Das Buch Mormon

Gefunden oder erfunden?

Daniel Peterson
FAIR Konferenz 2015
Darmstadt, Deutschland
04. 06. 2015

Manchmal werde ich von Menschen kontaktiert, die Zweifel über die Ansprüche des Mormonismus erleben oder deren Ehepartner oder Vater oder Tochter den Glauben verloren haben. Ich frage immer, was genau die Problembereiche sein könnten, und dann versuche ich, diese zu behandeln oder Kollegen oder gedruckte Quellen zu finden, die helfen könnten, ihre Bedenken zu zerstreuen.

Ich denke, dass so ein Bemühen außerordentlich wichtig ist. Elder Neal A. Maxwell vom Kollegium der Zwölf, der schon verstorben ist, schätzte Austin Farrers Lob des großen C.S. Lewis: „Wenn auch Argumente keine Überzeugung herstellen”, schrieb Farrer, „so zerstört ihr Mangel den Glauben. Was bewiesen scheint, muss nicht angenommen werden, doch das, das niemand befähigt ist zu verteidigen, das wird rasch aufgegeben. Ein vernünftiges Argument schafft keinen Glauben, doch unterhält es ein Klima, in dem Glauben gedeihen kann. .”  (Siehe Austin Farrer, „Grete Clerk,” in Jocelyn Gibb, comp., Light on C. S. Lewis [New York: Harcourt and Brace, 1965], 26.)  

Farrers Worte dienten als eine Art inoffizielles Motto für die, die mit der Foundation for Ancient Research and Mormon Studies (FARMS) verbunden waren. Aus FARMS wurde später das Neal A. Maxwell Institute for Religious Scholarship. Ich denke, dieses Motto war völlig angemessen.

Ich mag es jedoch nicht, nur Verteidigung zu spielen. Ich möchte nicht all meine Zeit damit verbrauchen, Buschbrände zu löschen, hinterher zu hinken und Krisen zu bekämpfen. Um ein sehr populäres modernes Schlagwort zu verwenden, ich bevorzuge es, proaktiv zu sein. Ich möchte Glauben zu solcher Stärke aufbauen, dass Krisen weniger alltäglich werden, und solche Bedingungen zu schaffen, dass Buschfeuer schwerer entzündet werden können. Zurück zur Metapher aus dem Sport: Wenn die Verteidigung immer auf dem Feld ist, mag das verhindern, dass der Gegner Tore schießen kann. Aber wenn der Angriff nicht ins Feld kommt, sind die Chancen auf einen Sieg sehr gering. Ein einziger Fehler der Verteidigung, ein unachtsamer Moment, ein ungenügende Aktion wird ausreichen, um das Spiel zu verlieren.

Eine Art, wie ich gerne initiativ bin ist, ein Grundpaket an Büchern zu empfehlen, von dem ich gerne hätte, dass es so viele HLT wie möglich lesen, ein Paket, von dem ich besonders wünschte, dass schwankende Mitglieder damit vertraut wären. Ich möchte ein paar Aufstellungen anbieten. Unglücklicherweise gibt es sie, soweit ich weiß, nur auf Englisch:

Richard Lloyd Anderson, Untersuchung über die Zeugen des Buches Mormon (Salt Lake City: Deseret Book, 1981).  Ich muß zugeben, ich saß einmal in einer nicht sehr spannenden Klasse in der Kirche und las zum wiederholten Male Investigating the Book of Mormon Witnesses, als sich ein akademischer Kollege von der BYU neben mich setzte. „Nach den Schriften”, kommentierte er, „ist das das glaubensstärkendste Buch, das ich je gelesen habe.”

Ich neige dazu, ihm zuzustimmen. Richard Anderson, der einen Jus-Abschluss in Harvard gemacht hat, bevor er einen Doktor in antiker Geschichte an der University of California in Berkeley machte, ist einer der besten Gelehrten, die die Kirche je hervorgebracht hat. In diesem Buch unterwirft er die Zeugen des Buches Mormon einer akribischen Untersuchung. Sie treten aus diesem Prozess als zurechnungsfähige, ehrliche, vertrauenswürdige Männer bei klarem Verstand hervor – ein Faktum von enormer Wichtigkeit, denn ihr Zeugnis untermauert direkt wesentliche Behauptungen Joseph Smiths und des Mormonismus‘.

Bruder Anderson hat viele oder sehr wichtige Artikel über die Zeugen geschrieben – und auch über andere relevante Themen – seit dieses Buch erschienen ist. Diese sind online auf der Website des Maxwell Institutes verfügbar und beinhalten, aber beschränken sich nicht auf, „Versuche, das Erlebnis der acht Zeugen neu zu definieren”  Journal of Book of Mormon Studies 14/1 (2005): 18–31; Aus „Persönliche Schriften der Zeugen des Buches Mormon” wurde  „Die Autorenschaft des Buches Mormon überdacht: Die Hinweise auf antike Ursprünge” (Book of Mormon Authorship Revisited: The Evidence for Ancient Origins, ed. Noel B. Reynolds (Provo, UT: FARMS, 1997), 39–60); und aus „Die Glaubwürdigkeit der Übersetzer des Buches Mormon” (The Credibility of the Book of the Mormon Translators,) wurde „Die Autorenschaft des Buches Mormon: Neues Licht auf antike Ursprünge (Book of Mormon Authorship: New Light on Ancient Origins, ed. Noel B. Reynolds and Charles D. Tate (Provo, UT: BYU Religious Studies Center, 1982), 213–37.) Doch Untersuchung über die Zeugen des Buches Mormon, denke ich, bleibt das Standardwerk um eine Einführung in diese Problematik zu erhalten.

John W. Welch, Herausgeber, Das Öffnen der Himmel: Berichte von göttlichen Erscheinungen (Opening the Heavens: Accounts of Divine Manifestations, 1820–1844, Provo, UT: Brigham Young University Press, 2005).  In diesem Buch, hat der überaus produktive Universalgelehrte John W. Welch eine beeindruckende Sammlung von Originaldokumenten vereint, die sich auf sechs grundlegende Themen in der mormonischen Geschichte beziehen: (1) Die erste Vision, (2) das Hervorkommen des Buches Mormon, (3) die Wiederherstellung des Priestertums, (4) Joseph Smiths visionäre Erlebnisse generell, (5) die Wiederherstellung der Tempelschlüssel, (6) Nachfolge in der Präsidentschaft (insbesondees die Verklärung Brigham Youngs in Nauvoo).

