Ein Forschungsbericht zum Buch Abraham

John Gee
FAIR Konferenz 2015
Darmstadt, Deutschland
05.06.2015


Meine lieben Geschwister, ich bin sehr dankbar, heute zu Ihnen zu sprechen. Verzeihen Sie mir, wenn mein Deutsch nicht so gut ist. Mein Vater war ein Deutsch sprechender Missionar und mir liegt’s auch im Blut, aber auf meiner Mission sprach ich Griechisch. Ich muss mich um mein Deutsch kümmern und ich bin das Kirchenvokabular nicht gewöhnt.

Ich spreche als Ägyptologe und auch als Mitglied der Kirche. Ich gebe Ihnen heute einen Forschungsbericht zum Buch Abraham. Das Buch Abraham ist eine unserer Heiligen Schriften. Vor vierzehn Jahren habe ich ein Buch geschrieben namens: Ein Führer durch das Buch Abraham. Seitdem das Buch veröffentlicht wurde, haben wir viel mehr gelernt. Wir wissen mehr über den Ursprung des Buches Abraham, den Hintergrund der Joseph Smith Papyri, die Faksimiles, und die Zeit Abrahams. Heute habe ich vor, großteils über die Zeit Abrahams zu reden,  aber zuerst möchte ich ein bisschen über den Ursprung des Buches Abraham sprechen.

Ursprung

Wie Sie wissen, stammt das Buch Abraham von einem Papyrus, den Joseph Smith im Jahr 1835 erworben hat. Weil Joseph Smith wenigstens vier oder fünf Papyri erworben hat und wir jetzt nur Fragmente von zwei dieser Papyri haben, ist es schwer zu entscheiden, von welchem Papyrus das Buch Abraham stammt. Wir wissen, dass vier dieser Papyri in der Ptolemäerzeit — das heißt höchstwahrscheinlich aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus — geschrieben wurden. Die Papyri stammen aus einer großen Sammlung von Ptolemäischen Mumien und Papyri, die Bernardino Drovetti gehörten und die über ganz Europa verstreut waren. Sie können Stücke dieser Sammlung in Museen wie zum Beispiel in Leipzig, Paris, Leiden, London, Oxford, Turin, Wien, Tübingen und vielen anderen Orten finden.

Als Joseph Smith die Papyri kaufte, waren die äußeren Enden der Papyrusrollen bereits beschädigt. Um weitere Schäden zu verhindern, wurden im Jahr 1837 die äußeren Teile von einigen der Papyri aus ihren Rollen getrennt, auf Papier montiert und in Glasrahmen platziert. Die restlichen Teile der Rollen wurden intakt gehalten. Augenzeugen beschreiben „eine Menge von Aufzeichnungen, auf Papyrus geschrieben, in ägyptischen Hieroglyphen” in vier Gruppen:

  • einige Papyri „hinter Glas konserviert”, beschrieben als „eine Reihe von Glasobjektträger, wie Bilderrahmen, enthält Papyrusblätter mit ägyptischen Inschriften und Hieroglyphen;”
  • „eine lange Rolle Manuskript” beschrieben als die „Papyrusrolle, von der unser Prophet das Buch Abraham übersetzte.” „Die Rolle war so dunkel wie die Knochen der Mumien und war ziemlich ähnlich im Aussehen; die geöffneten Blätter waren äußerst dünn wie Pergament und von ganz heller Farbe. Es gab Vögel, Fische und fantastisch aussehende Menschen mit Hieroglyphen durchsetzt.”
  • „eine andere Rolle,”
  • und „zwei oder drei andere kleine Stücke Papyrus mit astronomischen Berechnungen, Epitaphen, und so weiter.”

Die Papyrusfragmente die wir noch haben sind alle aus der Gruppe der hinter Glas konservierten Papyri. Wir haben die lange Papyrusrolle nicht mehr, die das Buch Abraham enthielt. Vergleiche zwischen ägyptischen Manuskripten, von denen die historischen Zeugen sagten, dass sie nicht das Buch Abraham waren und dem Buch Abraham werden bestimmt nicht übereinstimmen. Die übergebliebenen hinter Glas konservierten Papyri sind Teile eines Totenbuchs[F] und eines sogenannten Buch des Atmens und nicht das Buch Abraham, aber aufgrund der geschichtlichen Quellen erwarten wir, dass sie nicht das Buch Abraham sind. Wenn sie es wären, würde uns das verwundern.

