Gnade – Ein Wort ohne Bedeutung?

René A. Krywult
FAIR Konferenz 2011
Offenbach, Deutschland
26. 03. 2011

1 Einleitung

Vor zwei Jahren habe ich in meinem Konferenzvortrag den Mormonismus als Paradigma des Christentums dargestellt. Im Anschluss daran konnte ich ein paar Worte mit Dr. Michael Utsch wechseln, einem Mitarbeiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, in der er für das Referat „Christliche Sondergemeinschaften” zuständig ist. Er wies mich darauf hin, dass ich in meiner Präsentation die deutsche Diskussion über den Mormonismus außer Acht gelassen hatte.
Ich hatte damals keinen einzigen deutschsprachigen Autor zitiert, der sich mit dem Thema „Mormonen” beschäftigt hatte. Dankenswerterweise ließ er mir eine Publikation der EZW zukommen. Mein heutiges Thema wurde von diesem Heftchen angeregt.
Geschrieben hat es Dr. Werner Thiede, der Vorgänger von Herrn Dr. Utsch in der EZW.

1.1.1 Deutsche Literatur unbekannt?

Bevor ich in mein Thema einsteige, möchte ich noch kurz darauf eingehen, warum ich damals auf die deutschsprachige Literatur nicht eingegangen bin.
Tatsächlich bin ich mit der deutschsprachigen Literatur zum Thema doch recht gut vertraut. Ein paar Titel möchte ich beispielhaft erwähnen.
Mein Einstieg in die Apologetik war – als dreizehnjähriger – „Ich war ein Mormone” von Einar Anderson. Ich habe es damals als polemische Falschdarstellung empfunden, und meine Meinung hat sich – mit zunehmendem Wissen – nicht geändert.
Mit 17 Jahren ließ sich das Mädchen meiner Träume taufen, und eine Freundin gab ihr das Buch „Tempelkult und Totentaufen” des Sektenpfarrers Rüdiger Hauth.
Mit dem Handbuch Weltanschauungen, Sekten und Sondergemeinschaften der VELKD habe ich mich vor dem Jahr 1996 beschäftigt und habe den Herausgebern geschrieben, dass der Artikel über die Mormonen schwere Mängel habe. Man bat mich um mein Feedback. Ich schrieb eine ausführliche Rezension – Punkt für Punkt. Die Antwort war, man würde meine Stellungnahme an Rüdiger Hauth weiterleiten. Das war das letzte Wort, das ich zu diesem Thema erhielt.
Als vor einigen Jahren der Linzer Lutheraner Dr. David Trobisch, den ich mittlerweile zu meinen Freunden zähle, sein Buch „Mormonen – die Heiligen der Letzten Zeit” schrieb, war ich unter jenen, die es vor dem Druck lasen und ihm Feedback gaben.
Leider ließ sein Verleger, Dr. Werner Thiede, aus produktionstechnischen Gründen dann nicht mehr zu, dass unsere Korrekturvorschläge eingearbeitet wurden.
Ich habe in der Zeit danach mit Dr. Trobisch über die deutsche Sicht auf die Mormonen gesprochen, und über die absolute „Lufthoheit”, die Rüdiger Hauth zu genießen scheint.
Diese „Lufthoheit” von Hauth war es, die mich bewogen hat, vor zwei Jahren die deutschsprachige Diskussion nicht zu erwähnen. Das Heftchen von Thiede war mir jedoch tatsächlich unbekannt. Darin wirft Thiede dem Handbuch der VELKD „akademische Unehrlichkeit” und „seltsames Herumlavieren” vor. Jemand, der mit seinen eigenen Leuten so deutlich zu Gericht geht, hebt sich von der Masse ab. Und der Mann, der Trobischs ausgesprochen positives Buch herausgegeben hat, der Mann, der meinen Freund David Trobisch auch „Freund” nennt – seine Meinung gehört diskutiert.
Ich habe in den letzten zwei Jahren immer wieder zu diesem Heft gegriffen, und es hat mir Einblicke gewährt, wie uns deutsche evangelische Gelehrte so sehen.

1.2 Ursachen für ein Missverständnis

1.2.1 Probleme im Lehren

Joseph Smith verglich einmal die Wahrheiten des Evangeliums mit einem Baum. Da gibt es Wurzeln, da gibt es einen Stamm und Äste, Zweige und Blätter. Im Wichtigen, Wurzel und Stamm sozusagen, gibt es Einheit. Aber was die Blätter angeht, kann es Vielfalt geben.
Was sind nun „Wurzel und Stamm”? Nun, es sind die zentralsten Lehren, ohne die es kein Evangelium geben kann.
Evangelium Jesu Christi, das ist die Frohe Botschaft von Jesus Christus: Es gibt einen Gott, er ist dein Vater, und du kannst durch Christus ewig mit ihm leben! Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?
Das ist der Stamm, der Kern.
Und genau in diesem Kern ist unsere Kommunikation, wie es scheint, ungenügend. Das heißt: Die Lehre der Kirche wird in diesem Punkt von nichtmormonischen christlichen Geschwistern katastrophal falsch verstanden.
Thiede zum Bespiel redet davon, dass wir eine „entstellte … Gnadenlehre” [1] hätten und dass im Mormonismus „Gottes Gnade und Erbarmen entwertet” seien. Wir „reden … durchaus von der Gnade, … höhlen diesen Begriff [jedoch] innerlich aus, indem [wir] ihm das zentrale Gewicht rauben, das ihm im „Christentum als Religion der Gnade„ … zukommt” [2], so schreibt er.
Leider ist er mit dieser Falschmeldung nicht allein, sodass wir uns nicht zurücklehnen und erklären können, es sei wohl seiner mangelhaften Interaktion mit Mormonen oder seiner selektiven Wahrnehmung allein zu schulden, dass er so denkt. Auch Gelehrte, die der Kirche ausgesprochen positiv gegenüberstehen, haben oft solch ein falsches Bild der mormonischen Lehre. [3] Dr. Richard Mouw meint zum Beispiel, das mormonische Gnadenverständnis sei zwar durchaus im christlichen Spektrum, jedoch nahezu identisch mit Arminianismus [4]. Die wahre Tiefe des mormonischen Gnadenverständnisses entgeht ihm. Auch Mark Hausam sei hier genannt, der einerseits ein wenig ratlos davor steht, wie der Mormonismus sowohl Gnade als auch freien Willen und Verdienst lehren kann. Und er löst das Rätsel für sich, indem er Mormonismus als Hyper-Arminianismus bezeichnet.
Das Missverstehen mag damit zusammenhängen, dass wir das Wort Gnade seltener benutzen als unsere protestantischen Geschwister. [5]
Einem Lutheraner, dem das Wort „Gnade” als das wichtigste Wort in der christlichen Lehre gilt, muss das befremdend erscheinen. Um zu verstehen was Mormonen meinen, wird er auf bekannte Begriffe und Diskussionen zurückgreifen: Auf Glaube und Werke, auf die Frage nach der Entscheidungsfreiheit oder auf die Frage nach dem Fall und seine Bedeutung. All diese Themen wurden in den Jahrhunderten, seit Martin Luther seine Thesen an das Kirchtor zu Wittenberg schlug, diskutiert und definiert. Eine eigene Sprache hat sich gebildet. Und erst in den letzten Jahren konnten Katholiken und Lutheraner feststellen, dass sie zwar unterschiedliche Gnade-Schwerpunkte haben, dass aber das Gnadenverständnis doch nicht kirchentrennend unterschiedlich ist. Ein beliebtes protestantisches Lied, das es nicht in unseren Kirchenliederbüchern gibt, ist „Amazing Grace” – Erstaunliche Gnade. Dafür singen wir „I stand all amazed at the love Jesus offers me” – „Erstaunt und bewundernd erkenne ich Jesu Lieb”. Die Liebe Gottes ist es, die uns Barmherzigkeit zukommen lässt. Und die Liebe Gottes und Seine Barmherzigkeit sind fester Bestandteil unserer Sprache. [6]