Mark McConkie, Herausgeber, An Joseph Denken: Persönliche Erinnerungen derer, die den Propheten Joseph Smith kannten. (Remembering Joseph: Personal Recollections of Those Who Knew the Prophet Joseph Smith) (Salt Lake City: Deseret Book, 2003).  Mark McConkie, ein Professor an der School of Public Affairs an der University of Colorado in Colorado Springs, hat einen enormen Schatz an intimen Ansichten über den Propheten Joseph Smith in diesem Buch und in der das Buch begleitenden Bonus-CD zusammengetragen. Die schiere Menge an Material ist sehr beeindruckend. (Die CD enthält 2.000 Seiten an Zeugen aus Primärquellen. Das Buch selbst enthält Aussagen von Dutzenden Zeitgenossen Joseph Smiths). Viele der Berichte– von Josephs Familie, Freunden, Bekannten und sogar von seinen Gegnern – sind niemals davor publiziert worden oder waren Durchschnittsbürgern praktisch nicht zugänglich. Aber sie sind wirklich die Zeit wert, die man braucht, um sich damit zu auseinanderzusetzen. Joseph, wie ihn diejenigen beschrieben, die ihn kannten, wirkt wie ein ehrlicher, guter und ernsthafter Mann.

 

Und auch hier gilt, dass das sehr wichtig zu wissen und verstehen ist, wegen der Natur seiner Behauptungen.

Grant Hardy, Das Buch Mormon verstehen: Ein Führer für Leser (Understanding the Book of Mormon: A Reader’s Guide) (New York: Oxford University Press, 2010). Das ist ein eher schwierigeres Buch im Vergleich zu den anderen, die ich schon empfohlen habe, aber meiner Ansicht nach ist es ein Buch, das einen reichlich für die Anstrengungen belohnt, die man inverstiert.

Grant Hardy, der ein Undergraduate Degree der BYU in klassischem Griechisch und einen Doktor der Yale Universität in chinesischer Geschichte hat, schrieb beeindruckend über die Geschichte der Geschichtsschreibung, während er an der Universität von North Carolina in Asheville als Vorsitzender der historischen Fakultät diente.

In „Das Buch Mormon verstehen” wendet er sein äußerst geschultes Auge der Geschichtsschreibung Nephis, Mormons und Moronis zu, indem er sie als individuelle Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Zugängen zu ihrem Material behandelt. Obwohl er ein aktives und engagiertes Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist, klammert er für diese Studie die Frage aus, ob oder ob nicht sie tatsächliche Individuen waren. Und doch: Die außerordentlich fruchtbaren Ergebnisse seiner Studie zeigen, dass die Schriften von Nephi, Mormon und Moroni tatsächlich sehr unterschiedlich sind – und die bei Weitem vernünftigste Erklärung dafür ist, meiner Meinung nach, dass sie tatsächlich drei echte, historisch unterschiedliche Männer sind.

Ich glaube, dass ernsthafte und  aufrichtige Beschäftigung mit diesen vier Büchern, die ich empfohlen habe, mit ziemlicher Sicherheit den Glauben jener Leser stärken wird, die auch nur ein wenig offen sind für die Möglichkeit, dass der Mormonismus wahr sein könnte.

Mark McConkies Zusammenstellung wird Vertrauen in den Charakter Joseph Smiths aufbauen, Richard Andersons Buch und John Welchs Anthologie bieten mächtige Bekräftigung für Josephs Ansprüche, Offenbarung erhalten zu haben. Grant Hardys Buch zeigt zumindest in einem Bereich, wie immens komplex, reichhaltig und in sich folgerichtig das Buch Mormon ist.

Wenn Menschen mich mit Zweifeln und Problemen kontaktieren, will ich nicht nur versuchen, ihre Bedenken zu lindern. Ich will ihren Glauben aufbauen, sodass diese unsicheren Bereiche im Verhältnis zu den sicheren Bereichen schrumpfen. Diese Bücher – und natürlich gibt es auch noch andere – sind gut geeignet, genau das zu tun.

Hinweise

Und jetzt möchte ich einige Hinweise auf die Echtheit des Buches Mormon selbst besprechen. Hinweise darauf, dass das Buch Mormon nicht erfunden ist, sondern gefunden, genau wie Joseph Smith behauptet hat.

Übersetzungszeitraum

Zu Beginn muss gesagt werden, dass bereits die Existenz dieses Buches eine erstaunliche Tatsache ist. Die ungeheure Geschwindigkeit, mit der es übersetzt wurde, ist ein Wunder. Wie die meisten wohl schon wissen, wurde es in einem Zeitraum von nur zwei Monaten fertiggestellt. Obwohl es bemerkenswert ist, mag es für einige nicht so erscheinen. Vor einigen Jahren wurde ich gebeten, für eine Firma ein Buch über den Nahen Osten zusammenzustellen. Sie wollten es ziemlich rasch, tatsächlich wollten sie es sehr rasch. Ich fragte sie, wie viel Zeit ich denn hätte, wenn ich das Angebot annähme, worauf sie mir zwei Monate gaben. Ich habe angenommen. Einer der Gründe, weshalb ich es angenommen habe, war der, mir selbst zu beweisen, dass ich es schaffen könnte. Ich habe es tatsächlich geschafft, innerhalb der zwei Monate ein Buch mit circa 140 000 Wörtern zu schreiben.

Ich war sehr zufrieden und andere lobten mich für diese schnelle Arbeit. Doch dann begann ich darüber nachzudenken. Das Buch Mormon hat ungefähr 250.000 Wörter und wurde im gleichen Zeitraum geschrieben. Aber man muss bedenken, dass es ohne jegliche Korrekturdurchsicht diktiert wurde. Ich hatte dagegen einen Computer mit einem vielseitigen Textverarbeitungsprogramm, und ich hatte mich lange im voraus mit dem Thema beschäftigt, da es mein Fachgebiet ist. Joseph Smith diktierte das Buch Mormon, veränderte so gut wie nichts und hatte am Ende ein viel längeres und sicherlich auch beeindruckenderes Werk in der gleichen Zeit geschaffen. Einige Leute behaupten, dass seine Einbildungskraft mit ihm durchgegangen sei. Ich fordere diese Leute heraus, ein Buch unter ähnlichen Bedingungen zu schreiben. Die Existenz dieses Buches und die besonderen Umstände, unter denen es entstanden ist, bleiben bemerkenswerte Tatsachen – wenn man bedenkt, dass alle Beteiligten nicht sonderlich gebildet waren. Joseph Smith hatte so gut wie gar keine Schulbildung. Seine schlechten Schreibfähigkeiten waren ihm oft peinlich, deshalb diktierte er meist lieber anderen. Einige seiner eigenen handgeschriebenen Texte sind erhalten geblieben, aus denen hervorgeht, dass er nicht besonders gebildet war. Seine Frau Emma, die ihn am besten kannte, meinte, dass es weit über seine Fähigkeiten hinaus gegangen sei, das Buch Mormon zu übertragen. Und dennoch existiert dieses Buch, das die Herausforderung an die Welt darstellt, dieses Wunder zu erklären. Es ist einerseits sehr leicht, darüber zu sprechen, wie Joseph Smith das Buch geschrieben hat. Anderseits, ist es bemerkenswert zu erkennen, wie es entstanden ist.