Weil wir den Papyrus nicht haben, der das Buch Abraham enthielt, können wir auch nicht die Übersetzung mit dem Manuskript vergleichen. Wir können aber das Buch Abraham mit der Welt Abrahams vergleichen.

Das Buch Abraham im Altertum

Bibelwissenschaftler finden keine übereinstimmende Datierung für Abraham. Ihrer Meinung nach lebte Abraham irgendwann zwischen 2200 bis 1600 vor Christus. Einigen glauben, dass Abraham überhaupt nicht gelebt hat. In diesem Falle hilft das Buch Abraham uns zu entscheiden, wann Abraham lebte.

Das Buch Abraham beschreibt, dass Abraham „Im Land der Chaldäer” (Abraham 1:1) wohnte, aber wegen Schwierigkeiten mit den Ägyptern muss er das Land der Chaldäer verlassen. Wir wissen heute, dass die Ägypter nur drei Mal während der Geschichte des Altertums im Land der Chaldäer waren: In den Regierungszeiten von Sesostris III und Amenemhet III, von Thutmosis II bis Amenhotep IV und in der Regierungszeit des Ptolemäus III. Nur eine dieser Zeitspannen könnte die Zeit Abrahams gewesen sein, nämlich die Regierungszeit Sesostris III oder Amenemhet III, ungefähr 1860 bis 1800 vor Christus. Ein neuer autobiographischer Text, der vor ungefähr zehn Jahren gefunden wurde, beschreibt eine ägyptische Expedition nach Byblos unter Sesostris II oder III. Als die Ägypter nach Byblos gekommen sind, fanden sie, dass es einen Streit gab zwischen Byblos und der Stadt Ullaza gab. Wo die Ereignisse danach beschrieben werden, gibt es leider eine Lücke in der Inschrift, aber wir wissen dass Byblos danach für zwei Generationen unter der Herrschaft der Ägypter war. Archäologen haben auch Sphinxe des Anememhet III im Aleppo und Ugarit gefunden. In Ebla fanden die Archäologen auch ägyptische Gottheiten. Wir haben die archäologischen Überreste der ägyptischen Eroberung während des ägyptisches Mittleren Reicher oder der Mittelbronze Zeit. Diese Eroberung hat nur ungefähr fünfzig Jahre gedauert. Das erste Kapitel des Buches Abraham müsste in diese Zeit gehören.

Das Land der Chaldäer

Wo war das Land der Chaldäer? Die meisten Bibelwissenschaftler denken, dass das Land der Chaldäer im südlichen Irak liegt, weil viele Chaldäer dort im siebten und sechsten Jahrhundert vor Christus wohnten. Trotzdem wohnten viele Chaldäer derselben Zeit in anderen Orten. Wir wissen auch, dass diese Zeit mehr als eintausend Jahre nach Abraham ist. Im neunten Jahrhundert vor Christus zum Beispiel wohnten die Chaldäer im Norden Syriens. Es scheint, als ob die Chaldäer während des achten Jahrhunderts vor Christus nach Babylon gezogen sind. Deswegen brauchen wir das Land der Chaldäer nicht im Südirak suchen.

Das Buch Abraham erzählt, dass die Ägypter im Land der Chaldäer geherrscht haben. Das bedeutet, dass das Land der Chaldäer an der Westseite der Euphrat liegen muss, weil die Ägypter bis zur Regierung des Ptolemäus III die Ostseite des Euphrat nicht erobert haben. Also müssen wir das Land der Chaldäer im Nordwesten Syriens oder im Südosten der Türkei suchen.