1.2.2 Probleme im Verstehen

Wir können aber unsere Lehren noch so genau definieren, noch so genau erklären, das allein wird nicht dazu führen, dass wir verstanden werden. Konrad Lorenz sagte: Gemeint ist nicht gesagt, gesagt ist nicht gehört, gehört ist nicht verstanden.
Wenn man als Außenstehender eine religiöse Tradition beleuchtet, arbeitet man eventuell aus einem fremden Paradigma heraus. Jede Tradition hat ihre Art zu denken, ja sogar ihr eigenes Vokabular, und das bringt uns zu folgenden Herausforderungen:
  1. Man kann die gleichen Worte verwenden, ohne das Gleiche zu meinen. Will man wirklich verstehen, so muss man hinter die Worte blicken und die Konzepte erfassen.
  2. Manchmal verwendet man unterschiedliche Worte, meint jedoch das Gleiche.
  3. Wenn man für das Christentum als Ganzes spricht, muss man sicher sein, dass man damit nicht „die eigenen Leute” verunglimpft. Viele, die meinen, die „christliche” Position zu vertreten, sind sich nicht einmal bewusst, wie sehr sie von ihrer „Hausmarke des Christentums” ausgehen und andere christliche Kirchen oder sogar ökumenische Abkommen sie damit verletzen.
Natürlich bestehen diese Gefahren auch in die andere Richtung, also für denjenigen, der seine religiöse Tradition Außenstehenden erklären will.
Und genau das ist uns hier im Weg, die unterschiedliche Sprache verhindert richtiges Verständnis: Dass wir nicht so oft von Gnade reden, bedeutet nicht, dass sie keinen Wert für uns hätte! Aber für uns ist die Frage, WARUM Gott gnädig ist, viel spannender als die Tatsache, DASS Gott gnädig ist.
Ein weiteres Problem ist, dass Thiede – und so mancher andere traditionell-christliche Gelehrte – das Trennende viel spannender findet als das Gemeinsame. So mancher – so auch Thiede – zitiert in einer Weise, die nahelegt, dass es ihm gar nicht um Verständnis geht, sondern vielmehr darum, sich vom Fremden abzugrenzen. Xenophobe Theologie, wenn man so will!
So eine Behauptung wiegt schwer und muss untermauert werden.
Erlauben Sie mir, das kurz zu tun, bevor wir uns wieder der Gnade selbst zuwenden.
Thiede ist zwar in der Quellenauswahl mehr um Objektivität bemüht als das Handbuch der Vereinigten Lutherischen Kirchen Deutschlands, aber er verwendet nur deutschsprachige Werke, ein Fehler, wenn man bedenkt, dass das Gros sowohl der mormonischen als auch der antimormonischen Literatur nur auf Englisch verfügbar ist. Hier ist also die Information, die besprochen wird, unnatürlich eng geführt.
Aber hat Thiede auch wirklich alle Bücher gelesen, aus denen er zitiert? Da wäre zum Beispiel Stephen Robinsons „Was Mormonen glauben”. Robinson legt klar dar – und zwar mit ausreichenden Hinweisen auf die Fachliteratur! – dass die mormonische Lehre von der Erhöhung des Menschen durch Christus unübersehbare Parallelen zu den Kirchenvätern des 1. christlichen Jahrtausends und Parallelen zur heutigen Lehre der katholischen und der orthodoxen Kirchen hat! Und dennoch schreibt Thiede diese Lehren ausschließlich dem modernen Zeitgeist zu, der auch Darwin beflügelt hat: Evolution lag sozusagen in der Luft, meint er. Und die christliche Vergöttlichungslehre, über die auch Luther redete [7], und die im ökumenischen Dialog zwischen Lutheranern und Orthodoxen [8] sehr wichtig ist, die unterschlägt er, wohl weil es nicht zu seiner Vorstellung passt.
Und wenn unser Autor Gene R. Cook zitierend schreibt, dass Mormonen meinen, Christi Gnade würde uns in diesem Leben „calvinistisch” erfolgreich machen [9], das bedeutet also wirtschaftlich erfolgreich, dann reißt er einen Halbsatz aus dem Zusammenhang und verfremdet ihn.
Die Spitze ist jedoch erreicht, wenn Thiede behauptet, Eduard Meyer hätte aus religionswissenschaftlicher Sicht die Mormonen als Neue Religion eingeordnet, obwohl Meyer nur wenige Sätze nach der von Thiede angeführten Aussage das Judentum ebenso als Sekte bezeichnet – eine „Einordnung”, wie sie wohl kein Religionswissenschafter heute vorzunehmen wagen würde. Ganz abgesehen davon, dass es die Religionswissenschaft als akademische Disziplin im Jahr 1912 noch gar nicht gegeben hat.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will nicht Thiede vorwerfen, absichtlich unehrlich mit seinen Quellen umzugehen, doch fürchte ich, dass er die Originale nicht im Volltext gelesen, sondern sich damit zufrieden gegeben hat, von anderen abzuschreiben, ohne die tatsächlichen Quellen zu nennen.
Und die Quellen, die er nennt, zeichnen ein verzerrtes Bild. Da ist zum Beispiel der „Ex-Mormonenpriester” Anderson zu nennen. Im Rahmen des Protestantismus ist ein Priester meist eine reife Person, die acht Semester Theologiestudium an einer Universität hinter sich hat, ein berufsmäßiger Geistlicher. Seit 1877 ist in der Kirche Jesu Christi das Amt des Priesters im Aaronischen Priestertum jedoch jungen Männern von 16 bis 18 Jahren vorbehalten. Ist ein junger Mann mit 20 Jahren noch immer nicht Ältester in der Kirche, so ist das ein sicheres Zeichen, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits kein Interesse mehr an Religion hatte. Anderson kann also seit Jahren nicht mehr im Mormonismus aktiv gewesen sein, als er das Buch schrieb, und seine sogenannten Enthüllungen sind die Missverständnisse seiner Pubertät. Wer so jemanden als Autorität über den Mormonismus zitiert, ist einem Schwindler auf den Leim gegangen. Es ist ungefähr so, wie wenn wir einen „Ex-Ministranten” als Experten für den Katholizismus anführen würden. Wer solch einem verzerrten Bild folgt, kann kein echtes Verständnis erlangen!

1.3 Methode

Wenn ich heute einen sinnvollen Beitrag zum Verständnis leisten will, genügt es nicht, nur die Lehren der Kirche darzulegen. Thiede – und mit ihm der Großteil der deutschsprachigen Szene – könnten diese den bestehenden Büchern entnehmen! Ich muss genau so aufzeigen, wo Thiedes Darstellung daneben geht, und warum.
Thiede hat eine Methode vorgegeben, nämlich zu sagen, was christliche Lehre ist und dann die mormonische Lehre dem gegenüber zu stellen. Dadurch soll erkannt werden, ob die Lehre der Mormonen auch christlich ist. Die Methode ist an sich gut. Dabei sind ihm aber zwei Fehler unterlaufen, die ich aufklären muss.
  1. Er zeigt ein Zerrbild der Lehren der Kirche Jesu Christi
  2. Er macht sein eigenes Verständnis zur „christlichen Lehre”, die alle glauben müssen
Wenn ich also die Gnade im Erlösungsplan sichtbar mache, werde ich dabei einerseits den Unterschied zwischen seiner Darstellung und den wahren Lehren der Kirche herausstreichen müssen, andererseits werde ich aufzeigen, wo die Lehren der katholischen Kirche, der orthodoxen Kirchen und sogar die so mancher protestantischer Gelehrter von dem abweichen, was Thiede zum Maßstab allgemein-christlicher Orthodoxie macht.

2 Gnade im Erlösungsplan

2.1 Adams Fall

Jede Überlegung zur Gnade muss dort beginnen, wo der Bibel nach „das Problem” beginnt: Bei Adams Fall. Was will uns die Bibel mit dem Fall Adams sagen? Gibt es einen freien Willen? Wozu brauchen wir einen Erlöser?
Die Standardwerke und der Tempel zeigen Adam und Eva von Gott im Paradies geschaffen. Den beiden wird gesagt, dass sie zusammen bleiben sollen, und es wird ihnen gesagt, dass sie nicht von der Frucht essen sollen. Eva wird von der Schlange versucht und bricht Gottes Gebot. Adam kann nun ein Gebot halten, indem er ein anderes bricht: Nimmt er nicht von der verbotenen Frucht, so bleibt Eva nicht bei ihm, es kann keine Vermehrung geben. Nimmt er aber davon, so bleibt er bei Eva.
Er entscheidet sich für Letzteres.
Thiede führt richtig aus, dass der Fall Adams im Mormonismus recht positiv gesehen wird, seiner Meinung nach die Ursache, warum Gnade für uns angeblich keine Rolle spielt.
Diese positive Sicht geht so weit, dass manche meinen, Eva sei weiser gewesen als Adam [10]. Dies ist die durchaus legitime Meinung von einzelnen. Unzweifelhaft jedoch sagt das Buch Mormon, „Adam fiel, damit Menschen sein können, und Menschen sind, damit sie Freude haben können,” [11] und „Und Eva, seine Frau, hörte das alles und war froh und sagte: Wenn wir nicht übertreten hätten, so hätten wir nie Nachkommen gehabt und hätten nie Gut und Böse erkannt, auch nicht die Freude unserer Erlösung und das ewige Leben, das Gott allen gibt, die gehorsam sind.” [12] Das heißt, die Folgen des Falls waren durch das Handeln Gottes letztlich positiv.
Lassen wir hier den Apostel Paulus [13] zu Wort kommen: „Und nicht Adam wurde verführt, sondern die Frau ließ sich verführen und übertrat das Gebot.” [14]
Adams Handeln ist also nicht nur für Mormonen, sondern auch für Paulus nicht die Folge einer Verführung, sondern bewusstes Handeln.
Ein oft zitierter Ausspruch ist: „Adam fiel, aber er fiel in die richtige Richtung.” [15] Damit wollen wir nicht sagen, dass Adams und Evas Übertretung eine wunderbare Entscheidung war, die sie im Vollbesitz aller Informationen bestens getroffen haben. Nein! Adam fiel. Aber sein Fall führte – von ihm unbeabsichtigt – in die richtige Richtung, nämlich zur Erlösung durch Jesus Christus [16] .

2.2 Die Folgen des Falles

Was sind nun die Folgen die zeitlichen und die ewigen Folgen von Adams Fall? Was ist der Zustand des Menschen nach dem Tod, wenn er nicht durch Christus erlöst ist? Was ist die Hölle, und gibt es aus ihr kein Entrinnen?
„Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden” [17] sagt der Apostel Paulus.
  • Tod
  • sündige Natur
  • Sünde
  • Verdammnis
Das ist das Gemeinsame an allen christlichen Traditionen zum Fall Adams.