Glaubwürdigkeit, Einzelheiten und Komplexität

Erstaunlich ist aber nicht nur die Geschwindigkeit, mit der das Buch Mormon übersetzt wurde, sondern auch seine Glaubwürdigkeit als Geschichtsbuch. Ich habe sehr viel Zeit mit dem Studium antiker und mittelalterlicher Geschichte und deren Autoren verbracht. Dieses Buch liest sich wie ein glaubhaftes Geschichtsdokument. Die Menschen in diesem Buch weisen ein historisches Verhalten auf. Die Gesellschaftssysteme und Zivilisationen in diesem Buch sind vergleichbar mit denen aus dem Altertum. Das ist sehr beeindruckend. Es ist etwas, das sicherlich weit über die Fähigkeiten von Joseph Smith hinausging. Ich werde Ihnen im weiteren Verlauf noch Beispiele geben.

Die Einzelheiten und die Komplexität des Buch Mormons sind ebenso sehr beeindruckend. John Sorenson hat mit seinem Buch „An Ancient American Setting for the Book of Mormon”, wie ich meine, eine glaubwürdige Übereinstimmung zwischen dem Buch Mormon und den Merkmalen, sowie den Örtlichkeiten in Mittelamerika aufgezeigt. Ich bin von den vielen Beweisen, die er erbringt, sehr beeindruckt. Ich würde sogar sagen, dass die bemerkenswerteste Tatsache die ist, dass vom Buch Mormon eine sehr glaubwürdige und zusammenhängende Geographie abgeleitet werden kann – so getreu, dass eine kleine Stadt, an einer Stelle im Buch erwähnt, 200 Seiten später an der exakt gleichen Stelle wieder auftaucht. Dies geht weit über den Horizont meiner Studenten hinaus. Auch ich bin nicht in der Lage, mit all den elektronischen Hilfsmitteln etwas Ähnliches in so kurzer Zeit zu schaffen.

Das einzige Buch, das annähernd in gewisser Hinsicht Ähnlichkeiten aufzuweisen hätte, ist J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe”. Aber wir müssen auch bedenken, dass „Der Herr der Ringe” in einem Zeitraum von dreißig Jahren von einem Professor geschrieben wurde, der an den Universitäten in Cambridge und Oxford gelehrt hat. Es ist sicherlich nicht mit einem Buch zu vergleichen, das in nur zwei Monaten geschrieben wurde. Also ist schon die Existenz des Buch Mormons an sich ein Wunder. Ein kleiner Bauernjunge aus dem Staat New York ist nicht in der Lage, so ein Werk aus dem Stegreif zu produzieren. Es gibt noch weitere Argumente, die ich erwähnen werde.

Die Zeugen

Die Zeugen für das Buch Mormon waren schon immer sehr beeindruckend für mich. Einige befassen sich erst gar nicht mit ihnen und legen sie beiseite. Das sollte man nicht tun. Richard Andersons Ausführungen über die drei und die acht Zeugen verdeutlichen sehr schlüssig die Tatsache, dass diese Männer aufrichtig, kompetent und ehrenhaft waren und wirklich daran glaubten, was sie gesehen hatten. Erst kürzlich hat Lyndon Cook eine Sammlung von Interviews mit David Whitmer eröffentlicht, der von den drei Zeugen am längsten gelebt hatte. Von den fast neunzig Interviews, die darin enthalten sind, ist am bemerkenswertesten, dass die Gespräche alle auf einen Punkt hinauslaufen, auf sein Erlebnis mit dem Buch Mormon, das David Whitmer immer wieder erzählte. Wir erinnern uns, dass David Whitmer die Kirche verlassen hatte und nie zurückgekehrt war und sogar der Kirche gegenüber feindselig gesonnen und unzufrieden mit der Richtung war, die sie genommen hatte. Aber all das ist nicht relevant, denn dies sind nur seine persönlichen Meinungen. Wichtig ist seine Rolle als Zeuge. Er hatte viele Möglichkeiten, von seinem Zeugnis zurückzutreten, indem er einfach gesagt hätte, dass er sich geirrt und Joseph Smith ihn getäuscht habe. Er hat aber nie von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. David Whitmer hat immer zu seinem Zeugnis gestanden. Er hat sogar mehr als das getan – er hat darauf bestanden. Er ließ sein Zeugnis in seinen Bild Grabstein meißeln. Das, denke ich, ist sehr beeindruckend.

Es erscheint mir, dass es sehr, sehr schwer für Kritiker ist, die Aussagen der Zeugen für das Buch Mormon einfach abzutun. Ich erinnere mich an eine Bemerkung von B.H. Roberts, die ich sehr gut finde. Er hat gesagt, dass die Zeugnisse der drei und der acht Zeugen, wenn man sie zusammen betrachtet, außergewöhnlich stark seien. Warum? Wenn man nur die Aussagen der drei Zeugen allein betrachtet, könnte man sagen, dass sie mit ihrer Geschichte von einem himmlischen Besucher und übernatürlicher Umgebung halluziniert hätten. Ich persönlich denke nicht, dass man es so sagen kann, aber wenn jemand es auf diese Weise betrachten möchte, ist das möglich. Auf der anderen Seite sind da die acht Zeugen, die keinerlei himmlische Kundgebungen hatten. Sie waren nur an einem Nachmittag auf einer kleinen Lichtung in einem Wald, und sie haben die Platten in einer sehr natürlichen Weise gesehen. Es gibt also zwei völlig unterschiedliche Erfahrungen, die sich gegenseitig bekräftigen. Jemand könnte sagen, dass irgendein Schwindel oder ein Betrug stattgefunden habe, dass Joseph Smith oder ein anderer die Platten gemacht und dort auf dem Baumstumpf in der Lichtung platziert habe. Dies wäre eine Erklärung für die acht Zeugen, doch ich kann nicht wirklich sehen, wie das sein könnte. Wo sollte erst einmal ein armer Bauernjunge wie Joseph Smith dreißig bis vierzig Kilo Gold herbekommen? Betrachtet man aber zusätzlich die wundersamen Erlebnisse der drei Zeugen, so gibt es zwei völlig verschiedene Berichte, die einander bestätigen. Es ist bemerkenswert und machtvoll.

