen.”[135] Das wäre schließlich die vernünftigste Weise, die Sache anzufassen. Da Professor Breasted als Hauptargument gegen die Behauptungen Joseph Smiths festgestellt hat, daß die Szene auf Faksimile 1 „unzählige tausend Male” vorkomme und jene auf Faksimile 3 „unzählige Male” in der ägyptischen Kunst[136] dargestellt sei, ist es nur fair von den Mormonen gewesen, ihn aufzufordern, ihnen wenigstens eine damit identische Szene zum Untersuchen zu beschaffen: „Wenn der Herr Doktor so freundlich wäre, irgendwelche Bücher oder Museumssammlungen nachzuweisen, wo einige dieser ,Unzahl’ zu finden und zu untersuchen sind, erwiese er uns einen großen Dienst.”[137] Doch ist keinerlei Unterstützung dieser Art erfolgt, obwohl Breasted selbst erklärt hat, persönlich an der Sache äußerst interessiert zu sein. Dr. Mercer aber verrät sich selbst, wenn er verkündet: „Wohl sind die Darstellungen ziemlich gut kopiert aber die Schriftzeichen, mit Ausnahme einiger einfacher Zeichen, sind unrichtig kopiert … die ungewöhnlichen und schwierigen Zeichen werden immer fasch kopiert.”[138] Das bedeutet, daß Mercer uns die richtige Fassung der schlecht kopierten Texte geben kann, da er weiß, wie die Schriftzeichen richtig sein müßten, und damit natürlich auch die Übersetzung kennt. Warum tut er das nicht? Hier ist ein Wort zur Übersetzung des Ägyptischen im allgemeinen angebracht.

„ … es ist eine unsichere Sache”, schreibt Professor Albright, „sich auf irgendwelche Übersetzungen ägyptischer geschichtlicher Texte zu verlassen, die vor Breasteds ,Ancient Records’ (1906) erschienen sind, da Breasted als erster Historiker die enormen Fortschritte in der Kenntnis des Ägyptischen nach 1880, die von Erman und Sethe gemacht worden sind, voll und ganz ausgenutzt hat. Es ist ebenso unsicher, sich auf Übersetzungen religiöser ägyptischer Texte zu verlassen, die etwa vor 1925 gemacht worden sind, da dieses Jahr durch die Veröffentlichung des ersten Bandes des großen Berliner Wörterbuchs gekennzeichnet ist . . . Die ersten verläßlichen englischen Übersetzungen ägyptischer religiöser Texte sind 1927 in Blackmans ,Literature of the Ancient Egyptians’ und 1933 in Breasteds ,Dawn of Conscience’ erschienen.”[139] Seither hat es mehrere bedeutende Änderungen gegeben, aber wo bleiben da unsere Experten aus dem Jahr 1912? Ältester Richard W. Young hat auf die laufende Ausgabe der „Britannica” hingewiesen, die feststellt, daß der Ägyptologe, der lange Zeit in der Domäne der Mutmaßungen gelebt hat, „zu sehr geneigt ist, eine Reihe von Vermutungen als gut genug betrachtet, um als Übersetzung zu dienen”, und vergißt, dabei auf fragliche Stellen hinzuweisen, die jene, die auf anderen Gebieten arbeiten, vor blindem Vertrauen warnen würden.140 Blindes Vertrauen in seine acht Ägyptologen ist genau das, was Dr. Spalding gehabt hat und was er von allen anderen verlangt: ohne dieses unbedingte Vertrauen bricht sein ganzes Projekt zusammen. Und sie sind nie so weit gekommen, Joseph Smith als Übersetzer zu prüfen.