Das Buch Abraham erwähnt, dass Abraham „auf dem Altar, der bei dem Hügel stand, der Potifars Hügel genannt wurde, am oberen Ende der Ebene von Olischem” (Abraham 1:10) geopfert sollte. Einige Gelehrte nehmen an, dass dieses Olischem identisch ist mit Ulischum. Ulischum ist eine Stadt, die in einigen sehr alten Inschriften erwähnt wurde. Von diesen Inschriften wissen wir, dass Ulischum irgendwo in der Nähe von Ebla lag. Vor zwei Jahren haben einige türkische Archäologen angekündigt, dass sie Ulischum in Oylum Höyük gefunden haben. Das könnte wohl sein. Wir werden nicht wissen, ob das stimmt, bis die Archäologen die Ergebnisse ihrer Ausgrabung und die Hinweise ihrer Identifikation von Oylum Höyük als Ulischum veröffentlichen. Bis heute ist Oylum Höyük der beste Hinweis für Olischem, aber es ist nur eine Vermutung. Während der Zeit Abrahams war Oylum Höyük der Hauptort der Ebene von Kilis. Die Stadt Ur der Chaldäer müsste irgendwo in der Nähe liegen.

Nun, Abraham sagte: „Im Land der Chaldäer, am Wohnsitz meiner Väter, sah ich, Abraham, dass es für mich nötig war, einen anderen Ort als Wohnsitz zu erlangen” (Abraham 1:1). Also er ist von Ur im Land der Chaldäer nach Haran am anderen Ufer des Euphrats verzogen. Nach dem Tod von Amenemhet III konnte er wieder nach Kanaan reisen, weil das ägyptische Mittlere Reich untergegangen war.

Abrahams Autobiographie beginnt sehr ähnlich wie die einzige andere Autobiographie aus Syrien in der Mittelbronze, die wir haben. Diese andere Autobiographie stammt von Idrimi, dem Fürsten von Alalach. Idrimis Autobiographie fängt so an: „In der Stadt Aleppo, am Wohnsitz meiner Väter, ereilte mich, Idrimi—Sohn des Ilimilimma, Diener des Adad, Hebat – und meine Gattin, Ischtar, Herrin von Alalach, ein Verbrechen, sodass wir in die Stadt Emar flohen, dem Volk meiner Mutter.”

Die zwei Autobiographien haben viele solcher Ähnlichkeiten. Abraham und Idrimi betonen, dass sie aufgrund göttlicher Erleuchtung zu ihren neuen Wohnsitzen reisten. In ihren Autobiographien weisen Abraham und Idrimi auf Verheißungen ihrer Vorväter hin. Abraham sagt zum Beispiel: „die Aufzeichnungen der Väter, ja, der Patriarchen, über das Recht auf das Priestertum, hatte der Herr, mein Gott, in meinen eigenen Händen bewahrt” (Abraham 1:31).

Abraham sagt, dass, als er in Ur gewohnt hat, die Ägypter versuchten, ihn zu opfern: „Meine Väter, die sich abgewandt hatten von ihrer Rechtschaffenheit und von den heiligen Geboten, die der Herr, ihr Gott, ihnen gegeben hatte, hin zur Anbetung der Götter der Heiden, weigerten sich entschieden, auf meine Stimme zu hören; denn ihr Herz war darauf gerichtet, Böses zu tun, und hatte sich gänzlich dem Gott von Elkena und dem Gott von Libna und dem Gott von Mamakra und dem Gott von Korasch und dem Gott des Pharao, des Königs von Ägypten, zugewandt; darum wandten sie ihr Herz dem heidnischen Opferbrauch zu, indem sie ihre Kinder diesen stummen Götzen opferten und nicht auf meine Stimme hörten, sondern darangingen, mir durch die Hand des Priesters von Elkena das Leben nehmen zu lassen.” (Abraham 1:5–7)

Menschenopfer sind durchaus in der ägyptischen Geschichte nachgewiesen, besonders während des Mittleren Reiches.

Auf einem Grenzstein des Mittleren Reichs, der in Abydos von Pharao Ugaf (1761-1759 vor Christus) errichtet worden ist, steht geschreiben dass „jeder, der zwischen diesen Grenzsteinen gefunden werden soll – außer einem Priester in Erfüllung seiner Aufgaben – […] verbrannt” wird. Der archäologische Kontext der Inschrift zeigt, dass die Grenzsteine Teile eines Prozessionswegs zwischen dem Tempel und dem Friedhof als heiliges Land kennzeichneten. Unbefugte auf heiligem Land wurden zum Tode durch Verbrennen verurteilt. Hier haben wir ein Menschenopfergesetz.