Jetzt möchte ich einige andere Gedanken präsentieren, die erst kürzlich an Bedeutung gewonnen haben. Ich möchte über die Genauigkeit einiger Punkte im Buch Mormon sprechen, die Joseph Smith nicht kennen konnte oder es ist zumindest unwahrscheinlich, dass er sie gekannt hat. Wir erinnern uns noch einmal daran, dass er ein Mann oder eigentlich ein Junge mit sehr geringer Schulbildung war, der in Palmyra, New York wohnte, das nicht gerade eine kulturelle Metropole war. Der größte Teil der Übersetzung fand in Harmony in Pennsylvanien statt, das wirklich ein so unbedeutendes Fleckchen war, dass es heute nicht einmal mehr existiert. Es gab keine großen Büchereien oder gelehrte Leute, zu denen er hätte gehen können. Und dennoch hat er ein Buch hervorgebracht, das er als „wundersam” und „göttlich” beschrieb. In vielen Bereichen trifft das Buch den Nagel auf den Kopf. Es beschreibt die antike Welt in einer Weise, von der er zu seiner Zeit nichts wissen konnte. Nicht einmal der gelehrteste Experte hätte es im frühen neunzehnten Jahrhundert wissen können. Joseph Smith hat etwas so Einmaliges hervorgebracht, dass er sich selbst dessen wohl kaum bewusst war.

Geologie

Einer der Punkte, die Hugh Nibley ausführlich in seinem Buch „Since Cumorah” beschreibt, ist das Ereignis der Vulkanausbrüche und Erdbeben im Dritten Buch Nephi, die so naturgetreu wiedergegeben wurde, dass man denkt, sie sei von einem Augenzeugen geschrieben, oder von jemandem, der Zugang zum Bericht eines Augenzeugen hatte. Joseph Smith hatte keinerlei Zugang zu derartigen Berichten. Soweit wir wissen, hatte er nie ein Erdbeben miterlebt oder einen Vulkan gesehen.

Chiasmus

Es gibt noch andere Punkte, die man bedenken muss. Viele von Ihnen kennen bereits die Bedeutung des Chiasmus, der vor einigen Jahren von Jack Welch im Buch Mormon entdeckt wurde. Ich denke, klassische Beispiele sind, neben anderen, die Diskussion des Begriffs Wiederherstellung in Alma 41 oder Alma 36, wo Jesus Christus den Zentralpunkt eines Chiasmus bildet, als sich Alma in tiefster Verzweiflung an den Namen Christi erinnert, sich ihm völlig verschreibt und erlöst wird, was wir in Alma 36 lesen können. Dies sind erstaunliche Fälle von chiasmischen Strukturen, von denen Joseph Smith nichts wusste, von denen zu seiner Zeit überhaupt niemand irgend etwas wusste. Chiasmus wurde erst in diesem Jahrhundert in alten Schriftstücken entdeckt. Ich kenne einen Professor an der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA), der ein renommierter, osteuropäischer Gelehrter auf dem Gebiet der semitischen Sprachen ist und das Buch von Jack Welch „Chiasmus in Antiquity” gelesen hat. Er sprach in seinen Klassen mit Studenten darüber und meinte, ohne zu wissen, dass es einige HLT dort gab, mit gedankenvollem Ton: „Das ist ein sehr interessantes Buch. Dieses Kapitel über das Buch Mormon ist bemerkenswert. Ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll.” Schon seit langem ist dies die Reaktion vieler Kritiker. Sie sind ratlos, und das ist so erstaunlich.

Metallplatten

Es gibt noch mehr zu berichten. Mein guter Freund William Hamblin hat in den letzten Monaten einen Artikel über die Frage der Metallplatten verfasst (Die Forschung darüber geht weiter). Als Joseph Smith zum ersten Mal vom Fund der Metallplatten berichtete, gab es erstaunlicherweise viele in der Nachbarschaft, die ihm glaubten. Doch die frühen Kritiker sagten: „das ist lächerlich auf goldenen Platten schreiben? Wie absurd!” Jetzt scheint jedoch die Beweisführung in eine andere Richtung zu schwenken. Die Leute sagen, aufgrund der zahlreichen Beweise für goldene Platten im Altertum müsse Joseph Smith dies von seinem Umfeld erfahren haben. Was einst als Absurdum gesehen und gegen Joseph Smith verwendet wurde, wird jetzt als Selbstverständlichkeit dargestellt, über die jeder zur damaligen Zeit Bescheid gewusst habe, und so wird es heute auch gegen ihn verwendet. Aber das funktioniert auch nicht.

Es stellt sich heraus, wie William Hamblin betont, dass die Verwendung von goldenen Platten besonders im Raum Syrien und Palästina von Bedeutung war, gerade in dem Zeitraum, als Lehi und seine Familie Jerusalem verließen. Von dort hat es sich in andere Gebiete wie Griechenland verbreitet. Doch gerade das ist wiederum erstaunlich, weil Joseph Smith ein Buch hervorgebracht hat, das in detaillierter Weise Punkte über den antiken Nahen Osten wiedergibt, in dem das Buch Mormon seinen kulturellen Ursprung haben soll, Punkte, die wir zur Zeit gerade wahrzunehmen beginnen.

Guerillataktiken

Ein anderes Gebiet, auf dem ich Nachforschungen angestellt habe, ist die Geschichte der Gadiantonräuber. Sie gehören zu einigen meiner Lieblingsgruppen im Buch Mormon, da sie glücklicherweise eine Menge für die Geschichte der Nephiten und Lamaniten getan haben. Eine der verrufenen Freizeitbeschäftigungen, die ich als Jugendlicher in der Highschool hatte, war mein Interesse an Guerillakämpfern und deren Kriegsführung. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe viel darüber gelesen. Die führenden Theoretiker zum Thema Guerillakrieg im zwanzigsten Jahrhundert, der einzigen Zeit, zu der über die Theorie des Guerillakrieges geschrieben wurde, waren Marxisten: Mao Tse-tung in China, Vo Nguyen Giap in Nordvietnam und Che Guevara, der Castro nahesteht, in Kuba. Ich bin sicherlich nicht mit ihrem politischen Standpunkt einverstanden, aber auf dem Gebiet des Guerillakrieges waren sie Autoritäten, weil sie ihn selbst praktiziert und darüber geschrieben haben. Ich habe einfach ohne besondere Absicht viel Zeit damit zugebracht, ihre Bücher über die Theorie des Guerillakrieges zu lesen. Doch einige Jahre später hat es bei mir „Klick” gemacht. Ich unterrichtete gerade eine Evangeliumslehreklasse im Zweig Jerusalem in Israel. Wir lasen die Bücher Helaman und 3. Nephi. Plötzlich wurde mit bewusst, dass die Begebenheiten um die Gadiantonräuber ein Lehrbuchbeispiel für Erfolg und Niederlage waren nach den Regeln wie sie Giap, Guevara und Mao Tse-tung dargestellt hatten.