2.2.1 Tod

Der Tod ist im katholischen [18] , im orthodoxen und im mormonischen [19] Glauben die Trennung von Körper und Geist. Im protestantischen bin ich nicht sicher. Zu sehr ist mir Dr. Frank, mein lutherischer Religionslehrer in der Oberstufe im Gedächtnis, der gemeint hat: Die Vorstellung eines unsterblichen Geistes sei unbiblisch [20]. In jedem Fall: Der Tod ist eine Barriere, die der Mensch nicht allein überwinden kann. Und diese Barriere hat nicht jeder einzelne über sich gebracht, sondern, so sagt Paulus, „Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten.” Unzweifelhaft hat Jesu Auferstehung allen Menschen die körperliche Auferstehung ermöglicht.
Da es sich hierbei um etwas handelt, das kein Mensch für sich selbst erwirken kann, ist es eine Gnade. [21] Über diesen Punkt sind wir uns einig. Gehen wir daher weiter.

2.2.2 Sündige Natur

Thiede behauptet in seinem Heft: Mormonen
  • lehnen Erbsünde ab; [22]
  • glauben nicht, dass der Mensch durch den Fall in irgendeiner Weise in seinem Willen eingeschränkt ist;
  • glauben, dass in diesem Leben eine sündenfreie Existenz möglich und nötig ist; [23]
  • fühlen sich über reformatorische Theologie erhaben, haben dabei aber deren Aussagen über göttliche Gnade und menschliche Willensunfreiheit nicht verstanden. [24]
Bevor wir uns mit dem Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen auseinander setzen, sehen wir uns an, was die anderen großen christlichen Traditionen mit dem Begriff „Erbsünde” meinen. Das Augsburger Bekenntnis [25] redet

  1. von einer vererbten Unfähigkeit das Gute auch nur zu wollen: Der Mensch ist nach Adams Fall durch und durch verdorben;
  2. von einer persönlichen vererbten Mitschuld am Fall Adams.
Wie sieht das bei Katholiken aus? Auch im Weltkatechismus [26] finden wir hier zwei Teile:

  1. eine Verletzung der menschlichen Natur, ein Hang zur Sünde, aber keine absolute Verdorbenheit;
  2. ein ererbte Schuld, die jedoch nicht persönlich ist. Auch hier kann sie nur durch Taufe und den Heiligen Geist genommen werden.
Gehen wir zur Orthodoxie über [27]:

  1. Die Auswirkung des Sündenfalls ist der Tod;
  2. Der Sündenfall wirkt sich nicht direkt auf den freien Willen und des Menschen Fähigkeit aus, das Gute zu tun;
  3. Sünde ist in unserer Welt jedoch einfacher als Tugend;
  4. Trennung von Gott aufgrund von eigener Sünde, die sich aus der Angst vor dem Tod ergibt.
Mit anderen Worten: Nicht der einzelne Mensch erbt die Sünde, sondern die ganze Welt ist sündig, und deshalb kann der Mensch aus eigener Kraft nicht zu Gott kommen, obwohl er immer noch in seinem Willen frei ist. Kommen wir nun zur Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. In Mosia 3:19 lesen wir: „Denn der natürliche Mensch ist ein Feind Gottes und ist es seit dem Fall Adams gewesen und wird es für immer und immer sein, wenn er nicht den Einflüsterungen des Heiligen Geistes nachgibt und den natürlichen Menschen ablegt und durch das Sühnopfer Christi, des Herrn, ein Heiliger wird und so wird wie ein Kind, fügsam, sanftmütig, demütig, geduldig, voll von Liebe und willig, sich allem zu fügen, was der Herr für richtig hält, ihm aufzuerlegen, so wie ein Kind sich seinem Vater fügt.” Dieser Vers ist einer der 25 Schriftstellen aus dem Buch Mormon, die jeder Schüler zwischen 14 und 18 Jahren auswendig lernen muss, wenn er ein Religionsabschlusszeugnis haben möchte. Was steckt hier an Lehre?

  1. Durch den Fall Adams wurde die Natur des Menschen Gott feindlich
  2. Wenn wir dem Wirken des Heiligen Geistes nachgeben (und damit etwas tun, das gegen unsere menschliche, gefallene Natur geht), dann können wir durch das Sühnopfer Christi geheiligt werden. Dies zeigt sich dann in unserem Verhalten.
Was diese gottfeindliche, gefallene Natur bedeutet, lesen wir: „Da sie nun ihrer Natur nach fleischlich, sinnlich und teuflisch geworden waren, wurde dieser Bewährungszustand für sie zu einem Zustand, sich vorzubereiten….” [28] Und Abinadi nennt diese „fleischliche Natur” auch den „gefallenen Zustand” [29]. Fassen wir also zusammen: Durch den Fall Adams wurde die Natur des Menschen verletzt. War diese zunächst heilig und gottgefällig, so ist sie jetzt teuflisch und Gott feindlich. Nur das Sühnopfer Jesu Christi und das Wirken des Heiligen Geistes in jedem Menschen besitzen die Macht, diese Natur zu ändern und den Menschen zu einem Freund Gottes zu machen. Das ist doch eindeutig eine „Erbsündelehre”, wie sie jeder Orthodoxe verstehen würde! Wie kommt Thiede nun dazu zu behaupten, wir würden „jedwede Erbsündelehre ablehnen”? Er tut dies mit Hinweis auf den 2. Glaubensartikel [30]. „Wir glauben, dass der Mensch für seine eigenen Sünden bestraft werden wird und nicht für die Übertretung Adams.” Hier geht es also keineswegs um die Ablehnung „jedweder Erbsündelehre”, sondern, wenn man so will, um die Ablehnung der Lehre von der persönlichen Erbschuld! Und sowohl das Buch Mormon als auch Lehre und Bündnisse machen deutlich, dass das Blut Jesu für die Sünde Adams sühnt und deswegen jeder nur für seine eigene Schuld geradestehen muss! Ohne Christus würden wir aufgrund von Adams Übertretung auf ewig von Gott getrennt sein! Aufgrund der Gnade Jesu brauchen wir uns jedoch um Adams Schuld nicht kümmern. Dies steht im Gegensatz zur Lehre des Augustinus, wie sie noch bis ins 21. Jahrhundert im Katholizismus weitergelebt hat: Kinder, die ohne Taufe sterben, glaubte man, würden in den Limbus Infantum, den angenehmsten Teil der Hölle, verdammt. Im Gegensatz dazu lehrt das Buch Mormon, dass kleine Kinder unschuldig sind. Jesus hat schon vorneweg für sie einen Weg der Barmherzigkeit geschaffen, wie wir in LuB 71:7 lesen. Seit 20.4.2007 ist in der katholischen Kirche der Limbus Infantum abgeschafft, für ungetaufte kleine Kinder gilt das Sühnopfer [31]. Wollte man die mormonischen Lehren zu den Auswirkungen des Sündenfalls auf jeden einzelnen Menschen in ein Kontinuum zwischen Calvinisten als dem einen Extrem und Orthodoxen als dem anderen einordnen, würden sich die Mormonen zwischen den Katholiken und den Orthodoxen finden und somit deutlich im Bereich der Ökumene, auch wenn wir keine guten Protestanten sind. Und wenn auch der menschliche Wille nicht vollkommen verdorben ist, wie in der protestantischen Lehre, so bleibt es eine Tatsache, dass durch den Fall Adams der Mensch in eine Lage gebracht ist, aus der er allein nicht mehr herauskommen kann. Er braucht Gottes Gnade.