Dass Menschenopfer (einschließlich Brandopfer) als Strafe in einigen Fällen tatsächlich durchgeführt wurden, wird aus einer historischen Darstellung von Sesostris I (1953-1911 vor Christus) deutlich. Sesostris I erzählt, dass er den Tempel des Todes in einem Zustand des Verfalls und Entweihung gefunden habe. Deswegen verurteilte er die angeblichen Täter zu verschiedenen Strafen: Pfählen, Enthäuten, Enthaupten und Verbrennen. Er sagt, „[das Messer] wurde an die Kinder des Feindes gesetzt, Opfer unter den Asiaten.” Hier haben wir eine geschichtliche Beschreibung einiger Menschenopfer.

Schließlich haben Archäologen Hinweise auf Menschenopfer gefunden. Etwas außerhalb der Festung Mirgissa, die aus dem Mittleren Reich stammt und die Teil des ägyptischen Reichs in Nubien gewesen war, fanden sie Überreste verschiedener ritueller Gegenstände wie Figuren aus geschmolzenem Wachs, Flintmesser und die enthauptete Leiche eines Nubiers. Fast alle Gelehrten haben diese Ächtungsfunde als Fall von Menschenopfer gedeutet. Ächtungstexte des Mittleres Reichs legten fest, dass das Ächtungsritual gegen „jeden Lästerer, jede Übelrede, jeden bösartigen  Fluch, jede bösartige Verschwörung, jede üble Verwünschung, jeden bösartigen Angriff, jede üble Rebellion, jeden üblen Plan und alles Böse”,1 einschließlich schlecht vom König zu sprechen, gerichtet würde.

Diese Ächtungsfunde stimmen mit dem späteren Ächtungsritual überein. Das tägliche Ächtungsritual besagt, dass man eine Wachsfigur nehmen soll. Dann soll man sie „mit der Sehne einer roten Kuh binden, . . . viermal bespucken . . . mit dem linken Fuß darauf herum trampeln, . . . mit einem Speer schlagen, . . . mit einem Messer enthaupten, . . . sie auf das Feuer legen, . . . im Feuer liegend oft darauf spucken.”  Das tägliche Ächtungsritual der Ägypter weicht von Menschopfern anderer alten Kulturen ab. Deswegen sagt Abraham im Buch Abraham, dass der Priester „dem Gott des Pharao und auch dem Gott von Schagriel ein Opfer darbrachte, nämlich nach der Weise der Ägypter” (Abraham 1:9).

Es zeigt sich, dass die Menschenopfer des ägyptischen Mittleres Reiches und die Menschenopfer des Buches Abraham überstimmen.

  1. Beide Menschenopfer waren Rituale.
  2. Beide Menschenopfer wurden wegen kultischer Handlungen verlangt. Abraham sagte, dass seine Väter „sich abgewandt hatten von ihrer Rechtschaffenheit und von den heiligen Geboten, die der Herr, ihr Gott, ihnen gegeben hatte, hin zur Anbetung der Götter der Heiden,” und deswegen „weigerten [sie] sich entschieden, auf meine Stimme zu hören” (Abraham 1:5). Abraham musste gegen die Religion seiner Väter und des Pharaos gesprochen haben. Deswegen war er schuldig und sollte sterben.
  3. Die Menschenopfer könnten außerhalb Ägyptens, aber in einem Ort unter Ägyptischer Hoheit geschehen sein.

Der Bund Abrahams mit Gott

Nachdem Abraham aus Ur nach Haran gezogen war, ging er mit dem Herrn ein Bündnis ein. Vor drei Jahren erschien ein Buch, das alle Bündnisse des Altertums gesammelt hat. Die Gelehrten, die das Buch geschrieben haben, bemerkten, dass die Form der Bündnisse sich im Laufe der Zeit geändert hat. Wenn man also ein besonderes Bündnis hat, kann man herausfinden, zu welcher Zeit es gehört. Diese Gelehrten haben über das Bündnis des Buches Abraham nicht nachgedacht. Also untersuchen wir jetzt einmal das Bündnis des Buches Abraham.