Lassen sie mich etwas zu diesen Regeln sagen. Wenn Sie sich besonders die Stellen am Ende von Helaman und zu Beginn des 3. Nephi anschauen, werden Sie feststellen, dass dies genau solche Dinge sind, über die die Theoretiker geschrieben haben. Zum Anfang sind die Gadiantonräuber nur eine städtische Terroristengruppe, die Attentate verübt. Schließlich müssen sie in die Berge flüchten, was auch typisch ist für Guerillagruppen in unserem Jahrhundert. Sie sprechen ausführlich darüber, dass sie am besten in der Stadt operieren können, wo man in den städtischen Massen untertauchen kann. Wenn das nicht geht, so wie es bei den Gadiantonräubern war, dann fliehen sie in unwegsames Gelände, fast immer in die Berge. So waren es auch in allen drei Fällen (China, Vietnam, Kuba) die Berge, in die die Guerilleros flohen. Von den Bergen aus unternehmen sie Blitzüberfälle auf Siedlungen, allerdings nur dann, wenn sie gewinnen können. Sie schlagen blitzschnell zu, richten Schaden an und verschwinden danach. Dies reizt natürlich die Regierung ohne Ende, die dann Truppen hinter den Guerilleros her in die Berge schickt, aber die Berge sind das Heimatgebiet der Guerilla. Die Guerilla wählt den Platz aus, von dem aus sie kämpft. Sie locken die Regierungstruppen in Hinterhalte und fügen ihnen enorme Verluste zu.

Im Buch Mormon lesen wir, dass die Kommandanten zurückkommen und von der überwältigenden Übermacht der Gadiantonräuber berichten. Nun, das ist wahrscheinlich nicht wahr, denn der Grund, weshalb sie in den Bergen Unterschlupf suchen, ist ihre geringe Anzahl. Doch sie wollten den Anschein erwecken in der Übermacht zu sein, vielleicht genauso wie die frühen Pioniere in Utah während des Utahkrieges, als sie versuchten, die Regierungstruppen aufzuhalten. Sie versteckten sich in den Bergen und taten so, als wären sie in der Überzahl, damit die Truppen sich erst einmal zurückzogen. Dies ist eine althergebrachte Vorgehensweise.

Zum Glück mussten die Heiligen nicht wirklich auf jemanden schießen, sie haben sich nur bemüht, den Vormarsch zu verlangsamen, damit es zu Verhandlungen kommen konnte. Die Gadiantonräuber waren nicht so freundlich. Sie haben hohe Verluste unter den Nephiten verursacht. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, zu dem die Guerilla-Armee ein Gebiet behaupten muss. Das ist die wahrhaft kritische Phase in jedem Guerillakrieg. Mao Tse-tung nennt dies den Regulierungsprozess, eine Guerilla-Armee in eine reguläre Armee umzuwandeln, die Gebiete verteidigen und behaupten kann. Guerillas halten kein erobertes Gebiet, sie schlagen zu und ziehen sich dann blitzschnell zurück. Sie wollen beunruhigen und demoralisieren ,nicht aber schon Gebiete verteidigen. Erst wenn sie sich stark genug fühlen, beginnen sie, Städte zu besetzen und Gebiete zu behaupten. Doch dies setzt sie direkten Angriffen aus. Das heißt, dass sie sich nicht mehr zurückziehen können und ihre freie Manövrierfähigkeit verlieren. Dies ist ein Problem, das wir als vorzeitige Regulierung bezeichnen können. Der Kommandant meint zu früh, dass er in der Lage sei, sich gegen eine reguläre Armee zu behaupten. Der Übergang wird voreilig vollzogen. Dies kann katastrophal sein, wie es bei den Gadiantonräubern der Fall war.

Zu einem bestimmten Zeitpunkt (wir lesen darüber im Buch Mormon im 3. Nephi Kapitel 4) kommen die Gadiantonräuber aus den Bergen. Sie stellen der Führung der Nephiten ein Ultimatum und fordern die sofortige Kapitulation, aber die Nephiten ergeben sich nicht. Unter der Führung des Gouverneurs Lachoneus ziehen sich die Nephiten in ihre Städte zurück. Sie verkünden eine Art „Politik der verbrannten Erde.” Sie transportieren alle Lebensmittel aus den landwirtschaftlichen Gebieten ab oder zerstören sie. Sie nehmen sie und verkriechen sich in ihren befestigten Städten.

Dies kehrt die Lage um, und genau in diese Falle sollten Guerrillakrieger niemals tappen. Was passiert nun, da die Nephiten in ihren Festungen sind? Nun sind es die Guerrillakrieger, in diesem Fall die Gadiantonräuber, die ungeschützt draußen in der Ebene stehen. Und sie können keine Nahrung finden, da alles zerstört wurde. Daher sind sie gezwungen, dann die Nephiten anzugreifen, um zu versuchen Lebensmittel zu erlangen, wenn es für sie äußerst ungünstig ist. Oder sie sind gezwungen sich selbst aufzuteilen, um nach Wild zu suchen. Doch bei jedem Versuch, sich aufzuteilen, machen die Nephiten aus der Festung heraus, aus der Stadt, Blitzüberfälle und greifen sie an. Nun bestimmen die Nephiten die Zeit des Angriffs. Sie haben die Lage umgekehrt, sodass die Nephiten im Prinzip die Guerilla werden, während die Gadiantonräuber versuchen, die Gebiete zu behaupten. Es ist eine Katastrophe, die am Ende zum Untergang der Räuber führt.

All dies verhält sich wie eine Lehrbuchsituation, wie ich schon ausführlich in einem veröffentlichten Artikel zu zeigen versuchte. Es gibt kaum ein geeigneteres Beispiel zur Illustration der Tugenden und Probleme einer Guerilla-Armee, der Fehler die sie machen und der Erfolge die sie haben kann.

Dies soll alles, wie Kritiker meinen, angeblich von einem jungen Mann, geschrieben worden sein, der nichts über Guerillakriegsführung wusste, und dessen einzige militärische Vorstellung, zumindest später im Leben, darin bestand, sich in Paradeuniform auf sein Pferd Charley zu schwingen und von den Kriegen der amerikanischen Geschichte zu schwärmen, dem Unabhängigkeitskrieg und dem Krieg von 1812. Das wäre typisch für seine Zeit gewesen. Ich denke, dass viele Leute die gleiche Einstellung hatten. Bemerkenswert am Buch Mormon ist jedoch, dass diese Einstellung völlig fehlt. Vom Bericht über die Gadiantonräuber oder von allen Kriegsberichten der Nephiten im Buch Mormon erfahren wir nichts über schicke Uniformen, Paraden, Truppenbesichtigungen oder Ähnliches. Es ist eine völlig andere Atmosphäre, und der Guerillakrieg im Besonderen ist eher unromantisch. Dies ist genau das, wogegen sich Mao und andere wehren mussten. Einige aus ihren eigenen Reihen waren enttäuscht über das Prinzip, zuzuschlagen und wegzurennen; es war überhaupt nicht heldenhaft oder romantisch. Aber es war sehr effektiv, auch für die Gadiantonräuber, zumindest solange sie den Regeln des Guerillakrieges folgten, die erst in diesem Jahrhundert formuliert wurden, jedoch, wie wir jetzt wissen, weit ins Altertum zurückreichen. Es ist für mich sehr erstaunlich, wie fremdartig die Berichte im Buch Mormon sind, verglichen mit dem, was wir erwarten würden, wenn Joseph Smith das Buch geschrieben hätte. Es ist tatsächlich eine ganz andere Welt.