2.2.2.1 Freier Wille
Dennoch lehren die Propheten eindeutig, dass der menschliche Wille grundsätzlich frei ist. Aber heißt das nun, wie Thiede meint, dass wir glauben, von Jesus losgelöst selbst ein sündenfreies Leben erreichen zu können? Jeder Mensch, der Gut und Böse unterscheiden kann, sündigt auch. Eine sündenfreie Existenz war nur einem einzigen möglich: Jesus Christus. Thiede missversteht die Appelle [32], die die Generalautoritäten an uns richten, nämlich dass wir uns frei machen mögen von Sünde als die Behauptung, dass der Mensch aus eigener Kraft und in diesem Leben sündenfrei sein kann. Lassen Sie mich hier den Apostel McConkie zitieren: „Nur einer war je vollkommen – Jesus. .. Dies zeigt, dass wir streben und vorwärts auf das Ziel gehen können, aber kein anderer Sterblicher – nicht die größten Propheten noch die mächtigsten Apostel noch jeder der rechtschaffenen Heiligen jedes der Zeitalter – war je vollkommen.” [33] Ohne die Einflüsterungen des Heiligen Geistes, ohne Gottes gnädiges Handeln durch Seinen Sohn und durch Seinen Geist, ist der Mensch durch den Fall Adams ein Feind Gottes und bleibt das auch. Das Handeln Gottes in Seinem Sohn schafft die Voraussetzungen [34] und das Handeln Gottes im Heiligen Geist hat es seit Adam gegeben [35]. Niemand zwingt Gott dazu, dem Menschen, der ein Feind Gottes ist, die Einflüsterungen des Heiligen Geistes zu schenken, und so ist es Gnade, dass er es tut. Gnade, wenn man so will, als befähigende Kraft, das Gute zu tun. [36] Ohne diese befähigende Kraft, um die wir Mormonen auch regelmäßig beten, müssen wir durch unsere Gedanken, Worte und Werke Feinde Gottes bleiben [37] Selbst mit dieser Kraft kommt Sünde leicht über uns und wir übertreten Gottes Gebot immer wieder. [38] Der Wandel der sündigen Natur zur Teilhabe an der göttlichen Natur ist ein lebenslanger Prozess. Alma beschreibt diesen mit dem alttestamentlichen Bild der Herzenswandlung: Gott nimmt dem gläubigen Menschen das Herz aus Stein und gibt ihm eine neues Herz. Durch das weitere Wirken des Heiligen Geistes wandelt sich der Mensch, sodass er das Antlitz Gottes in seinem Gesichtsausdruck trägt [39], sozusagen das Imago Dei vollkommen widerspiegelt. Diese ganze Verwandlung geht ohne Gottes Wirken nicht, das Er freiwillig gibt: Gnade. In diesem Leben sündigen wir jedoch notgedrungen. Wir sind zwar nicht unfähig, das Gute zu tun, wohl aber unfähig, immer das Gute zu tun. Sehen wir uns jedoch die Folgen der Lehre vom unfreien Willen an. Alles, was irgendwie zur Erlösung des Menschen beiträgt, muss in dieser Lehrmeinung von Gott kommen. Da im Kalvinismus und der lutherischen Orthodoxie aber nicht alle Menschen errettet werden, muss es so sein, dass Gott einige zur Erlösung und einige zur Verdammnis erwählt hat, ehe die Schöpfung begonnen wurde: Prädestination. Da Gott die erste Ursache jedes Menschen ist, hat Er einige von vorn herein zur Verdammnis erschaffen, andere zur Erlösung. Gottes Erlösungswille, Seine Gnade, ist also nicht uneingeschränkt für alle Menschen, sondern im Gegenteil, es ist eine eingeschränkte Gnade, eingeschränkt auf die, die Gott vor Anbeginn der Zeit für die Erlösung bestimmt hat. Im Gegensatz dazu führt der Freie Wille zu einem uneingeschränkten Erlösungswillen, einer uneingeschränkten Gnade, die allen Menschen angeboten wird, die sich selbst dafür aber entscheiden können, ob sie annehmen oder nicht. Wir befinden uns mit dieser Lehre vom freien Willen übrigens in guter Gemeinschaft mit unseren katholischen und östlich-orthodoxen Geschwistern. Das bringt uns zum nächsten Punkt:

2.2.3 Sünde

Sünde trennt uns von Gott. „Nichts Unreines kann bei Gott wohnen;” sagt Nephi [40] im Buch Mormon. Daher sind wir durch unsere Fehler auf ewig verdammt und von Gott getrennt und würden das auch bleiben, wenn Jesus uns nicht von unseren Sünden erlösen würde. Selbst, wenn es möglich wäre, dass ein Mensch in diesem Erdenleben es schafft, dass er ab einem gewissen Zeitpunkt nie wieder sündigt (und wir haben dies schon als Möglichkeit im mormonischen Glauben ausgeschlossen!), so hätte er doch bis dahin viele Male gesündigt, und jede einzelne Sünde wäre ausreichend, um ihn zu verdammen! Jeder Mensch, der fähig ist zu sündigen, das bedeutet, dass er Gut von Böse unterscheiden kann, bedarf daher der Erlösung durch Jesus, um von seinen eigenen Fehlern frei zu sein. Wieder gibt Jesus diese Erlösung freiwillig: Gnade.

2.2.4 Verdammnis

2.2.4.1 Höllenqual

Wovon hat uns Jesus erlöst? Wir alle kennen diese Darstellungen, die ewige, nie endende Verdammnis verheißen. Der umkehrunwillige Sünder schmort in Feuer und Schwefel und wird von sadistischen roten Folterknechten mit Hörnern und Bocksbeinen gequält. Das ist die mittelalterliche Hölle, vor der Luther selbst wohl noch am Beginn seiner theologischen Reise zitterte, und die auch heute noch in den Köpfen vieler Menschen schlummert. Sie mag auch die Basis für das sein, was wir im Augsburger Bekenntnis finden, nämlich ewige Strafe, ewige Pein und Qual [41]. Für die lutherische Orthodoxie gilt die Gottferne als die wahre Höllenqual. Und der katholische Weltkatechismus schließt sich dem an: „In Todsünde sterben,” heißt es dort, „ohne diese bereut zu haben und ohne die barmherzige Liebe Gottes anzunehmen, bedeutet, durch eigenen freien Entschluss für immer von ihm getrennt zu bleiben. Diesen Zustand der endgültigen Selbstausschliessung aus der Gemeinschaft mit Gott und den Seligen nennt man ‚Hölle”. Die östliche Orthodoxie glaubt das genaue Gegenteil: Die Nähe zu Gott ist es, was den durch die Sünde von Gott Entfernten quält. Wie man sieht, sind auch hier die Vorstellungen unter Christen nicht sehr einheitlich, ja Lutheraner können sogar zu Recht sagen, dass die Hölle nichts ist, womit man sich intensiv beschäftigt. Was meinen nun Mormonen? Im Buch Mormon wird Alma der Jüngere mit den Qualen einer verdammten Seele gequält. Er schreibt: „Vielmehr wurde ich von ewiger Qual gepeinigt, denn meine Seele wurde im höchsten Grad gemartert und mit all meinen Sünden gepeinigt. Ja, ich dachte an alle meine Sünden und Übeltaten, für die ich mit den Qualen der Hölle gepeinigt wurde; … so groß waren meine Übeltaten gewesen, dass der bloße Gedanke, in die Gegenwart meines Gottes zu gelangen, meine Seele mit unaussprechlichem Entsetzen peinigte. O, dachte ich, könnte ich doch verbannt und an Seele und Leib ausgelöscht werden … Und nun, drei Tage und drei Nächte lang wurde ich gepeinigt, selbst mit den Schmerzen einer verdammten Seele. …. während ich durch die Erinnerung an meine vielen Sünden gemartert wurde….”[42] Die Qualen der Hölle sind also im Mormonismus die vollkommene Erkenntnis und Erinnerung der eigenen Schuld und die Nähe Gottes.

2.3 Erlösung

Das Spannende aber ist: Selbst Thiede hat erkannt, dass nach mormonischem Verständnis alle Menschen durch das Sühnopfer Jesu aus dieser Verdammnis erlöst werden! [43] Mormonen sind also Heilsuniversalisten! Warum ist Thiede dies nur eine Fußnote wert? Sehen wir uns an, was das eigentlich bedeutet! „Jede Sünde wird vergeben werden”, [44] sagt Jesus. Er sagt nicht: „Jede Sünde kann vergeben werden,” nein, er sagt: „Jede Sünde wird vergeben werden.” Und in LuB 76 lesen wir, dass das so sein wird, weil selbst die Erben der telestialen Herrlichkeit das Knie beugen und bekennen werden, dass Jesus der Christus ist. Die Vergebung der Sünden ist also etwas, das ein jeder Mensch erhalten wird. Und weil jeder Mensch diese Vergebung erhält, deswegen wird auch die Hölle leer sein! Das bedeutet nicht, dass manche Menschen in einen nichtverdammten aber auch nichthimmlischen Zustand, sozusagen einen Limbus, kommen werden! Brigham Young meinte dazu: „Sie werden sich eines Königreichs und einer Herrlichkeit erfreuen, viel größer als sie es je erwartet hätten. Wenn wir sagen, dass Menschen verdammt werden, dann möchte ich, dass alle verstehen, dass wir den Begriff „Verdammnis” nicht im selben Sinne gebrauchen, wie die sektiererische Welt. Universelle Erlösung oder Errettung ist die Lehre der Bibel.” Und weiter: „Die Namen jedes Sohnes und jeder Tochter Adams sind schon ins Buch des Lebens des Lammes geschrieben!” [45] Wir können nur dafür sorgen, dass unser eigener Name aus diesem Buch ausgestrichen wird, nicht aber, dass er hineinkommt. Denn er steht schon dort aufgezeichnet, und das schon vor der Erschaffung der Welt. Der jetzt emeritierte Patriarch der Kirche, Eldred G. Smith, sagte über die Erlösung der Mörder und der Ehebrecher im telestialen Reich der Herrlichkeit: Ich kann … die telestiale Herrlichkeit nicht als Hölle empfinden, da es ein Himmel, eine Herrlichkeit ist. Der Prophet Joseph Smith sagte uns, wenn wir nur einen Blick in die telestiale Herrlichkeit werfen könnten, die Herrlichkeit so groß wäre, dass wir versucht wären, Selbstmord zu begehen, um dort hin zu gelangen. Wenn schon die telestiale Herrlichkeit so eine herrliche Möglichkeit ist, ein herrlicher Himmel, in den man kommt, wie viel größer muss dann die terrestriale, und um noch wie viel größer die Celestiale Herrlichkeit sein? [46] Die schlechtesten Menschen werden nach mormonischer Lehre ein herrliches Leben in der Gegenwart des Heiligen Geistes haben. Sie werden Erben des Heils, wenn auch nicht in vollem Maße. Und das ohne Umkehr, ohne Werke. Dies ist keine neue Lehre! Und andere Gegner der Kirche waren darüber wesentlich ehrlicher als Thiede! Brigham Young schreibt darüber: „Als Gott Joseph Smith und Sidney Rigdon das offenbarte, war das für viele eine große Prüfung, und einige fielen vom Glauben ab, weil Gott nicht die Heiden und Kinder zu ewiger Bestrafung verdammte, sondern eine Erlösung, zur richtigen Zeit, für alle hatte und die Ehrlichen und Ehrenhaften und Wahrhaften segnen würde, egal ob sie zu einer Kirche gehörten oder nicht. Es war eine neue Lehre für diese Generation, und viele stolperten darüber.” Ist das nicht Gnade, eine größere, bedingungslose Gnade, als das Augsburger Bekenntnis dem Großteil der Menschen zugesteht? Damals war Joseph Smith allein, als er diese Lehre wiederherstellte. Eine Lehre, die von den frühen Kirchenvätern gepredigt wurde und die im Jahre 553 offiziell verdammt worden war. Heute stehen namhafte Theologen im Protestantismus [47] dafür ein. Selbst Thiede vertritt sie [48], möglicherweise, um das schon geschilderte Problem der „eingeschränkten Gnade” aus dem Weg zu räumen. Der Preis im protestantischen Zusammenhang ist jedoch, dass die ganze Erdenzeit damit jede Bedeutung verliert und man sich fragen muss, warum ein liebender Gott diese unsinnige, sterbliche Episode überhaupt erfunden hat. Nicht so im Mormonismus, wo der freie Wille hochgehalten wird und diese irdische Zeit eine Lern- und Prüfungszeit ist. Es sieht so aus, als hätten nicht die Mormonen die Gnadenlehre des Protestantismus nicht durchdrungen und nicht verstanden, sondern Thiede hat die Gnadenlehre des Mormonismus ignoriert.