  1. Es beginnt mit einer einführenden Zeremonie:
    • Aber ich, Abraham, und Lot, meines Bruders Sohn, beteten zum Herrn und der Herr erschien mir und sprach zu mir:
  2. Dann kommt die Präambel oder Einleitung.
    • Steh auf und nimm Lot mit dir; denn ich habe vor, dich aus dem Land Haran fortzunehmen und aus dir einen geistlichen Diener zu machen, der meinen Namen in einem fremden Land trägt, das ich deinen Nachkommen nach dir als immerwährenden Besitz geben werde, wenn sie auf meine Stimme hören.
    • Denn ich bin der Herr, dein Gott;
    • ich wohne im Himmel;
    • die Erde ist mein Fußschemel;
    • ich strecke meine Hand aus über das Meer,
    • und es gehorcht meiner Stimme;
    • ich mache den Wind und das Feuer zu meinem Wagen;
    • ich spreche zu den Bergen: Weicht von hier!, und siehe, sie werden von einem Wirbelsturm hinweggenommen, plötzlich, in einem Augenblick.
    • Mein Name ist Jehova,
    • und ich weiß das Ende von Anfang an;
    • darum wird meine Hand über dir sein.
  3. Dann kommen die einzelnen Festsetzungen des Bündnisses
    • Und ich werde aus dir eine große Nation machen,
    • und ich werde dich über die Maßen segnen
    • und deinen Namen unter allen Nationen groß machen;
    • und du wirst deinen Nachkommen nach dir ein Segen sein,
    • daß sie in ihren Händen diesen geistlichen Dienst und dieses Priestertum zu allen Nationen tragen;
    • und ich werde sie durch deinen Namen segnen;
    • denn alle, die dieses Evangelium empfangen, werden nach deinem Namen genannt werden
    • und werden deinen Nachkommen zugezählt werden
    • und werden auferstehen
    • und dich als ihren Vater preisen;
    • und ich werde die segnen, die dich segnen,
    • und die verfluchen, die dich verfluchen;
    • und in dir (das heißt in deinem Priestertum) und in deinen Nachkommen (das heißt deinem Priestertum)—denn ich gebe dir die Verheißung, daß dieses Recht in dir und in deinen Nachkommen nach dir verbleiben wird (das heißt den buchstäblichen Nachkommen oder den leiblichen Nachkommen)—werden alle Familien der Erde gesegnet sein, ja, mit den Segnungen des Evangeliums, und das sind die Segnungen der Errettung, ja, des ewigen Lebens. (Abraham 2:6–11)

Dieses Bündnis hat drei Teile: eine Zeremonie, eine Präambel und Festsetzungen. Normalerweise haben die Verpflichtungen der Zeit Abrahams eine Einleitung oder Präambel, Festsetzungen und einen Eid oder andere Zeremonie. Ab und zu haben sie Flüche, wenn das Bündnis verletzt wird. Später, im zweiten Jahrtausend vor Christus, haben Bündnisse andere Teile wie Geschichten, Zeugnisse, Segnungen und so weiter. Von der Form wissen wir, dass das Bündnis des Buches Abraham von vor der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausend vor Christus stammen muss.

Nachdem Abraham eine Verpflichtung mit Jehova eingegangen war, zog er nach Kanaan hinab. Während er in Kanaan wohnte, „gab [es] eine anhaltende Hungersnot im Land; und ich, Abraham, beschloß, nach Ägypten hinabzuziehen und dort zu verweilen, denn die Hungersnot wurde sehr drückend.” (Abraham 2:21). In der Zwischenzeit ist der Pharao, der Abrahams den Tod wünscht, selbst verstorben. Und in Ägypten regierte eine ganz andere Dynastie. Diese Dynastie besteht nicht aus Ägyptern sondern aus Fremden. Die Pharaonen hatten kanaanäische Namen. Und Abraham sagte, dass der König „durch seine Geburt Anteil am Blut der Kanaaniter” hatte (Abraham 1:21). Für die fünfzehnte ägyptische Dynastie stimmt das.