Laubhüttenfest

Es gibt noch mehr, von dem Joseph Smith nichts gewusst haben konnte. Auf einen der beeindruckendsten Punkte über das Buch Mormon bin ich vor Jahren gestoßen, als ich noch in Jerusalem lebte. Ich bekam einen unveröffentlichten Artikel von John Tvedtnes (er lebt jetzt in Salt Lake City, war aber zu der Zeit in Jerusalem) in die Hände, in dem er über das Feiern des Laubhüttenfestes sprach, das er als Hintergrundgeschehen zu König Benjamins Rede im Buch Mosia erkannte. Seitdem ich diesen Artikel kenne, sehe ich stets das Laubhüttenfest in diesem Kapitel. Es ist absolut klar, wenn man es erst einmal entdeckt hat. Soweit ich weiß, hatte es bis dahin niemand bemerkt. Es ist etwas, wie ich meine, worüber Joseph Smith nicht Bescheid wusste. Er konnte nicht damit prahlen, das Laubhüttenfest in das Kapitel eingearbeitet zu haben, da er nicht wusste, dass es überhaupt dort war. Und doch ist es ein authentisches Merkmal eines antiken Schriftstückes. Wenn ein Betrüger dieses Ding gedreht hätte, ja, wenn ich es getan hätte, ich wäre sehr stolz darauf gewesen. Ich hätte darauf hingewiesen und gesagt: „Seht her, wie schlau ich bin, dass ich das hineingetan habe.” Und doch hat es bis vor einigen Jahren niemand wirklich entdeckt. Wiederum ein weiteres authentisches Detail des Altertums.

Reiseroute – Weihrauchpfad, Nahom und Überfluss

Es gibt allerdings noch etwas, das mich als Arabisten (mein besonderes Berufsfeld) im Besonderen interessiert. Ich arbeite im Bereich der mittelalterlichen arabischen Studien. Lynn und Hope Hilton aus Salt Lake City, die hin und wieder im Nahen Osten lebten, haben 1975 eine Reise entlang der arabischen Küste gemacht, die wir als den alten Weihrauchpfad bezeichnen, den wohl auch, wie viele glauben, Lehi benutzt hat. Die Hiltons waren in der Lage, viele der Details aus dem ersten Buch Nephi zu bestätigen, über die bereits Hugh Nibley in seinem Buch „Lehi in the Desert” geschrieben hatte und worin er einen Pfad vorschlägt, dem Lehi und Nephi gefolgt sind, als sie von Jerusalem zum Arabischen Meer gewandert waren. Dies wird von Schriftgelehrten und Forschern in der heutigen Zeit als Grundlage benutzt.

Ich bin im Besonderen Warren und Michael Aston aus Australien zu Dank verpflichtet, die meiner Meinung nach, den Buch-Mormon-Studien in den vergangenen Jahren einen großen Dienst erwiesen haben. Sie haben es geschafft, zwei mögliche Schauplätze im Buch Mormon zu identifizieren, was wiederum für Joseph Smith völlig unmöglich gewesen wäre. Ja, Eugene England hat 1982 einen Bericht veröffentlicht, in dem er darstellte, dass in den Tagen Joseph Smiths, niemand wirklich etwas über Arabien wusste. Selbst wenn er in einem Gebiet mit einer märchenhaften öffentlichen oder Universitätsbibliothek gelebt hätte, so hätte er dort nicht sehr viel über die Geographie Arabiens erfahren können. Noch interessanter, was er dort hätte lernen können, wäre auch noch zum größten Teil falsch gewesen. Doch das Buch 1. Nephi beinhaltet eine sehr genaue Beschreibung der Reise entlang dieses Pfades durchs alte Arabien, bis in die Einzelheiten wie etwa wo der Weg eine Biegung macht usw.
Die Astons waren an einigen dieser Orte und haben auch andere dorthin geführt. Im Jahre 1993 waren es einige Expeditionen in dieses Gebiet. Sie haben südöstlich von Arabien im heutigen Jemen einen Ort ausfindig gemacht, der Nahem heisst. Das scheint mit dem altertümlichen Nahom verwandt zu sein, der Ort, der im Buch Mormon als die Grabstätte Ischmaels erwähnt wird. In vielerlei Hinsicht ist dies ein wichtiger Name. Im Buch Mormon heißt es gewöhnlich, dass Lehi die Orte benannte, dass er einem bestimmten Platz einen bestimmten Namen gab. In diesem Fall bestand der Name bereits.

Ischmael wurde an einem Ort begraben, der Nahom hieß. Nahem und Nahom sind fast identisch. Jeder, der sich mit der arabischen, hebräischen oder altsemitischen Sprache auskennt, weiß, dass es auf die Konsonanten ankommt. Vokale können sich verschieben oder verändern. Die beiden Namen sind also ununterscheidbar. Was bedeutet der Stamm NHM! Es kann zum Beispiel bedeuten, dass man vor Kummer oder Gram weint, stöhnt, trauert oder Trost sucht. Es ist ein idealer Name für eine altertümliche Grabstätte. Wie sich herausstellt, gibt es an diesem Ort Nahem, der sich exakt an der richtigen Stelle befindet, einen uralten Friedhof, dessen Ursprünge weit in der Vergangenheit liegen. Wie weit wissen wir nicht, da dort noch keine archäologischen Ausgrabungen genehmigt wurden und vielleicht auch niemals genehmigt werden. Auf jeden Fall gibt es dort einen Friedhof aus früherer Zeit und der Ort liegt genau an der Stelle des Weges, wo er sein soll.

Aber Nahem ist nicht ein Einzelfall, was ich als sehr erstaunlich betrachte. Wir haben es hier nicht nur mit der Bedeutung eines Schauplatzes zu tun, sondern mit zwei Orten, die sich gegenseitig in ihrer Existenz bekräftigen. Im Buch Mormon wird davon berichtet, wie Lehi und seine Familie nach der Beerdigung von Ischmael östlich marschierten und an einen Ort an der arabischen Küste kamen, den sie „Überfluss” nannten. Kritiker haben sich in den vergangenen einhundertsechzig Jahren darüber lustig gemacht, da jedermann weiß, dass es in Arabien keinen Ort „Überfluss” gibt. Es gibt keinen Ort mit derartigen Holz- und Pflanzenarten. Arabien ist eine große weite Wüste, die sogar die Mojave Wüste wie einen tropischen Regenwald erscheinen lässt. Und das ist im Großen und Ganzen sicherlich richtig. Doch es gibt tatsächlich ein paar Orte an der arabischen Küste (die meisten von ihnen waren bis vor Kurzem noch unbekannt), wo man üppige Pflanzen- und Baumbestände vorfinden kann. Erst kürzlich hat mir ein Kirchenkritiker geschrieben: „Ich weiß ganz sicher, dass es so einen Ort wie dieses Überfluss an der Küste Arabiens nicht gibt.” Ich könnte ihm zurückschreiben: „Ich weiß, dass es einen solchen Ort gibt. Ja, während ich Ihnen schreibe, schaue ich auf ein Poster von diesem oder zumindest einem sehr ähnlichen Ort, das über meinem Computer hängt.” Nun, er kann es sicherlich nicht widerlegen, denn Bilder sagen mehr als tausend Worte und ich habe eines direkt vor mir. Es ist also wahr, dass solche Orte existieren.