2.3.1 Erlösungstat

Kommen wir nun zum zentralen Geschehen des christlichen Glaubens: Der Erlösungstat. Wie kommt es zur Erlösung von der Höllenqual? Einigkeit besteht bei allen Christen darin, dass die Erlösung durch Christus zustandegebracht ist. Die genauere Methode, darüber wird gestritten, wie Thiede auch in seinem Aufsatz „Kann Gott ohne Sühneblut nicht gnädig sein?” erklärt. Hier führt er die Satisfaktionslehre von Anselm von Canterbury genau so an, wie die Ablehnung der Sühnopferlehre bei Schleiermacher und seinen Nachfolgern. In neuester Zeit hat sogar der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirchen Deutschlands, Nikolaus Schneider, sich scharf dagegen ausgesprochen, den Tod Jesu als Sühnopfer zu interpretieren [49]! Für die Orthodoxen ist das ganze Leben Jesu, von Geburt bis Tod, das Erlösungswerk des Herrn, und sicher ist da auch viel Weisheit darin, und auch wir Mormonen sehen das Werk und die Herrlichkeit Gottes darin, die Unsterblichkeit und das Ewige Leben des Menschen zustande zu bringen. Alles, was Gott tut, dient der Erlösung und Erhöhung des Menschen und ist nur darauf ausgerichtet. Aber nichts desto weniger sagt die Schrift, dass Jesus alle Sünden auf sich genommen, für uns gelitten hat und für uns gestorben ist. Die katholische Kirche steht als sicherer Zeuge für diese Tatsache. Und auch das Buch Mormon spricht vom sühnenden Blut Jesu, das uns von unseren Sünden reinigt und heilt. Wieder und wieder haben die Apostel und Propheten diese Tatsache bezeugt [50]

2.3.2 Welche Bedeutung hat das Kreuzsymbol?

Lassen wir wieder Thiede zu Wort kommen: „Angesichts der Betonung des menschlichen Anteils an der Erlösung ist es kein Zu­fall, dass man in mormonischen Gottesdiensträumen ein Kreuz oder Kruzifix ver­geblich suchen dürfte (Abbildungen in ihren Zeitschriften und Broschüren sind al­lerdings nicht ausgeschlossen). Der Mittelpunkt ihrer Religion und Theologie läßt sich damit offensichtlich nicht ausdrücken. Zu sehr ist bei ihnen die Gnade Got­tes relativiert worden durch das Tun des Menschen, der selber göttlich werden soll.”[51] Spannend ist für mich, dass Thiede, der einer Kirche angehört, in der der Vorsitzende des nationalen Leitungsgremiums, in gewisser Weise also das deutsche Kirchenoberhaupt, sagen kann, dass er nicht an das Sühnopfer Jesu am Kreuz glaubt, uns Mormonen Vorwürfe darüber macht, dass wir zwar über das Sühnopfer Jesu am Kreuz lehren, in den Gottesdiensträumen dieses Symbol jedoch nicht haben. Dabei ignoriert er auch noch, dass wir überhaupt keine Symbole oder Kunstwerke und Abbildungen in den Gottesdiensträumen haben! Seine Erklärung erinnert mich an das alte Wort von wegen „außen hui und innen pfui!” Christ ist nach Thiede also jemand, der den Kreuzestod als Sühnetod ablehnt, solange er das äußere Symbol des Kreuzes nur plakativ vor sich herträgt! Aber auch hier zahlt es sich aus, seine Hausarbeiten zu machen. In den Jahren der Wiederherstellung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage erlebte Amerika auch einen Boom der katholischen Kirche, die in wenigen Jahren von 195.000 zu über 1,5 Millionen Mitgliedern wuchs. Und Katholiken verwendeten das Kreuz als Symbol. Um sich davon abzugrenzen, verweigerten die Protestanten in Amerika das Kreuz! Es ist interessant, dass die wiederhergestellte Kirche sich dem damals nicht anschloss. In der Zeit von Brigham Young verwendeten Mormonen das Kreuz als Schmuckstück (zum Beispiel trugen es auch die Frauen von Brigham Young), als Blumenarrangement bei Begräbnissen, als Krawattennadel, als offizielles Brandzeichen auf den Rindern der Kirche, auf Kirchenfenstern, auf Rauchfängen am Dach, auf Grabsteinen und auf Quilts. [52] Wie Mike Reed nachwies [53] , begann die Ablehnung des Kreuzsymbols im Jahr 1917, ausgelöst durch den katholischen Bischof [54] von SLC, der die Mormonen öffentlich als Nichtchristen bezeichnete, weil sie am Karfreitag tanzten. Diese Behauptung vergiftete das Klima nachhaltig. (So viel übrigens auch zu der immer wieder gern geäußerten Meinung, die Mormonen hätten erst in den letzten 30 Jahren „entdeckt”, dass sie als Christen bekannt sein wollen. Schon 1917 fanden Mormonen es ungeheuerlich, wollte ihnen jemand die Christlichkeit absprechen.) Vollzogen war der Wandel im Jahr 1957, als Präsident McKay sagte, dass das Kreuz zu tragen „rein katholisch” wäre und „unser Gottesdienst in unseren Herzen sein sollte.” Gnade spielt also in der Frage des äußeren Kreuzsymbols überhaupt keine Rolle. Das haben uns die amerikanischen Protestanten des 19. Jahrhunderts schon vorgemacht! Wollte man Thiedes Logik auf das Frühchristentum übertragen, so müsste man davon ausgehen, dass die Gnadenlehre vor dem Konzil von Ephesos im Jahr 431 keine Bedeutung im Christentum hatte: Erst hier wurde das Kreuz zum offiziellen Zeichen der Kirche.

2.3.3 Sühnopfer

Obwohl wir also derzeit das Kreuzsymbol nicht verwenden, glauben wir, dass Jesu Sühnopfer damit begann, dass er in Gethsemani die Sünden auf sich genommen hat, und es endete mit seinem Tod am Kreuz. Jesus hat unsere Sünden getragen. Er ist unter alles gegangen. Er hat für unsere Sünden gelitten, damit wir nicht leiden müssen. [55] Er ist wirklich gestorben. Gnade.

2.3.4 Auferstehung

Aber das ist nicht das Ende. Jesus ist am dritten Tage auferstanden von den Toten. Ohne seine Auferstehung wäre sein Tod zu nichts nütze gewesen. [56] Seine Auferstehung ermöglicht unsere Auferstehung. Und weil wir auferstehen werden, werden wir ein Reich der Herrlichkeit ererben und Gemeinschaft mit Gott haben. In all dem ist Jesus der Mittler unseres Heils, unser Erlöser, und nicht, wie Thiede — ein Zitat entstellend — behauptet: Ein Erlösungsmittel. [57] Und bis dahin haben wir selbst noch nichts beigetragen.