Bevor Abraham nach Ägypten gegangen ist, zeigte der Herr Abraham eine Vision. Gott sagte ihm: „Abraham, ich zeige dir diese Dinge, ehe ihr nach Ägypten geht, damit ihr alle diese Worte verkünden möget” (Abraham 3:15). Also kann das dritte Kapitel des Buches Abraham als Anweisungen in Vorbereitung auf den Umgang mit den Ägyptern gelesen werden. Es zielt auf die Ägypter von Abrahams Zeit als Publikum ab, anstatt auf uns, ein modernes Publikum.

Astronomie im Buch Abraham

Die Astronomie im Buch Abraham verwendet als Bezugspunkt die „Erde, auf der du stehst,” (Abraham 3: 3, 5-7). Er erwähnt verschiedene Himmelskörper, wie zum Beispiel „die Sterne” (Abraham 3: 2), ihnen den Kolob (Abraham 3: 3-4). Dieser Fixsternhimmel macht den Hintergrund aus, vor dem die „Planeten” (Abraham 3:5, 8) oder ein „Licht” (Abraham 3:5-7) sich bewegen. Doch weil die Sonne und der Mond und bestimmte Sterne auch als „Planeten” bezeichnet werden, sollten wir nicht von ihnen als Planeten im heutigen Sinn denken. Jeder dieser Planeten ist „gemäß seinen Zeiten und Jahreszeiten in seinen Umdrehungen” (Abraham 3:4) verbunden. Diese Lichter drehen sich um etwas, und das ist der feste Bezugspunkt, die Erde „auf der du stehst” (Abraham 3: 3, 5-7). Das Buch Abraham enthält eine geozentrische Astronomie, wie es fast alle alten Astronomien waren, wie zum Beispiel auch die altägyptische Astronomie.

Jeder Himmelskörper und seine Umdrehungen ist mit einer „festgesetzten Zeit” (Abraham 3:6) oder „Zeitrechnung” (Abraham 3:5) verbunden. Diese festgesetzte Zeit oder Zeitrechnung scheint so, als ob sie die Zeit der Umdrehung des himmlischen Körpers um die Erde wäre. Eine längere Zeitrechnung ist mit höheren Umlaufbahn verbunden, weil er „über dem oder größer als der [ist], auf dem du stehst, denn er bewegt sich in einer langsameren Ordnung; das entspricht der Ordnung, weil er über der Erde steht, auf der du stehst, und darum hat seine Zeitrechnung an Anzahl nicht so viele Tage und Monate und Jahre.” (Abraham 3:5) Die höheren Umlaufbahnen sind größer und so sind ihre Zeitrechnungen länger.

Für die alten Ägypter bedeutete das Wort für herumlaufen auch herrschen. Das Buch Abraham sagt,„so gibt es die Zeitrechnung des einen Planeten über die des anderen hinaus, bis du nahe zum Kolob kommst, . . . und dieser Kolob ist nahe an den Thron Gottes gesetzt, daß er alle die Planeten regiere, die derselben Ordnung angehören wie der, auf dem du stehst.” (Abraham 3:9) Die alten Ägypter dachten ähnlich: Der Sonnengott Re war nicht nur der Hauptgott, sondern er herrscht über alles, was ihn umringt. Die Astronomie Abrahams nennt die Sonne, die „den Tag beherrschen soll” (Abraham 3:5) größer als den Mond aber niederer also Kolob, der die Sonne beherrschen soll (Abraham 3:9). Also der Astronomie des Buches Abraham nach, kreist um Kolob, welcher eine Umlaufbahn nahe am Thron Gottes hat (Abraham 3:9), die Sonne, der Hauptgott des ägyptische Pantheon, und regiert ihn.

Dann wechselt das Buch Abraham zwischen den Sternen und Geistern. Im Ägyptischen heißt das Wort für Stern ach und das Wort für Geist heißt ich. Also benutzt das Buch Abraham ein ägyptisches Wortspiel im dritten Kapitel: „Nun, wenn es zwei Dinge gibt, das eine über dem anderen, und der Mond über der Erde ist, so mag es sein, daß es auch über ihm einen Planeten oder einen Stern gibt; . . . gleichermaßen auch, wenn es zwei Geister gibt, und der eine ist intelligenter als der andere.” (Abraham 3:17–18)

Warum würde Gott Abraham so ein eigenartiges System offenbaren? Im ersten Kapitel des Buches Abraham war Abraham fast getötet worden, weil er gegen die ägyptische Religion gesprochen hat. Obwohl  später, als er nach Ägypten reiste, ein anderer Pharao auf dem Thron saß, konnte man noch nicht gegen die ägyptische Religion sprechen. Also gab Gott Abraham einen Weg, die Wahrheit zu predigen, der die ägyptischen Götter nicht explizit kritisiert.