Wenn man von Nahem, dem Ort, der vorläufig als Nahom aus dem Buch Mormon identifiziert wurde, in östlicher Richtung weiterreist, kommt man an einen Platz, der sich Wadi Sayq nennt. Es ist ein sehr unzugänglicher Ort, nur mittels Kamelkaravane durch das enge Wadi, ein ausgetrocknetes Flussbett, zu erreichen. Aber wenn man dort ankommt, findet man Bäume, groß genug, um ein Schiff zu bauen. Es gibt dort einen Strand, Grünpflanzen und Süßwasser. Das ist bemerkenswert, und der Ort liegt genau dort, wo er dem Buch Mormon nach sein soll, in genau dem Bezug zu Nahem oder Nahom, den das Buch Mormon beschreibt. Nochmals: in den Tagen von Joseph Smith dachte man, solche Orte gäbe es nicht. Wenn Joseph um Rat gefragt hätte, während er irgend so ein Garn über das alte Arabien und das alte Amerika zusammenspann, hätte ihm jeder sagen können: „Verschwende deine Zeit nicht, so einen Ort gibt es nicht.” Und dennoch gibt es ihn. Er wurde gesehen, er wurde erforscht und wird weiterhin untersucht. Und das ist, denke ich, wirklich bemerkenswert: Das war ein Schuss ins Schwarze, in ein Ziel, von dem Joseph nicht einmal wusste, dass er darauf zielte. Erneut wurde Joseph Smith von Entwicklungen lange nach seinem Tod gerechtfertigt.

Bumerang-Treffer

Ich denke eine der verblüffendsten Sichtweisen auf Joseph Smith ergibt sich, wenn man einige „Fehler” anschaut, die er gemacht hat und betrachtet, wie er durch sie gerechtfertigt wurde. Es gibt zwei, an die ich im Zusammenhang mit dem Buch Mormon denke. Zum einen ist da der Name Alma, den wir im Westen seit langem als weiblichen Vornamen kennen. Man findet ihn in Ausdrücken wie „alma mater”. Es ist ein aus dem Lateinischen stammender Frauenname, der Männern nicht gegeben wird. Kirchenkritiker haben sich schon seit langer Zeit darüber lustig gemacht, dass es nur unter den Mormonen Männer mit dem Namen Alma gibt, wie lächerlich! Es sei kein altsemitischer Männername, sondern ein relativ moderner lateinische Frauenname. Daher hatte Joseph Smith ganz eindeutig einen Fehler gemacht. Genau das ist es, was ich als so erstaunlich betrachte, denn wenn Joseph jemals diesen Namen gehört hätte, dann wäre es als Frauenname gewesen.

Wie kommt es also, dass er im Buch Mormon auf einen Mann angewendet wird? Es gibt mindestens zwei prominente Männer mit diesem Namen in dem Buch. Erst kürzlich hat man herausgefunden und bestätigt, dass Alma ein altsemitischer Männername gewesen ist. Diese Entdeckung wurde nicht von einem Mitglied der Kirche Jesu Christi gemacht, sondern von Yigael Yadin, einem der prominentesten Archäologen Israels in diesem Jahrhundert und ehemaligem stellvertretenden Ministerpräsident von Israel. Er war Stabschef des israelischen Militärs während des Unabhängigkeitskrieges von 1948. Er war ein sehr beeindruckender Mann und ein großer Gelehrter. Während der Untersuchung einer Höhle am Toten Meer, fand er ein Schriftstück in dem der Name „Alma, der Sohn Judas” auftaucht. Unmissverständlich ist es der Name ALMA in allem, was Yadin je über diese Ausgrabung veröffentlichte. Es ist erstaunlich. Hätte Joseph Smith bei der Suche nach einem Namen für seine männliche Hauptfigur auf den Rat anderer um ihn herum gehört, so hätte er bestimmt einen Fehler begangen. Es stellt sich heraus, dass ein scheinbarer Fehler doch keiner ist, sondern eine mächtige Rechtfertigung seines prophetischen Anspruchs. Und dennoch gibt es Artikel von Leuten, die es besser wissen sollten, in denen Joseph Smith lächerlich gemacht wird. Ja, in einem Fall wiederholen sogar Leute, von denen ich weiß, dass sie es besser wissen, die alten, langweiligen Argumente immer noch, als ob sie wahr wären. Alma ist eine Rechtfertigung für das Buch Mormon.

Es gibt noch einen anderen Punkt, der zur Zeit unter den Kritikern des Buch Mormons sehr modern ist. Dies ist die Aussage in Alma 7:10, dass Jesus „zu Jerusalem” geboren werden würde (was für Alma noch in der Zukunft lag), „das das Land unserer Vorväter ist.” Einige sind sogar so weit gegangen, dass sie Autoaufkleber entworfen haben, auf denen steht: „Mormonismus oder Christentum, Jerusalem oder Bethlehem”. Das habe ich in Kalifornien gesehen. Ziemlich oft rufen sie in gespieltem Unglauben aus: „Jedes Schulkind weiß, dass Christus in Bethlehem geboren wurde,” doch gerade das ist der springende Punkt. Joseph wusste mit Sicherheit, dass Jesus in Bethlehem geboren wurde. Stellen wir uns einmal vor, dass wir einen Mann vor uns haben, der, so wie die Kritiker behaupten, schlau genug war, dieses Buch zu fabrizieren, das so viele Dinge über den Nahen Osten voraussah, die wir erst jetzt zu erfahren beginnen. Ein Buch, das sehr komplexe Zitate aus der Bibel enthält und mit vielen biblischen Stilmitteln versehen ist, die sehr ausgereift und verfeinert sind. Und dann soll er den Geburtsort Christi nicht wissen, was jedem noch so einfachen Bibelschüler bekannt war! Doch es stellt sich wieder heraus, dass das Buch Mormon Recht hat und die Kritiker nicht.