2.4 Gottes Werk – Was ist meine Leistung?

Was haben wir damit zu tun? Gibt es eine Synergie zwischen Gott und dem Menschen? Das Zusammenwirken zweier oder mehrerer Parteien wird oft als Synergie bezeichnet, und Angestellte bekommen es oft mit der Angst zu tun, wenn Firmen sich zusammentun, um „Synergie-Effekte” zu nutzen. Mir scheint, dass der Gedanke an Synergie auch so manchen Protestanten schreckt. Für Thiede jedenfalls ist sie der Gnade entgegen gesetzt [58]. Er ist aber damit in der Ökumene nicht auf festem Lehrboden. Offensichtlich sind für die Gemeinsame Kommission in Sigunta “Synergie und die Verantwortung des Menschen bei der Annahme der göttlichen Gnade … und beim Wachsen … im Gehorsam Gott gegenüber” [59] nicht eine Lehre, die eine Kirche un—christlich macht [60]! Offensichtlich glauben Orthodoxe Christen an diese Lehre und nennen sie “Synergie”. Offensichtlich ist es sogar so, dass lutherische Theologen, die ihre Kirche im innerchristlichen Dialog vertreten, und gemeinsam mit den Orthodoxen Gelehrten verkünden, „dass die göttliche Gnade universal wirksam ist und Gott allen Menschen Gnade frei gewährt. Gottes rettende Gnade ist nicht aus Notwendigkeit oder auf unwiderstehliche Weise wirksam, da die Menschen sie auch ablehnen können.” [61] Und der katholische Kardinal Dr. Schönborn kann in einer Katechese (bezugnehmend auf den Katholischen Weltkatechismus) schreiben: „‚Die Rechtfertigung besteht zugleich darin, dass man durch den Glauben an Jesus Christus die Gerechtigkeit Gottes aufnimmt. ‚Gerechtigkeit’ besagt hier die Geradheit der göttlichen Liebe‘ (KKK 1991) – die Antwort der Liebe auf die uns geschenkte Liebe. Deshalb heisst Rechtfertigung immer auch, dass wir zur Zusammenarbeit mit Gott eingeladen sind. Eine ‘Synergie‘ soll entstehen …, ein Zusammenwirken von Gottes Gnade und menschlicher Freiheit. … „Wenn Gott durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes das Herz des Menschen berührt, bleibt … der Mensch nicht ganz untätig, …” [62]

2.4.1.1 Lutherische Gnade bei Bonhoeffer
„Billige Gnade ist der Todfeind unserer Kirche. Unser Kampf geht heute um die teure Gnade. Billige Gnade heisst Gnade als Schleuderware, verschleuderte Vergebung, verschleuderten Trost, verschleudertes Sakrament; Gnade als unerschöpfliche Vorratskammer der Kirche, aus der mit leichtfertigen Händen bedenkenlos und grenzenlos ausgeschüttet wird; Gnade ohne Preis, ohne Kosten. Das sei ja gerade das Wesen der Gnade, dass die Rechnung im voraus für alle Zeit beglichen ist. Auf die gezahlte Rechnung hin ist alles umsonst zu haben. Unendlich groß sind die aufgebrachten Kosten, unendlich groß daher auch die Möglichkeiten des Gebrauchs und der Verschwendung. Was wäre Gnade, die nicht billige Gnade ist? Billige Gnade heißt Gnade als Lehre, als Prinzip, als System; heißt Sündenvergebung als allgemeine Wahrheit, heißt Liebe Gottes als christliche Gottesidee. Wer sie bejaht, der hat schon Vergebung seiner Sünden. Die Kirche dieser Gnadenlehre ist durch sie schon der Gnade teilhaftig. In dieser Kirche findet die Welt billige Bedeckung ihrer Sünden, die sie nicht bereut und von denen frei zu werden sie erst recht nicht wünscht. Billige Gnade ist darum Leugnung des lebendigen Wortes Gottes, Leugnung der Menschwerdung des Wortes Gottes. Billige Gnade heißt Rechtfertigung der Sünde und nicht des Sünders. .. Billige Gnade ist Predigt der Vergebung ohne Buße, ist Taufe ohne Gemeindezucht, ist Abendmahl ohne Bekenntnis der Sünden, ist Absolution ohne persönliche Beichte. Billige Gnade ist Gnade ohne Nachfolge, Gnade ohne Kreuz, Gnade ohne den lebendigen, menschgewordenen Jesus Christus. .. Gnade als Prinzip, pecca fortiter [63] als Prinzip, billige Gnade ist zuletzt nur ein neues Gesetz, das nicht hilft und nicht befreit.” „Teure Gnade ist der verborgene Schatz im Acker, um dessentwillen der Mensch hingeht und mit Freuden alles verkauft, was er hatte; die köstliche Perle, für deren Preis der Kaufmann alle seine Güter hingibt; die Königsherrschaft Christi, um derentwillen sich der Mensch das Auge ausreißt, das ihn ärgert, der Ruf Jesu Christi, auf den hin der Jünger seine Netze verlässt und nachfolgt. Teure Gnade ist das Evangelium, das immer wieder gesucht, die Gabe, um die gebeten, die Tür, an die angeklopft werden muss. .. Gnade als Voraussetzung ist billigste Gnade; Gnade als Resultat teure Gnade. Es ist erschreckend, zu erkennen, was daran liegt, in welcher Weise eine evangelische Wahrheit ausgesprochen und gebraucht wird. Es ist dasselbe Wort von der Rechtfertigung aus Gna­den allein; und doch führt der falsche Gebrauch desselben Satzes zur vollkommenen Zerstörung seines Wesens.” [64]
Diese Worte stammen nicht von einem Mormonen, sondern vom Lutheraner Dietrich Bonhoeffer. Bonhoeffer, der von einigen als „Lutherischer Heiliger”, von allen jedoch als einer der bedeutendsten lutherischen Theologen des 20. Jahrhunderts gesehen wird. Gnade darf offensichtlich auch für Lutheraner etwas kosten! Ich habe mit langjährigen Mitgliedern der Kirche, sowohl mit gebildeten als auch mit weniger gebildeten, mit langgedienten Hohepriestern und mit jungen Missionaren, die Bonhoeffers „Teure Gnade” gelesen haben, gesprochen, und beinahe einhellig war die Meinung: „Wenn Lutheraner das glauben, was haben sie dann für ein Problem mit unserem Gnadenverständnis? Genau das glauben wir doch auch!” Hat Bonhoeffer die Gnade entwertet und ausgehöhlt? Ist Bonhoeffer kein Christ? Oder unterscheidet sich sein Gnadenverständnis nur von dem eines Werner Thiede? Und wenn Bonhoeffer mit dieser Meinung nicht nur Christ, nicht nur Lutheraner, sondern einer der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts ist, mit welchem Recht spricht Thiede uns Mormonen dann bei gleicher Meinung ab, ein unzweifelhaft christliches, echtes Gnadenverständnis zu haben? Bonhoeffer nimmt auch diese Haltung Thiedes in seiner Kritik an den Vertretern der billigen Gnade vorweg und meint, sie fühlten sich „von der Nachfolge Jesu befreit — durch die billige Gnade, die der bitterste Feind der Nachfolge sein muss, die die wahre Nach­folge hassen und schmähen muss.”

3 Zusammenfassung

Fassen wir zusammen:

  • Durch Gnade, die Vergebung, die durch Christus kommt, werden alle Menschen in einem Reich der Herrlichkeit errettet: Universelle Erlösung. Die Hölle ist leer!
  • Durch Gnade werden kleine Kinder erhöht.
  • Durch Gnade als befähigende Kraft zur Nachfolge können wir dem Siegespreis nachjagen, den wir in Christus aus Gnade als Resultat erhalten:
  • Erhöhung im Reich Gottes, die wir ebenso aus Gnade erhalten
Die Kirche Jesu Christi steht in Gemeinschaft mit der Katholischen Kirche und den Orthodoxen Kirchen, aber auch einigen Protestanten, wie wir gesehen haben, als Zeugen für die Gnade Jesu Christi da. Keine der Lehren, die für unsere Erlösung zentral sind, vom Fall Adams über den Freien Willen, die Erbsünde und unser Mitwirken am eigenen Heil, vom Leben und Tod unseres Erlösers, von der Erlösung kleiner Kinder und derer, die von der Wahrheit nichts wissen, ist außerhalb des Rahmens, den die Bibel und die bestehenden christlichen Kirchen kennen. In zentralen Themen hat die Joseph Smith alte Glaubenssätze wiederhergestellt, die erst lange nachher von den anderen christlichen Kirchen wieder aufgegriffen wurden. Gnade ist ein zentrales Thema. Doch ist nicht Gnade die Motivation Gottes, sondern eine Auswirkung. Die Ursache ist in der Liebe Gottes zu finden. Der Liebe des Vaters, der seinen Sohn geschickt hat, um uns alle zu ihm zu bringen. Der aus seiner Gnade heraus Jesus als Sühnopfer hingestellt hat, damit er uns barmherzig sein kann und unsere Sünden vergeben kann, ohne seine Gerechtigkeit zu kompromittieren.