Fußnoten

[95] S. A. B. Mercer, in „The Utah Survey”, Bd. 1 (Sept. 1913), S. 5.
[96] John Henry Evans, in der „Era”, Bd. 16 (1913), S. 346.
[97] F. S. Spalding, „Joseph Smith as Translator”, S. 18.
[98] „Deseret News”, 17. Dez. 1912, S. 4.
[99] F. J. Pack, in der „Era”, Bd. 16, S. 337-339.
[100] F. J. Pack, in der „Deseret News”, 21. Dez. 1912, S. 105.
[101] J. M. Sjodahl, in der „Era”, Bd. 16, S. 327.
[102] „Documentary History of the Church”, Bd. 2, S. 520-521.
[103] C. E. Haggerty, „A Study of the Book of Abraham” (wissenschaftliche Arbeit an der Brigham-Young-Universität, 1946), S. 21.
[104] Siehe Wilford Woodruffs Journal vom 19. Februar 1842.
[105] N. L. Nelson, in der „Era”, Bd. 16, S. 604.
[106] J. M. Sjodahl, in der „Era”, Bd. 16, S. 604.
[107] F. J. Pack, in der „Era”, Bd. 16, S. 335.
[108] DHC, Bd. 2, S. 286.
[109] Wir haben dieses Thema in den „BYU Studies”, Frühjahr 1968, behandelt.
[110] Siehe Hugh Nibley, „The Myth Makers” (Salt Lake: Bookcraft, 1961), S. 271-72. Die ganze Caswall-Geschichte ist ein Versuch gewesen, Joseph Smith als Übersetzer in Mißkredit zu bringen.
[111] F. S. Spalding, a. a. O., S. 12-13, 18.
[112] S. A. Mercer, in der „Era”, Bd. 16, S. 612.
[113] Ibd., S. 615.
[114] S. A. B. Mercer, im „Utah Survey”, Bd. 1, S. 7.
[115] Siehe C. H. Haggerty, a. a. O., S. 22. T. E. Lyon, „Introduction to the Doctrine and Convenants and Pearl of Great Price” (Salt Lake City: LDS Department of Education, 1948), S. 221, sagt aus, da der Graveur der Faksimiles „mit der ägyptischen Sprache nicht vertraut” gewesen ist, beweisen die unrichtigen Ergebnisse eher nur die Tatsache der Existenz des Manuskripts und der Übersetzung” als die Echtheit des einen und die Richtigkeit des anderen.
[116] E. J. Banks, in „The Literary Digest”, 10. Juli 1915, S. 66.
[117] E. J. Banks, in der „Era”, Bd. 16, S. 774.
[118] Ibd., S. 775.
[119] A. C. Mace, von B. H. Roberts in der „Deseret News”, 19. Dez. 1912,
S. 10 erwähnt.
[120] S. A. B. Mercer, in der „Era”, Bd. 16, S. 612.
[121] B. H. Roberts, in der „Era”, Bd. 16, S. 321.
[122] B. H. Roberts, in der „Deseret News”, 19. Dez. 1912, S. 10.
[123] S. A. B. Mercer, im „Utah Survey”, Bd. 1, S. 25 und in der „Era”,
Bd. 16, S. 612.
[124] R. C. Webb, in der „Deseret News”, 5. Juli 1913, S. 4.
[125] R. C. Webb, in der „Era”, Bd. 16, S. 436.
[126] Mercer, „Utah Survey”, Bd. 1, S. 24. Wir behandeln dieses Thema später.
„Nur B. H. Roberts hat die Experten zur Rede gestellt, weil sie die Hieroglyphen nicht übersetzt haben.”
[127] John A. Widtsoe, in der „Era”, Bd. 16, S. 457.
[128] Ibd., S. 618.
[129] R. C. Webb, in der „Era”, Bd. 16, S. 1078.
[130] A. H. Gardiner, im „Journal of Egyptian Archaeology”, Bd. 32 (1946), S. 58.
[131] B. H. Roberts, in der „Salt Lake Tribüne”, 15. Dez. 1912, nachgedruckt in der „Deseret News” am 19. Dez. 1912, S. 10.
[132] J. M. Sjodahl, in der „Era”, Bd. 16, S. 329.
[133] S. A. B. Mercer, im „Utah Survey”, Bd. 1, S. 9.
[134] John A. Widtsoe, in der „Era”, Bd. 16, S. 456-57.
[135] J. Russell, in der „Era”, Bd. 16, S. 1099.
[136] Spalding, „Joseph Smith as Translator”, S. 26.
[137] R. C. Webb, in der „Deseret News”, 5. Juli 1913, Abschnitt 3, S. VIII, Sp. 4.
[138] S. A. B. Mercer, im „Utah Survey”, Bd. 1, S. 8-9.
[139] W. F. Albright, in G. E. Wright und F. V. Filson, „Westminster Historical Atlas to te Bible”, 1945, S. 12.
[140] R. W. Young, in der „Era”, Bd. 16, S. 462, zitiert aus der „Encyclopaedia Britannica”, 1910, Ägypten, S. 55.

 

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Last Updated November 07, 2009
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