Die Prä-Existenz

In der Kirche verwenden wir das Buch Abraham hauptsächlich, um uns über die Präexistenz zu belehren. Viele Schriften belehren uns über die Prä-Existenz, aber die meisten davon sprechen über die Präexistenz Jesu Christi und nicht über unsere eigene Präexistenz. Nur zwei Passagen der Heiligen Schriften reden über unser eigene Präexistenz: Lehre und Bündnisse 93:29 und Abraham 3:22-28. Mehr als die Hälfte aller Zitate des Buches Abraham in Generalkonferenzen, ein Drittel aller Zitate des Buches Abraham in Sonntagsklassen und alle Zitate des Buches Abraham in Lektionen der Missionare stammen aus diesen sieben Versen des Buches Abraham. Das ist sehr wichtig. Wir würden nicht — wir könnten nicht — den Plan der Erlösung lehren, wie wir ihn jetzt lehren, wenn wir das Buch Abraham nicht hätten. Wenn wir das Buch Abraham verlieren, verlieren wir ein Teil des Plans der Erlösung. Wir hätten keine Antwort für die Frage: „Woher kommen wir?” Wir wüssten nicht, dass es der Zweck unseres Leben ist, geprüft zu werden und zu sehen, ob wir alles tun werden, was auch immer der Herr, ihr Gott, uns gebietet (Abraham 3:25).

Also ist es wichtig für uns in der Kirche, am Buch Abraham festzuhalten. Wir würden zu viel verlieren.

Andere Forscher und Ägyptologen bestätigen die Fakten aus dem Buch Abraham

Das Buch Abraham stimmt mit dem überein, was wir über die Welt Abrahams wissen. Hätte ich Zeit, könnte ich viel mehr über das Buch Abraham erklären. Jetzt lassen Sie uns nachdenken, wie Joseph Smith diese Dinge wissen konnte. Joseph Smith hat das Buch Abraham im Jahr 1842 herausgegeben.

  • Heinrich Brugsch hat die Übersetzung des ersten hieratischen Papyrus im  Jahr 1851 herausgegeben.
  • Emanuel de Rougé hat die Übersetzung der ersten hieroglyphischen Inschrift im Jahr 1852 herausgegeben.
  • Die Inschrift, der uns über die Eroberung Syriens von ägyptischen Mittleren Reich belehrt hat, wurde erst im 2008 herausgegeben.
  • Die erste Inschrift, die Olischem erwähnt, wurde im Jahr 1928 herausgegeben.
  • Die Idrimi Inschrift wurde erst 1949 herausgegeben. Dass es tatsächlich altägyptische Menschenopfer gegeben hat, wurde erst 1993 festgestellt.
  • Die chronologische Analyse der Bündnisse im Nahen Osten wurde erst 2012 herausgegeben. Dass die Pharaonen der vierzehnten Dynastie Kanaaniter waren, wissen wir seit 1997.

Joseph Smith hat das Buch Abraham wenigstens 150 Jahre zu früh herausgegeben. Wenn Joseph Smith das Buch Abraham geschrieben hätte, sollte es nicht so genau zu dem passen, was wir jetzt wissen. Wenn es kein echtes Buch wäre, das von Abraham geschrieben wurde, könnten wir nicht 170 Jahre später die Einzelheiten überprüfen. Wir können das tun, weil das Buch Abraham wahr ist.


Quellenangaben:

hier zu finden
https://www.lds.org/topics/translation-and-historicity-of-the-book-of-abraham?lang=eng
und hier
http://publications.maxwellinstitute.byu.edu/publications/jbms/20/2/S00006-500d8c3b44e50JBMRS20-1-5EgyptianContext.pdf
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Last Updated November 07, 2009
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