Endnoten

[1]Werner Thiede, EZW—Text 161, „Die Heiligen der Letzten Tage” — Christen jenseits der Christenheit Eine systematisch—theologische Wahrnehmung der größten Mormonen—Kirche‘, Berlin 2001, Seite 17: „Wo die Heilige Schrift als nicht ausreichend empfunden wird, muß ihr Inhalt durch die Hinzufügungen notge­drungen in ein anderes Licht geraten und Schaden nehmen. Im Falle des Mormo­nismus reichen die katastrophalen Folgen von einer entstellten Gottes- und Gna­denlehre — dazu unten mehr — bis hin zur Lehre von der Vielweiberei, die ja zu einer maßgeblichen Ursache für den Untergang des ‘Propheten‘ wurde.”
[2] „Mit der Betonung der menschlichen Willens— und Entscheidungsfreiheit befindet sich der Mormonismus in großer Nähe zum populären Frömmigkeitverständnis amerikanischen Christentums. Aber so gründlich wurde in der Konsequenz noch selten die Rede von Gottes Gnade und Erbarmen entwertet! Zwar reden Mormo­nen durchaus von der Gnade, doch sie höhlen diesen Begriff innerlich aus, indem sie ihm das zentrale Gewicht rauben, das ihm im ‘Christentum als Religion der Gnade‘, wie der Exeget Franz Mußner es formuliert, seit den Ursprüngen zuge­kommen ist. Die ‘Kirche‘ der HLT will Gott wahrhaft erkannt haben, doch sie existiert nicht wirklich ‘zum Lob seiner herrlichen Gnade‘ (Eph 1,6)!”
[3] So zum Beispiel auch John Dillenberger in “Grace and Works in Martin Luther and Joseph Smith.” In Reflections on Mormonism: Judaeo—Christian Parallels, ed. Truman G. Madsen. Provo, Utah, 1978
[4] Second, reading Robert Millet’s book has made it even clearer to me that many—not all, but many—of the arguments that I as a Calvinist evangelical have with Mormons are not too far removed from the arguments that I have pursued with theologians who represent traditions that are clearly in the Christian mainstream. We evangelicals argue at length with Roman Catholics about whether the Bible is our only authority or whether there are additional sources of revealed truth that must be taken as equally authoritative. The question of “divinization” — of how we must think about the apostle John’s promise that, while we are already God’s children, “it does not yet appear what we shall be,” but we can be aßured that someday “we will be like Him”—has been much discußed between Christians of the Western churches and the Eastern Orthodox. And Bob Millet’s insistence that the “good work” that we must perform in order to gain saving grace is the act of having faith—well, this is not unlike a claim that I regularly argue about with my friends in the Arminian tradition. Richard J. Mouw, Nachwort zu A Different Jesus?: The Christ of the Latter—day Saints, by Robert L. Millet (Grand Rapids: Eerdmans Publishing Company, 2005), 181
[5] In den Jahren 1975 bis 1984 wurde das Wort „Gnade” 76 Mal in der Generalkonferenz verwendet. Von 1985 bis 1994 waren es 80 Mal, von 1995 bis 2004 90 Mal, und von 2005 bis jetzt 51 Mal. Bei 60 Ansprachen pro Jahr heißt das, dass etwa jeder 9. Sprecher in der Generalkonferenz das Wort „Gnade” einmal verwendet.
[6] Die Barmherzigkeit Gottes kam im Schnitt in jeder Ansprache seit 1975 mehrmals vor, die Liebe Gottes ebenso.
[7] Kurt E. Marquart, “Luther and Theosis”, Concordia Theological Quarterly, Vol 64:3; Juli 2000, Fort Wayne, Indiana
[8] Reinhard Flogaus, „Theosis bei Palamas und Luther – Ein Beitrag zum ökumenischen Gespräch”, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1997;
[9] Thiede, Seite 29: „Ob es als Überbleibsel aus der vom calvinistischen Glauben geprägten Kindheit des Gründers zu erklären ist, daß Mormonen noch heute meinen: ‘Wenn wir die Gnade des Herrn Jesus Christus erlangen können, diese göttliche, befähigende Kraft, die uns beisteht, dann sind wir in diesem Leben erfolgreich …‘” Cooks Originalsatz lautet jedoch: „Wenn wir die Gnade des Herrn Jesus Christus erlangen können, diese göttliche, befähigende Kraft, die uns beisteht, dann sind wir in diesem Leben erfolgreich und werden im zukünftigen Leben erhöht.” (Gene R. Cook, Durch die Gnade des Herrn göttlichen Beistand erhalten, in: Der Stern 119, 7/1993, 77—79, hier 77. Vgl. ders., Die Gnade des Herrn, in: Der Stern 4/1993,)
[10] Siehe auch Valerie Hudson Cußler, „Die Zwei Bäume,”[http://deutsch.fairlds.org/apol/ValHudsZweiBaum.html], US FAIR Konferenz 2010
[11] 2Ne2:25
[12]KP, Mose 5:11
[13] Für meinen Punkt ist die fachliche Diskussion um die Autorenschaft der Timotheusbriefe unerheblich. Wesentlich ist, daß der 1. Timotheusbrief in allen christlichen Kirchen als Heilige Schrift anerkannt ist.
[14] 1Tim 2:14
[15] Sterling Sill, Aßistant der 12, “The Fall of Man Still Goes On,” Church News, July 31, 1965, p.7
[16] „Adams Fall ist ein Aufwärtsfall genannt worden, aber man muß sich daran erinnern, daß die Aufwärtsrichtung dieses Falles damit begann, daß Vorsorge zur Errettung getroffen wurde.” (George H. Brimhall, “Vital Problems of Life: A Study for the Advanced Senior Claßes of the M. I. A.”, Improvement Era, 1921)
[17] 1Kor 15:17
[18] KKK 366 Die Kirche lehrt, daß jede Geistseele unmittelbar von Gott geschaffen ist Vgl. Pius XII., Enz. ,,Humani generis” 1950: DS 3896; SPF 8. — sie wird nicht von den Eltern ,,hervorgebracht” — und daß sie unsterblich ist Vgl. 5. K. im Lateran 1513: DS 1440.: sie geht nicht zugrunde, wenn sie sich im Tod vom Leibe trennt, und sie wird sich bei der Auferstehung von neuem mit dem Leib vereinen.
[19]Alma 40:11—14
[20] Er hat sich damit wohl der Meinung K. Barths und E. Jüngels angeschloßen. L. Gaßmann, „Was kommen wird”, 2002, widerspricht dem heftig.
[21] Auch dies hat Thiede klar erkannt. Allerdings stoppt er hier und glaubt, dies sei in der mormonischen Soteriologie das Ende von Jesu Wirken.
[22]Thiede, S. 28: „Es versteht sich, daß in diesem Konzeptrahmen die kirchliche Tradition von der ‘Erbsünde‘ als obsolet gelten muß. So ist denn auch die Ablehnung jedweder Erbsündenlehre im mormonischen Glaubensbekenntnis fixiert worden. Die HLT urteilen folglich abseits der tiefen Einsichten des Frühchristentums und des Mittel­alters, ja selbst noch Kants in die Situation der Entfremdung des Menschen von Gott. Im Grunde geht ihre Auffaßung noch hinter die des .. Kelten Pelagius zurück, der wenigstens von den einschrän­kenden Folgen des Sündenfalls bis zur Wiedergeburt durch die Taufe gewußt hatte.”
[23] Thiede, S. 29: „Demgegenüber besagt mormonische Theologie, daß der menschliche Wille in dieser grobstofflichen Welt auch nach dem Fall frei und ’so kräftig und machtvoll wie je’ sei. In der Folge wird eine sündenfreie Existenz prompt für möglich, ja zur Rettung der Gesellschaft für nötig gehalten”
[24]Thiede, S. 30: „über die Erkenntniße der re­formatorischen Theologie und Anthropologie fühlt man sich erhaben, ohne deren Außagen über die göttliche Gnade und Gerechtigkeit sowie über die menschliche Willensunfreiheit ernsthaft durchdrungen und verstanden zu haben.”
[25]Augsburger Bekenntnis, Artikel 2: „Weiter wird bei uns gelehrt, daß nach Adams Fall alle natürlich geborenen Menschen in Sünde empfangen und geboren werden, das heißt, daß sie alle von Mutterleib an voll böser Lust und Neigung sind und von Natur keine wahre Gottesfurcht, keinen wahren Glauben an Gott haben können, ferner daß auch diese angeborene Seuche und Erbsünde wirklich Sünde ist und daher alle die unter den ewigen Gotteszorn verdammt, die nicht durch die Taufe und den Heiligen Geist wieder neu geboren werden. Damit werden die verworfen, die die Erbsünde nicht für eine Sünde halten, damit sie die Natur fromm machen durch natürliche Kräfte, in Verachtung des Leidens und Verdienstes Christi.”
[26]Katechismus der Katholischen Kirche, München 1993, Teil 1, Absatz 7, §403: „Im Anschluß an den hl. Paulus lehrte die Kirche stets, daß das unermeßliche Elend, das auf den Menschen lastet, und ihr Hang zum Bösen und zum Tode nicht verständlich sind ohne den Zusammenhang mit der Sünde Adams und mit dem Umstand, daß dieser uns eine Sünde weitergegeben hat, von der wir alle schon bei der Geburt betroffen sind und ‘die der Tod der Seele‘ ist Vgl. K. v. Trient: DS 1512.. Wegen dieser Glaubensgewißheit spendet die Kirche die Taufe zur Vergebung der Sünden selbst kleinen Kindern, die keine persönliche Sünde begangen haben” KKK, Teil 1, Absatz 7, §405: „Obwohl ‘einem jeden eigen‘ Vgl. K. v. Trient: DS 1513., hat die Erbsünde bei keinem Nachkommen Adams den Charakter einer persönlichen Schuld. Der Mensch ermangelt der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit, aber die menschliche Natur ist nicht durch und durch verdorben, wohl aber in ihren natürlichen Kräften verletzt.”