Vor gar nicht allzu langer Zeit hat man die Amarnabriefe entdeckt, in denen es einen Bezug zu einem Ort gibt, den W. F. Albright, wahrscheinlich der größte amerikanische Archäologe des zwanzigsten Jahrhunderts, als Bethlehem identifiziert hat. Und wo soll er liegen? – Im Land Jerusalem. Hier gibt es also einen Hinweis auf eine Stadt Bethlehem im Land Jerusalem, genauso, wie es im Buch Mormon geschrieben steht. Die Amarnabriefe werden auf 1400 v.Chr. zurückdatiert, und einige Leute sagen, das sei zu früh. Na gut, lassen wir das gelten, obwohl ich es nicht für ein stichhaltiges Gegenargument halte. Wir können noch andere Punkte betrachten. Die Bibel beschreibt wiederholt Städte, nach denen das umliegende Land benannt wurde. Es ist wahr, dass in der Bibel nie vom Land Jerusalem gesprochen wird, auch wenn es dem manchmal sehr nahe kommt. Aber wir kennen das Land Damaskus, das Land Samaria und noch mindestens zwanzig weitere Landstriche, die nach den Städten benannt wurden, die dort liegen. Es ist wahrscheinlich nur Zufall, dass der Ausdruck „Land Jerusalem” in der Bibel nicht vorkommt. Aber er erscheint im Buch Mormon. Der richtige Platz, um nach diesem Ausdruck zu suchen, ist das Buch Mormon, das regelmäßig über die Stadt und das Land Zarahemla sowie die Stadt und das Land Überfluss spricht. Das ist ein Sprachmuster, das sehr häufig im Buch Mormon auftaucht, und Alma schreibt mehrere Jahrhunderte, nachdem seine Leute Jerusalem verlassen haben. Es ist also in Wirklichkeit das Buch Mormon, das als Maßstab für die Formulierung verwendet werden sollte. Und Bethlehem, nur acht bis zehn Kilometer außerhalb von Jerusalem, ist mit Sicherheit innerhalb der Landesgrenze Jerusalems, einer viel größeren Stadt, die schon immer die zentrale Hauptstadt und Sitz der Könige und so weiter gewesen ist.

Aber noch interessanter ist, dass erst kürzlich ein Dokument von den Schriftrollen vom Toten Meer, die so lange bis zu ihrer Veröffentlichung brauchten, veröffentlicht wurde, Pseudo-Jeremia genannt. Und was finden wir dort? Es spricht über das Land Jerusalem. Während wir bei diesen Schriftrollen sind, lassen Sie mich noch etwas Allgemeines dazu sagen. Als das Buch Mormon veröffentlicht wurde, schien der Gedanke albern, dass alte Zivilisationen ihre Berichte freiwillig vergraben würden, damit sie später wieder hervorkommen. Und dennoch wissen wir heute, dass es im antiken Nahen Osten eine Gruppe gab, die genau das tat, die Gemeinschaft mit den Schriftrollen vom Toten Meer, die wahrscheinlich in Qumran wohnte. Wir wissen, dass ihre Dokumente wahrscheinlich zur Zeit des römischen Angriffs auf Judäa während des ersten Jüdischen Aufstandes um 70 n.Chr. versteckt wurden. Die Lage damals kann man sich so vorstellen: Als die Römer unmittelbar nach der Eroberung Jerusalems das Tal des Toten Meeres hinunterziehen, kommen sie irgendwo in die Gegend von Jericho und beginnen südwärts vorzurücken, hin nach Masada, dem letzten Ort des jüdischen Widerstandes. Um nach Masada zu gelangen, müssen sie geradewegs die Gemeinschaft von Qumran überrennen. Der Gemeinschaft wird klar, dass ihre Tage gezählt sind und sie macht Vorbereitungen den Ort zu verlassen – und er blieb verlassen, bis er vor nicht allzu langer Zeit gefunden wurde. Sie beginnen, ihre wichtigsten Dokumente in Höhlen zu deponieren. Man kann sogar nachvollziehen, wie sie das machen. Zuerst tun sie es sehr sorgfältig, ja, eines ihrer Dokumente gibt sogar Anweisungen, wie man Dokumente für ein solches Vergraben präpariert. Die Dokumente werden sehr sorgfältig in Höhlen gelegt, und dann gegen Ende kann man sehen, wie ihnen die Zeit ausgeht. Vielleicht können sie die Römer schon sehen, wie sie das Tal herunter kommen, sie beginnen das Zeug einfach in die Höhlen zu werfen. Es wird immer hastiger. Hier sehen wir eine Gemeinschaft, die aus Jerusalem geflohen war, weil es für sie nicht rechtschaffen genug war, die einen Richtspruch auf Jerusalem herabrief, ganz ähnlich wie Lehi, als er Jerusalem verlassen hatte. Als die bevorstehende Zerstörung droht, fürchten sie sich. Sie nehmen ihre Berichte, versiegeln sie, damit sie zu späterer Zeit hervorkommen, in einer besseren Zeit, in der es mehr Rechtschaffenheit oder irgendwelche verbesserten Umstände geben wird. Gerade diese Dokumente werden dann gefunden und werden auf vielfältige Weise zum Zeugen für gerade die Dinge, von denen das Buch Mormon spricht. Dieses Muster taucht immer wieder im Buch Mormon auf, was viele Leute für lange Zeit als unglaubwürdig hielten, was jedoch, wie wir jetzt wissen, im antiken Nahen Osten tatsächlich auftritt. Eine dieser Schriftrollen ist die sogenannte Kupferrolle, ein Beweis für das Schreiben auf Metall, wie im Buch Mormon erwähnt. Dies sind bemerkenswerte Parallelen.

Schluss

Es gibt noch vieles, was man vom Buch Mormon sagen könnte. Dass Joseph Smith irgendwie ein Buch veröffentlicht hat, das sehr genau mit dem übereinstimmt, was wir jetzt vom tiefen Nahen Osten wissen. Und das ist erstaunlich, Denn dieser Mann, oder dieser junge Bursche hatte nur zwei Monate Schulzeit. Das kann ich nicht erklären. Ich glaube, für mich ist das der beste Beweis und das stärkste Argument für das Buch Mormon., nämlich dass ich keine andere Erklärung für das Buch finden kann. Man kann hier oder dort etwas erklären. Aber das Ganze, das kann ich nicht. Ich glaube, dass man eine andere Erklärung finden muss, oder man muss – und die meisten möchten das nicht – man muss zugeben, dass das Buch Mormon wahr ist, dass das Buch Mormon durch Joseph Smith wie Joseph Smith erklärt hat, zustandegekommen ist, Und das ist sehr wichtig. Ich gebe mein Zeugnis davon, dass das Buch Mormon wahr ist, und dass wir im Besitz einer großen Botschaft sind, dass Gott lebt, dass der Sohn Jesus Christus unser Erlöser ist und dass Gott immer noch in diesen Tagen Offenbarungen gibt und mit Propheten und Aposteln spricht und dass die Kirche Jesu Christi wieder auf Erden ist. Und das ist die größte Botschaft, die man mitteilen kann. Im Namen Jesu Christi. Amen.

 

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Last Updated November 07, 2009
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