[27] „Nach Ansicht der [Orthodoxen Kirche] wird nicht die Sünde Adams selbst auf seine Nachkommen vererbt sondern nur die Folge dieser Sünde, der Tod; dieser wird jedoch nicht nur an die Nachkommen Adams vererbt sondern erfaßt und versklavt die gesamte Schöpfung wobei die Angst vor dem Tod in einem Teufelskreis zur Hauptursache weiterer Sünden wird. Die Orthodoxe Kirche geht davon aus daß die Menschen auch nach dem Sündenfall noch ihren freien Willen haben und immer noch fähig zu guten Taten sind. Der Sündenfall hat jedoch eine Welt hinterlaßen in der Sünde bequem einfach angenehm und naheliegend erscheint Tugend dagegen anstrengend schwierig abgehoben und langweilig. So hat er eine Barriere zwischen den Menschen und Gott aufgestellt die der Mensch von sich aus nicht niederbrechen kann. .“ http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Erbs%FCnde.html#Die_Lehre_in_den_Kirchen
[28]Alma 42:10
[29]Mosia 16:5
[30]Er bezeichnet diese unrichtigerweise als „das mormonische Glaubensbekenntnis”.
[31] Internationale Theologische Kommission: Die Hoffnung auf Rettung für ungetauft sterbende Kinder (2007)
[32]Demgegenüber besagt mormonische Theologie, daß der menschliche Wille in dieser grobstofflichen Welt auch nach dem Fall frei und “so kräftig und machtvoll wie je” sei. In der Folge wird eine sündenfreie Existenz prompt für möglich, ja zur Rettung der Gesellschaft für nötig gehalten:
[33]Elder Bruce R. McConkie, “Jesus Christ and Him Crucified,” Speeches of the Year, 1976, pp. 399—401
[34]2Ne 2:26
[35]KP, Mose 5:9
[36]Interessanterweise hat Thiede diese Variante der Gnade im Mormonismus völlig richtig erkannt. Irrigerweise glaubt er jedoch, das sei die EINZIGE Art mormonischer Gnade Gottes, außer der Auferstehung.
[37]LuB 10:5
[38]2. Ne 4:26—35
[39]Alma 5:14
[40] 1Ne10:21
[41] Augsburger Bekenntnis, Artikel 17: „Auch wird gelehrt, daß unser Herr Jesus Christus am Jüngsten Tag kommen wird, um zu richten und alle Toten aufzuerwecken, den Gläubigen und Auserwählten ewiges Leben und ewige Freude zu geben, die gottlosen Menschen aber und die Teufel in die Hölle und zur ewigen Strafe verdammen wird. Deshalb werden die verworfen, die lehren, daß die Teufel und die verdammten Menschen nicht ewige Pein und Qual haben werden.”
[42] Alma 36:12-17
[43] Vgl. 2. Nephi 9,15.22; 3. Nephi 27,14. Das Gericht führt nicht zu einer ewigen Hölle: „Alle Menschen werden erlöst werden, aber die Grade der Erlösung werden so verschieden sein wie unser Wirken auf Erden… Im Großen Plan ist nichts von einer ewigen Verdammung des Men­schen vorgesehen” (J. A. Widtsoe, a.a.O., 170 f). Fußnote 112 auf Seite 32
[44]Matthäus 12:31
[45]„Der Name eines jeden Sohns und einer jeden Tochter Adams steht bereits im Lebensbuch des Lammes geschrieben. Gibt es jemals eine Zeit, wo sie herausgenommen werden? Ja, wenn sie Söhne des Verderbens werden, vorher nicht. Jeder Mensch darf ihn für immer und immer dort behalten. Wenn sie diesen Vorzug vernachläßigen, wird ihr Name ausgelöscht, aber erst dann. Alle Namen der Menschen stehen dort geschrieben, und der Herr wird sie dort behalten, bis sie zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen, zu der Erkenntnis, daß sie sich gegen ihn auflehnen können, daß sie gegen den Heiligen Geist sündigen können; dann werden sie in die Hölle hinabgeworfen, und ihr Name wird aus dem Lebensbuch des Lammes gelöscht.” (JoD Vol 6, Seite285f., zitiert in „Lehren der Präsidenten der Kirche – Brigham Young”, Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, 1997, S. 288)
[46]Eldred G. Smith, “Exaltation,” BYU Speeches of the Year, March 10, 1964, S. 4
[47]Paul Tillich, Hans Urs von Balthasar, Werner von Laak, Jens Adam und Michael Schneider, um nur ein paar zu nennen.
[48]Werner Thiede: „Die Hölle ist ausgelöscht. Warum die Hoffnung auf Allversöhnung theologisch legitim ist” in: zeitzeichen 11/2010, S. 15—17.
[49]Chrismon Plus Rheinland, 04.2009, Seite 47. http://www.ekir.de/ekir/dokumente/SchneiderChrismonPlusRheinland0409.pdf
[50]„Er führte das Abendmahl ein, das an sein großes Sühnopfer erinnern soll. Er wurde gefangen genommen und auf Grund von falschen Anschuldigungen angeklagt. Er wurde für schuldig befunden, damit der Pöbel Ruhe gab, und zum Tod am Kreuz auf dem Kalvarienberg verurteilt. Er gab sein Leben hin, um für die Sünden aller Menschen zu sühnen. Er war die große Gabe, die stellvertretend für alle Menschen dargebracht wurde, die je auf der Erde leben sollten.” Der lebendige Christus, Zeugnis der Apostel, Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, 01.01.2000, http://www.hlt.at/kirchenliteratur/der-lebendige-christus.html
[51]Thiede, Seite 30
[52]Michael G. Reed, “The Development of the LDS Church’s Attitude Toward the Croß.”, CSU Sacramento, 2009
[53]ebd.
[54] Ich erwähne dies nicht, um diesem katholischen Bischof Schuld zuzuschieben! Es war diese Situation nur Ausdruck einer größeren Verstimmung zwischen den Mitgliedern der beiden Kirchen. [55] LuB 19:16—19
[56] 1 Kor 15:17
[57] Thiede, Seite 26: „Für deßen Selbsterlö­sung und Erhöhung wird Christus zu einem bloßen Mittel degradiert, wie ein Zitat von Talmage erkennen läßt: ‘Es war notwendig, ein Mittel für die Erlösung zu schaffen, wodurch der irrende Mensch seine Fehler wiedergutmachen und durch Befolgung des feststehenden Gesetzes seine Seligkeit und schließliche Erhöhung in den ewigen Welten erlangen könnte.‘” Das Mittel, von dem Talmage spricht, ist das Sühnopfer, nicht Jesus, der ungeschaffen ist!
[58]Thiede, S. 30: „Damit ist der neutestamentliche Gnadenbegriff zugunsten eines platten Synergismus gründ­lich auf den Kopf gestellt.”
[59]„Lutheraner und Orthodoxe lehren, daß die göttliche Gnade universal wirksam ist und Gott allen Menschen Gnade frei gewährt. Gottes rettende Gnade ist nicht aus Notwendigkeit oder auf unwiderstehliche Weise wirksam, da die Menschen sie auch ablehnen können. .. Auch die Orthodoxen bekräftigen die absolute Priorität der göttlichen Gnade. Sie betonen, daß Gottes Gnade unseren menschlichen Willen dazu befähigt, sich dem göttlichen Willen zu fügen (vgl. Philipper 2,13) — nach dem Gebet Jesu: „nicht wie ich will, sondern wie du willst” (Matthäus 26,39), so daß wir unser Heil mit Furcht und Zittern (vgl. Philipper 2,12) wirken können. Das verstehen die Orthodoxen unter Synergie (Zusammenwirken) der göttlichen Gnade und des menschlichen Willens des Glaubenden bei der Aneignung des göttlichen Lebens in Christus. Das Verständnis von Synergie im Heil wird gefördert durch die Tatsache, daß der menschliche Wille in der einen Person Christi nicht aufgegeben wurde, als nach den christologischen Entscheidungen der ökumenischen Konzile die menschliche Natur in Christus mit der göttlichen Natur verbunden wurde. Wenngleich die Lutheraner den Begriff der Synergie nicht verwenden, erkennen sie doch die persönliche Verantwortung des Menschen bei der Annahme oder Ablehnung der göttlichen Gnade durch den Glauben und beim Wachsen im Glauben und Gehorsam gegenüber Gott an.” ( http://www.helsinki.fi/~risaarin/lutortger.html#heil; Stand 17. Juni 2010)
[60]„Erklärung der Neunten Plenartagung der Gemeinsamen Kommißion in Sigtuna” aus dem Jahr 1998
[61]Siehe Endnote lxi.
[62]Kardinal Dr. Christoph Schönborn, http://www.kirchenweb.at/schoenborn/kardinal/jahresreihe6/katechese610.htm, Stand 17. Juni 2010—06—17
[63]Lat.: „Sündige tapfer”. In Anlehnung an Martin Luther: „Sei ein Sünder und sündige tapfer, aber glaube tapferer und freue dich in Christus, der Sieger ist über Sünde, den Tod und die Welt!” (Brief an Philipp Melanchthon vom August 1521)
[64]Dietrich Bonhoeffer, Nachfolge, Kapitel 1

 

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Last Updated November 07, 2009
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